Was den Bund Naturschutz umtreibt bezüglich des Forschungsreaktors in Garching, hat er nun vor Gericht deutlich gemacht: Hochangereichertes Uran sei waffentauglich und auch sonst hochgefährlich. Es sei internationaler Konsens, dass Forschungsreaktoren nicht mehr damit betrieben werden sollten. Im dichtbesiedelten Gebiet im Münchner Norden sollte es erst recht nicht eingesetzt werden.
Streit um hochangereichertes Uran für Forschungsreaktor
Der Brennstoff komme aus Russland – und überhaupt sei seine Verwendung im Garchinger Reaktor längst illegal. Denn nach der Betriebsgenehmigung von 2003 hätte die Umstellung auf niedriger angereichertes Uran bereits bis Ende 2010 erfolgen müssen, argumentieren die Umweltschützer. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) befasste sich am Montag mit dem jahrelangen Streit. Denn der Bund Naturschutz (BN) in Bayern hatte geklagt.
Der verklagte Freistaat Bayern hält die Fristsetzung für eine Umstellung dagegen für unwirksam. Es habe sich bei der Auflage einer Umrüstung ab 2011 wohl vor allem um eine politische Absichtserklärung gehandelt, hieß es seitens des Umweltministeriums. Vielleicht habe man geglaubt, eine Umstellung samt Genehmigungsverfahren in dieser Frist bewerkstelligen zu können. Das habe sich aber nicht bewahrheitet.
Neuer Brennstoff in Arbeit
Der Freistaat und TU München als Betreiberin betonten, dass der Forschungsreaktor weiter die atom- und umweltrechtlichen Sicherheitsanforderungen erfülle. Und eine Umstellung sei mangels geeignetem Brennstoff noch gar nicht möglich gewesen. Ab 2030 könnte sie aber machbar sein, sagte eine TU-Sprecherin am Rande des Prozesses. Denn ein neuer Brennstoff mit auf unter 20 Prozent angereichertem Uran ist in Arbeit. Nächstes Jahr soll die Genehmigung beantragt werden.
Wenn die Neutronenquelle läuft, werden dort wissenschaftliche Experimente – etwa im Bereich Quantentechnologie , Klimaforschung oder Archäologie - durchgeführt. Daneben produzieren Kunden aus der Industrie zum Beispiel Radioisotope und Radiopharmaka für die Krebsdiagnostik und -behandlung.
Forschungsreaktor steht seit 2020 still
Seit März 2020 steht der Forschungsreaktor Garching aber still – aus unterschiedlichen Gründen: Corona, diverse Reparaturen, Probleme mit der Lieferung neuer Brennstäbe. Nächstes Jahr soll er eigentlich wieder hochgefahren werden. Nach dem Willen des Bundes Naturschutz soll er aber nur noch ohne hochangereichertes Uran neu gestartet werden. Der VHG will seine Entscheidung über die BN-Klage am Mittwoch, am frühen Nachmittag, bekannt geben.
Der jetzige Forschungsreaktor hatte 2004 das "Atomei" abgelöst, das 1957 als erster Atomreaktor der Bundesrepublik Deutschland in Betrieb genommen worden war. Darum herum entstand ein riesiger Forschungscampus, auf dem heute Tausende Menschen arbeiten und studieren. 2000 wurde das "Atomei" stillgelegt. Die markante Hülle ist aber geblieben und steht mittlerweile unter Denkmalschutz.
Mit Informationen von dpa
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