- Direkt zum aktuellen Artikel: Streit um Pfarrer in Hauzenberg: Bischof sagt Treffen ab
Öffentliche Auftritte als Priester und die Feier der Heiligen Messe wurden ihm vom Bistum Passau bis auf Weiteres untersagt: Weil dem Pfarrer von Hauzenberg ein Zelebrationsverbot erteilt wurde, ist es am Sonntag zu Protesten in der niederbayerischen Gemeinde gekommen. Rund um den Gottesdienst in der St. Vitus Kirche zeigten Gläubige ihre Solidarität mit dem Pfarrer. Er selbst blieb der Messe fern, diese wurde von Domprobst emeritus Hans Striedl geleitet.
Das Bistum wirft dem Pfarrer schwerwiegendes Fehlverhalten vor. Konkret geht es um den Umgang mit Alkohol, er soll Jugendliche zum Trinken verleitet haben. Kritiker soll der Geistliche gemobbt haben. Dessen Anwalt ließ verlauten, dass die Anschuldigungen jeder sachlichen Grundlage entbehrten.
Pfarrer von Hauzenberg aktiv in der Feuerwehr
In Hauzenberg genießt der Pfarrer großen Rückhalt: Schon lange vor Beginn der Messe versammelten sich zahlreiche Gläubige in und um die Kirche – schätzungsweise rund 2.500 Menschen waren vor Ort. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, viele mussten draußen ausharren.
Feuerwehrleute aus der Region kamen in Uniform zum Gottesdienst, um ihre Solidarität mit dem Pfarrer zu zeigen, der auch aktiver Feuerwehrmann ist. Zudem ist er niederbayerischer Bezirksfeuerwehrpfarrer und Kreisbrandmeister für den Bereich Seelsorge im Landkreis Passau. Viele Menschen hatten Tränen in den Augen – wollten zeigen, dass sie hinter ihrem Pfarrer stehen.
Schwierige Situation für Vertretung
"Ich bin nicht als Erlöser, aber als Brückenbauer hier", sagte Domprobst Striedl zu Beginn des Gottesdienstes. Er habe keine Lösung im Gepäck, rief er den Gläubigen zu. Er bat sie, sie mögen auch weiterhin ihren Mund aufmachen. "Helft mit, diese schwere Zeit zu überstehen", rief er den Menschen in der Kirche zu.
Die vielen Menschen, die in Solidarität für ihren Pfarrer in den Gottesdienst gekommen seien, würden für sich sprechen, erklärte Striedl. Auch in den Fürbitten wurde für den freigestellten Pfarrer gebetet.
Ministranten wollen geschlossen aufhören
Hans Striedl hatte vor dem Gottesdienst mit dem freigestellten Pfarrer telefoniert, der momentan nicht in Hauzenberg sei, aber Grüße und Dank an die Kirchengemeinde ausrichten ließ. Am Ende des Gottesdiensts traten mehrere Ministranten vor die Kirchengemeinde, um ihr Unverständnis und ihre Trauer über die Entscheidung des Bistums auszudrücken.
Teilweise unter Tränen bedankten sie sich beim freigestellten Pfarrer. "Danke für deine Menschlichkeit, dein Handeln hat uns immer inspiriert, du bist nicht allein", sagte ein Mädchen ins Mikrofon. Die Ministrantinnen und Ministranten verkündeten, dass fast alle ihren Dienst niederlegen wollten.
Kritik an Bischof Oster wird laut
Immer wieder, auch während der Messe, brandete Applaus auf. Auch Zwischenrufe gab es, in denen Kritik an Bischof Stefan Oster kundgetan wurde. Vor der Kirche äußerten viele Gläubige im Gespräch mit dem BR ihr Unverständnis und ihre Wut auf den Bischof. Einige kündigten an, aus Protest aus der Kirche austreten zu wollen. Noch hat das Bistum keinen Nachfolger für den entlassenen Pfarrer bekanntgegeben.
Vertreten wird der Pfarrer von Anwalt Holm Putzke. Er war am Sonntag vor Ort und sprach nach dem Gottesdienst im Gespräch mit dem BR von einer "Demonstration des Glaubens und der Solidarität für den Pfarrer" durch die vielen Gläubigen. "Die Gerüchte wabern durch die Gegend und man kann sich nicht richtig dagegen wehren", beklagte Putzke. "Und deshalb halte ich es auch für eine Katastrophe, dass das Bistum uns gegenüber das Material, das es angeblich hat, zurückhält und uns nicht die Möglichkeit gibt, darauf richtig zu reagieren. Ich bin über dieses Vorgehen wirklich schockiert."
Petition gegen Entscheidung des Bistums Passau
Er habe immer wieder das Gespräch mit Oster gesucht, das sei aber nie zustande gekommen. Das Bistum habe ein katastrophales Krisenmanagement, so Putzke weiter. Wie es nun weitergehe, ist laut Anwalt ungewiss. Dass der Pfarrer wieder auf seinen Posten zurückdürfe, hält Putzke für ausgeschlossen. "Ich glaube nicht, dass der Bischof von seinem Ross heruntersteigt und diese Entscheidung revidiert."
Unterstützung für den Pfarrer von Hauzenberg gibt es unterdessen auch im Internet: Bei einer Online-Petition haben innerhalb von zwei Tagen rund 6.000 Menschen unterschrieben. Gefordert wird, den Pfarrer weiterhin im Amt zu lassen. Der Pfarrer sei eine Schlüsselfigur bei der Heranführung junger Menschen an die Kirche und den Glauben in moderner Form, heißt es.
Im Audio: Zelebrationsverbot für Pfarrer von Hauzenberg
Viele zeigten vor der Kirche Hauzenberg ihre Solidarität mit dem freigestellten Pfarrer.
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