Wer heute das Gebäude am Kohlenmarkt unweit des Fürther Rathauses ansteuert, braucht vielleicht Bargeld vom Bankautomaten. Dass dort einmal ein Kaufhaus war, wissen nur wenige. Die jüdische Familie Tietz hatte es gegründet und führte die Geschäfte, bis die Repressionen der Nationalsozialisten zu groß wurden und die Kunden systematisch aufgefordert wurden, nicht bei Juden einzukaufen.
Im Geschichtsunterricht hat die 18-jährige Lilly Bertram mit ihrer Klasse am Helene-Lange-Gymnasium die Historie des Kaufhauses recherchiert. Seit der Projektarbeit begegneten ihr überall im Stadtbild Hinweise auf jüdisches Leben in Fürth, erzählt sie.
Von Löwen und Friedhöfen
Unterstützt wurden die Gymnasiasten von Alisha Meininghaus, der Kuratorin für Bildung und Vermittlung beim jüdischen Museum Franken in Fürth. Sie registriert, dass sich viele Fürtherinnen und Fürther mit der jüdischen Geschichte ihrer Stadt gut auskennen. Trotzdem gebe es immer wieder Themen, die noch nicht bekannt seien und das mache für sie den Reiz aus. Dass etwa die beiden steinernen Löwen im Stadtpark von einem jüdischen Mäzen gestiftet wurden oder dass Besucher auf einem jüdischen Friedhof keine Blumen niederlegen, sondern Steine. Es gebe immer noch Dinge, die den Menschen unbekannt seien, sagt Meininghaus.
Kurze Audios zur jüdischen Geschichte
Fünf Folgen des sogenannten Audiowalks - produziert von den Schülerinnen und Schülern - sind auf der Streamingplattform Spotify mit dem Titel "Audiowalk jüdisches Leben in Fürth". Die Folgen sind zwischen drei und sechs Minuten lang und befassen sich mit dem ehemaligen Kaufhaus Tietz, den Steinernen Löwen, mit dem jüdischen Friedhof oder mit der Bedeutung des jüdischen Ritualbads Mikwe.
Die Idee dazu hatte ihr Geschichtslehrer Nico Löwinger. Bei der Unterrichtsgestaltung setzt er auf Begegnungen unterschiedlicher Kulturen. So sei es leicht, Interesse zu wecken und Verständnis zu schaffen, erklärt er seinen Ansatz.
Ausgezeichnetes Projekt
Das hat auch die Jury der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien beeindruckt. Im vergangenen Oktober hat sie die Schülerinnen und Schüler für das Projekt ausgezeichnet, Preisgeld inklusive. Das freut auch den Lehrer Nico Löwinger. Mit einer anderen Klasse arbeitet er schon am nächsten Projekt zum jüdischen Leben in Fürth.
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