"Wir haben zu keinem Zeitpunkt Schmieröl als Diesel verkauft", so Geschäftsführer Tobias Hoffmann bei einer Pressekonferenz im eigenen Unternehmen am Mittwoch. Die hatte der Sohn des inhaftierten Mineralölhändlers gemeinsam mit dem Firmenanwalt Reiner Denzler selbst einberufen. Ein eher ungewöhnlicher Schritt, den sie bewusst gemacht haben – denn sie werfen Zoll und Justiz gravierende Fehler vor.
"Möglicherweise schlechter Diesel", aber kein Schmieröl
In einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Hof war vor vier Wochen die Rede davon, dass an den sieben Tankstellen des Unternehmens aus dem Landkreis Hof Schmieröl als Diesel verkauft worden sei.
Das stimme aber nicht, betonte der Mineralölhändler. Zum Beweis präsentierte er drei Probengläschen: Das Dunkelste sei Schmieröl und ganz deutlich von den beiden anderen Proben zu unterscheiden. Eine davon sei von einer anderen Tankstelle aus der Region Hof, die andere aus den Tanks, die die Staatsanwaltschaft bei einer Razzia vor vier Wochen beschlagnahmt habe, so Tobias Hoffmann. In Optik und Geruch nicht voneinander zu unterscheiden. "Das ist möglicherweise schlechter Diesel, aber es ist Diesel", so der Anwalt der Firma, Reiner Denzler, wörtlich. Dies hätten Untersuchungen eindeutig ergeben.
Mineralölhändler veranlasst Diesel-Untersuchung selbst
Der inhaftierte Firmenchef soll im Sommer selbst den Diesel von seinen neuen Lieferanten aus dem Raum Berlin untersuchen lassen haben, nachdem Kunden sich beschwert hatten, dass sie nach dem Tanken Probleme mit ihren Autos gehabt hätten. Bei der Staatsanwaltschaft Hof liegen nach BR24-Recherchen aktuell 21 Strafanzeigen vor.
Heute hieß es außerdem, der Beschuldigte habe mehrfach den Zoll kontaktiert – doch keine Informationen über seine Lieferanten bekommen. Eine Stellungnahme des Zolls steht auf Nachfrage von BR24 noch aus.
Unterschiedliche Interpretation der Gesetzeslage
Der zweite Vorwurf des Geschäftsführers Tobias Hoffmann: Die Staatsanwaltschaft hat das gesamte Vermögen des Unternehmens eingefroren. Damit sind zum Beispiel die Firmen-Lkw stillgelegt. Auch können weder Heizöl noch Pellets ausgeliefert werden. Der Firma mit 50 Mitarbeitern drohe in Kürze die Insolvenz, kritisierte der Anwalt. Seiner Meinung nach hätten nur die Firmen-Anteile des inhaftierten Geschäftsführers beschlagnahmt werden dürfen.
Im Gespräch mit BR24 sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, dass die Gesetzeslage klar sei. Denn schließlich habe die Firma und nicht einer der Geschäftsführer den unversteuerten Kraftstoff verkauft. Daher müsse auch die gesamte Firma und nicht eine Einzelperson zur Rechenschaft herangezogen werden.
Familienunternehmen droht Insolvenz
Für das 125-jährige Traditionsunternehmen mit seinen 50 Angestellten bedeute das Vorgehen nicht nur einen enormen finanziellen Verlust, sondern auch eine zeitnahe Insolvenz, so Tobias Hoffmann. Gegen das Vorgehen der Staatsanwaltschaft Hof hat der Anwalt Beschwerde eingelegt. Er rechnet mit einer Entscheidung des Landgerichts Hof noch in dieser Woche.
Im Audio: Nach Schmieröl-Skandal: Jetzt spricht ein Geschäftspartner
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