Renate Schmidt spricht auf einer Veranstaltung.
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Sie gilt als Grande Dame der bayerischen SPD und als Erfinderin des Elterngeldes. Renate Schmidt feiert 80. Geburtstag.

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Renate Schmidt wird 80

Renate Schmidt wird 80

Sie gilt als Grande Dame der bayerischen SPD und als Erfinderin des Elterngeldes. Die ehemalige Bundestags-Vizepräsidentin und Bundesfamilienministerin Renate Schmidt feiert am heutigen Dienstag ihren 80. Geburtstag.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

"Ich habe niemals geplant, hauptberufliche Politikerin zu werden", das sagt Renate Schmidt stets, wenn sie in Interviews auf ihre politischen Karriere zurückblickt. Tatsächlich kam es anders. Sie war Bundestags-Vizepräsidentin, geschätzte und gefürchtete Oppositions-Führerin im Bayerischen Landtag und Bundesfamilienministerin. Auch mit 80 Jahren ist sie weiterhin ein politischer Mensch, tritt aber mittlerweile deutlich kürzer.

Berufsstart in einer Männerdomäne

Eigentlich wollte sie Abitur machen. Es kam aber anders. Mit 17 wurde sie schwanger und flog von ihrem Fürther Mädchen-Gymnasium. Fräulein Pokorny, so lautete Renate Schmidts Mädchenname, habe Schande über die Schule gebracht, hieß es damals zur Begründung des Rauswurfs. Die Teenager-Schwangerschaft war damals noch ein Skandal, was Renate Schmidt partout nicht in den Kopf wollte. Dass ein Kind eine Schande sein soll, ist für sie Zeit ihres Lebens unbegreiflich gewesen.

Den ebenfalls noch jungen Mann, damals galt man mit 20 Jahren noch nicht als volljährig, heiratete sie. Aus Renate Pokorny wurde Renate Schmidt. Und die junge Mutter fand einen Ausbildungsplatz beim damaligen Versandriesen Quelle. Als Programmiererin und System-Analytikerin fand sie sich fortan in einer von Männern dominierten Arbeitswelt wieder.

Vom Betriebsrat in den Bundestag

Mit der Zeit engagierte sie sich im Betriebsrat und auch in der SPD. 1980 trat sie zum ersten Mal im Wahlkreis Nürnberg-Nord als Kandidatin für den Bundestag an und wurde direkt gewählt. Auch diese erste Kandidatur bezeichnet Renate Schmidt heute eher als Zufall. Der langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Hans Batz hatte zuvor überraschend beschlossen, nicht mehr zu kandidieren. Renate Schmidt musste allerdings auch erst zur Kandidatur überredet werden. "Man kann doch nicht wochenlang an seinem eigenen Bild vorbeigehen", sagte sie damals und dachte dabei an die Wahlplakate. Doch das alles stand einer ersten Zeit im Bundestag schließlich doch nicht im Wege.

14 Jahre saß Renate Schmidt zunächst für die SPD im Bundestag. In dieser Zeit musste sie jedoch einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Denn 1984 starb völlig unerwartet ihr erster Mann. Nach einer Zeit der Trauer nahm Renate Schmidt ihre politische Tätigkeit aber wieder auf. Zwischen 1990 und 1994 war sie sogar Bundestags-Vizepräsidentin.

Oppositionsführerin im Bayerischen Landtag

1994 wechselt Renate Schmidt von der Bundes- in die Landespolitik. Schon seit 1991 war sie Vorsitzende der Bayern SPD. Zweimal geht sie als Spitzenkandidatin ihrer Partei in den Landtags-Wahlkampf. Doch mehr als Achtungserfolge mit Ergebnissen um 30 Prozent kann auch sie nicht herausholen.

Besonders die Wahl von 1994 nagt noch ein wenig an ihr. 1993 hatte die Amigo-Affäre um den damaligen CSU-Ministerpräsidenten Max Streibl ihren Höhepunkt erreicht. Streibl musste zurücktreten und Edmund Stoiber wurde zum starken Mann in der CSU. "Wenn die CSU damals mit Streibl angetreten wäre, hätte ich gewonnen", sagt die SPD-Frau noch heute mit dem Brustton der Überzeugung.

Ministeramt statt Ruhestand

Am Ende der Legislaturperiode in Bayern wollte Renate Schmidt ihre politische Karriere eigentlich beenden. Doch es folgte der berühmte Anruf des damaligen SPD-Kanzlers Gerhard Schröder, der seine fränkische Genossin für das Familienressort vorgesehen hatte. Fünf Minuten Bedenkzeit soll Schröder ihr gegeben haben.

Als Bundesfamilienministerin bringt sie das Elterngeld auf den Weg, das sie als ihren größten politischen Erfolg bezeichnet. Als es tatsächlich eingeführt wird, ist Renate Schmidt aber nicht mehr im Amt. Denn 2005 wird die rot-grüne Regierung abgewählt. Die Einführung des Elterngeldes obliegt ihrer Nachfolgerin, der CDU-Politikerin Ursula von der Leyen. "Ich war damals stinksauer, dass ich nicht mehr Familienministerin war", sagte sie später. Gleichzeitig lobt sie aber auch die damalige Zusammenarbeit mit Ursula von der Leyen, die in dieser Frage genau wie sie getickt habe. Und beide Politikerinnen hätten so manches an ihren jeweiligen Parteien vorbeigemogelt.

Familiärer Lebensabend

2009 hat Renate Schmidt beschlossen, nicht mehr für den Bundestag zu kandidieren. Später übernahm sie noch Ehrenämter, aber seit fünf Jahren macht sie auch in dieser Hinsicht "nicht mehr viel", wie sie selbst sagt. Auch weil sie sich körperlich nicht überanstrengen will und weil es auch an der Zeit ist, Platz für Jüngere zu machen.

Ihren 80. Geburtstag wird sie wohl in Etappen feiern. Den eigentlichen Tag nur mit einem gemeinsamen Essen mit ihrem Mann, dem Maler Hasso von Henninges, mit dem sie seit 1998 verheiratet ist. Am Wochenende soll es dann eine Feier im engsten Familienkreis geben, was aber auch schon bedeutet, dass mindestens 30 Personen zusammenkommen, berichtet sie schmunzelnd. Und auch ihre Partei und die Stadt Nürnberg wollen Renate Schmidts 80. Geburtstag würdigen. Ehrenbürgerin Nürnbergs ist sie schon seit 2014.

Renate Schmidt 2022 auf einer SPD-Veranstaltung.
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Renate Schmidt 2022 auf einer SPD-Veranstaltung.

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