Auf den ersten Blick sieht das Ambiente fast genauso aus wie bei jeder gewöhnlichen Yogastunde. Nach und nach aber betreten die Teilnehmenden das Yoga-Studio "Karma Obscura" in der Nürnberger Südstadt. Spätestens jetzt wird eine durchschlagende Präferenz für schwarze Kleidung offensichtlich. In Heavy-Metal-Kreisen ist das nun mal die beliebteste Farbe. Die meisten der insgesamt zehn "Metal-Yogis" an diesem Abend sind tätowiert. Eine Bedingung für die Teilnahme ist das freilich nicht. Einschlägige Festivalerfahrung ist auch bei den meisten vorhanden: "Wacken", "Rock im Park", "Summer Breeze". Auf der Playlist von Kursleiterin Jasmin Darge steht eine Stunde voller harter Gitarrenriffs. Diese Musik mag sie selbst auch am liebsten.
"Ziel ist es, zu lernen, innen ruhig zu bleiben, auch wenn es draußen laut ist!" Jasmin Darge, Yoga-Studio "Karma Obscura"
Schluss mit Chill Out-Mucke
Inneren Frieden finden, runterkommen, sich selbst spüren – das seien natürlich generell anvisierte Ziele beim Yoga. Nicht alle Menschen mögen allerdings die oft dafür eingespielte "Chill Out"-Musik oder sanfte Stimmen bei den Übungen. Stille sei nicht für jedermann automatisch mit Entspannung verbunden, sagt Jasmin Darge. Dazu gebe es nun einmal verschiedene Zugänge. Metal-Yoga könne interessant sein für Leute, die sich sonst von solchen Kursen eher nicht angezogen fühlen.
Pommesgabel in die Luft
"Heavy Metal-Yoga" gibt es inzwischen bereits auf vielen Festivals. Die musikalische und die Yoga-Leidenschaft sollen dort auf diese Weise zusammengebracht werden. Im Gegensatz zu üblichen Yoga-Klassen darf es hier laut und wild zugehen. Auch im Studio in Nürnberg wird immer wieder mal die "Pommesgabel", also der gehörnte Gruß der Metalgemeinde, in die Posen mit eingebaut. Eine Runde Headbanging befreit nicht nur die ein oder andere Langhaarfrisur, sondern schafft auch ein Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe und soll den Geist befreien. Teilnehmer Daniel hat bereits etwas Metal-Yoga-Erfahrung und betont die innere Ruhe, die er hier findet. Thomas trägt ein "Wacken-Shirt" und sieht die besondere Yogastunde durchaus als geeignetes Training für das nächste Festival. Helga ist zum ersten Mal da, weil sie keine Lust mehr auf typisches Yoga hatte. Hier könne sie ihren Musikgeschmack ausleben, mit körperlicher Anstrengung kombinieren.
Metal-Yoga für daheim
Zwischendurch baut Kursleiterin Jasmin Darge immer wieder kurze Infos zu Bands und Liedtexten mit ein. Entspannungs- und Actionmomente halten sich die Waage. Natürlich wird beim "Heavy Metal-Yoga" nicht nonstop der Kopf geschüttelt. Das wäre wohl auch nicht wirklich gesund. Für das nächste Festival sind nach rund 65 Minuten Metal-Yoga aber alle auf jeden Fall bestens vorbereitet. Die Playlist gibt es am Ende noch zum Herunterladen. Der Kurs wurde auch ins Netz übertragen. Wer will, kann seine Heavy-Metal-Einheit daheim also noch einmal wiederholen.
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