Vermutlich hat sie fast jeder zu Hause: eine Box oder Schublade voller alter Kabel. Ladekabel, Kopfhörerkabel, Verbindungskabel – defekt oder einfach nicht mehr kompatibel. Eduard Dmitrik aus Waldkraiburg hatte eine Idee, wie man nicht nur seinen Elektroschrott fachgerecht entsorgen, sondern damit auch den Opfern des Ukrainekriegs helfen kann: Man könnte die wertvollen Rohstoffe in den Kabeln spenden. So entstand das Azubi-Projekt Cable4Ukraine.
Aus Müll werden Spenden für den guten Zweck
Eduard Dmitrik hat seine Lehre bei einem Waldkraiburger Kabelgroßhändler gemacht. Privat engagiert er sich als Dolmetscher im Verein Ukrainehilfe Oberbayern. In einer schlaflosen Nacht hatte er die Idee: mit Kabeln helfen. Denn sie enthalten Rohstoffe wie etwa Kupfer oder Aluminium – und sind in großer Menge deswegen einiges wert. Ein Schrottkabel zu spenden ist für den Einzelnen aber kein großer Aufwand. Warum also nicht Material nutzen, das sonst nur nutzlos zuhause liegt oder als Müll abgestempelt wird?
Azubis kümmern sich um Organisation
Das Konzept hinter dem Projekt "Cable4Ukraine" ist einfach: Azubis stellen Sammeltonnen an öffentlichen Orten auf, geben die gesammelten Kabel an ein Recycling-Unternehmen und spenden den Erlös an den Verein Ukrainehilfe Oberbayern. Der schickt damit Hilfsgüter in Krisengebiete oder unterstützt Kriegsgeflüchtete in Oberbayern.
Die Azubis kümmern sich etwa um neue Standorte, halten die Tonnen in Schuss und holen volle Behälter ab. Alles in Absprache miteinander, für das betriebsübergreifende Teambuilding.
Schon 3.700 Euro für die Ukrainehilfe Oberbayern
Rund zwölf Kabelsammeltonnen – sogenannte Kabelberts – stehen mittlerweile in Waldkraiburg und Umgebung: zum Beispiel im Kino, Fitnessstudio oder in diversen Schulen. Eine erste Fuhre Kabelschrott haben die Azubis bereits zum Verwerter gebracht und hinterher 3.700 Euro an die Ukrainehilfe Oberbayern gespendet.
Auch jetzt lagern schon wieder mehrere Tonnen Altkabel auf dem Firmengelände von Medikabel: 13 Gitterboxen voll. Eine Box mit rund 200 Kilo Kabeln kommt von der Baustelle des Nachbarunternehmens Netzsch. Eimerweise Kabelschrott hat auch eine Frau von ihrer heimatlichen Baustelle vorbeigebracht, die über einen Elternbrief von dem Projekt erfahren hat, erzählt Eduard Dmitrik: "Das motiviert, weiterzumachen".
"Jedes Kabel zählt": Schüler helfen mit
Aber auch Kleinvieh macht Mist: "Jedes Kabel zählt", steht auf der neuen Sammeltonne, die Eduard Dmitrik zusammen mit Azubi Timo Borowiak ins Waldkraiburger Gymnasium bringt. Die Kinder der AG Miteinander, die den Kontakt zu den Azubis hergestellt haben, warten schon – und haben extra Kabel gesammelt: "Ich hab meine Eltern gefragt und die haben mir Kabel in die Hand gedrückt, die wir nicht mehr brauchen oder die einfach schon kaputt sind", erzählt Schülerin Sofie. Ihre Mitschüler Nina und Muchamed freuen sich, dass damit ein gemeinnütziges Projekt unterstützt wird – auch außerhalb ihrer Schule.
Projekt Cable4Ukraine soll über Landkreis-Grenzen wachsen
Initiator Eduard Dmitrik freut sich sichtlich über das Engagement am Gymnasium. Er hofft, dass auch Schüler, Studierende oder Azubis aus anderen Landkreisen das Projekt gut finden und bei sich etablieren wollen: "Unsere Kapazitäten sind begrenzt, auch weil man mit jedem Landratsamt abstimmen muss, dass man so eine soziale Sammlung machen darf". Sein Wunsch für die Zukunft ist, dass das Projekt Cable4Ukraine über die Landkreisgrenzen schwappt, "um Menschen zu helfen, die unverschuldet in Not geraten sind".
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