Die Universität Bayreuth prüft derzeit die Dissertation von AfD-Parteichefin Alice Weidel aus dem Jahr 2011 wegen des Verdachts auf Plagiate. In einer Stellungnahme teilte die Hochschule dem BR am Freitagabend mit, dass der Ombudsperson der Universität Anfang Dezember ein Plagiatsverdachtsgutachten zur Dissertation Weidels zugegangen sei.
Man prüfe nun den Verdacht im Rahmen des dafür vorgesehenen Verfahrens. Zuerst hatte die "Süddeutsche Zeitung" darüber berichtet (externer Link, möglicherweise Bezahl-Content). Demnach hatten zwei Plagiatesucher sich bei der Hochschule gemeldet. Sie werfen Weidel laut SZ-Bericht vor, fremde Quellen übernommen und dies nicht oder nicht ausreichend gekennzeichnet zu haben.
Universität: Mit Ergebnis nicht vor Ende Januar zu rechnen
Das Plagiatsverdachtsgutachten wurde der Kommission für wissenschaftliche Integrität der Universität Bayreuth vorgelegt, wie der BR erfuhr. Diese entscheidet, ob es zu einem förmlichen Untersuchungsverfahren kommt. Mit einem Ergebnis sei nicht vor Ende Januar zu rechnen, hieß es.
Alice Weidel hatte ihre Doktorarbeit im März 2011 an der Uni Bayreuth eingereicht. Der Titel lautet: "Das Rentensystem der Volksrepublik China". Einen Monat zuvor hatte dieselbe Hochschule dem damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg den Doktortitel aberkannt.
Weidel: "Kampagne gegen mich persönlich losgetreten"
Weidel reagierte mit einem Video auf der Plattform X (vormals Twitter), in dem sie ihr Unverständnis über den Schritt zum Ausdruck brachte. Es sei "eine Kampagne" gegen sie losgetreten worden, so die AfD-Chefin. Als Grund dafür sah sie die zuletzt gestiegenen Umfragewerte ihrer Partei. In bundesweiten Umfragen steht die Partei derzeit bei 20 bis 23 Prozent und damit an zweiter Stelle nach der Union und vor der SPD und den Grünen.
Weidel spricht von politischer Motivation - und gibt sich gelassen
"Die politische Motivation ist offensichtlich", erklärte Weidel. Mögliche Zitier-Fehler in ihrer Doktorarbeit seien "zu Plagiaten aufgeblasen" worden. Sie habe unterdessen um eine unabhängige Stellungnahme eines Wissenschaftlers gebeten. Dieser komme zu dem Schluss, dass die Vorwürfe abwegig seien. Sie sehe der weiteren Prüfung ihrer Arbeit gelassen entgegen.
Der von ihr ins Feld geführte Wissenschaftler ist der Ökonom Stefan Homburg von der Universität Hannover, bei dem sie sich in ihrer Doktorarbeit unter anderem bedient haben soll. Er schreibt in seinem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Brief an Weidel, dass er "an keiner Stelle geistigen Diebstahl feststellen konnte". In der Wirtschaftswissenschaft müsse allgemeines Lehrbuchwissen auch nicht satzweise belegt werden.
Mit Informationen von AFP und dpa
Im Video: Uni Bayreuth prüft Weidels Doktorarbeit
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels wurde der Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg fälschlicherweise als ehemaliger Außenminister bezeichnet. Wir haben die Angaben korrigiert.
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