Markus Fuchs schiebt einen Teil seiner Anlage zur Seite. Genau genommen schiebt er gerade den Würzburger Stein zur Seite. Denn damit er an jede Stelle seiner riesigen Modellbahnanlage hinkommt, kann er Teile verschieben und wie ein Riese von unten auftauchen.
Eben auch an dem Teil, der die berühmte Würzburger Weinlage darstellt. Denn auf der Modelleisenbahnanlage von Markus Fuchs sieht vieles exakt so aus wie in echt. Und das ist auch sein Anspruch, "vielleicht, weil es diese Besessenheit ist, etwas ganz genau nachzubauen. Warum es so ist, das weiß ich nicht", sagt der Modelleisenbahner.
Tunnelbaustelle als Impuls
Es fing alles 1985 an. Da ist er, ein Oberbayer, zum ersten Mal in Würzburg, steht am Würzburger Hauptbahnhof am Bahnsteig. Und: Er sieht eine Baustelle. Wenige hundert Meter entfernt entsteht gerade die heutige Schnellfahrstrecke von Würzburg Richtung Fulda. Und im Berg unter dem Würzburger Stein klafft ein Loch. Ein Loch, das später zu einer Tunneleinfahrt wird. Und für ihn ein Impuls ist: "Wenn ich irgendwann mal den Platz habe, dann mache ich das im Modell", so sein Vorsatz.
500 Meter Gleis im Wohnzimmer
Inzwischen hat er den Platz. Mit sieben Jahren konnte Markus die erste Modellbahn sein Eigen nennen. Seine Sammlung ist inzwischen extrem angewachsen. 400 Lokomotiven und 1.000 Wagen können auf der Anlage rollen, sagt er. Außerdem hat er nachgezählt: Rund fünf Kilometer Kabel, knappe 100 Signale, 204 Weichen und ungefähr 500 Meter Gleise hat er bislang verbaut.
Seine Anlage zieht sich durch die gesamte Wohnung, die in der Nähe von München liegt. Direkt hinter der Wohnungstür ist der Hauptbahnhof nachgebaut, samt Lokschuppen, Gleisen und Bahnsteigen. Platzbedingt fehlen zwei Bahnsteige, aber das fällt erst beim genauen Hinschauen auf. Vieles sieht aus wie beim echten Würzburger Hauptbahnhof. Ein ausfahrender Zug verlässt den Miniatur-Hauptbahnhof und rollt los, Richtung Schnellfahrstrecke. Statt eines Wohnzimmers liegen hier unzählige Kartons unter der Anlage, vor der Balkontüre rollen Züge vorbei.
Herausforderung Bahnbetrieb
Modellbahn extrem. Aber auch extrem nahe am Vorbild. Denn wie bei der echten Bahn hapert es manchmal. Zwei Freunde aus seinem Modelleisenbahn-Club sind zu Besuch und steuern die Anlage. Doch ein Zug fährt zwar am Bahnsteig los, kommt aber nicht weit: Kurzschluss. Die drei begeben sich auf Fehlersuche. Wie sich herausstellt, hat ein weiterer Zug, der unterwegs ist, den Kurzschluss verursacht.
Damit alles so echt wie möglich aussieht, ist Markus immer wieder rund um den Würzburger Hauptbahnhof unterwegs. Er misst Häuser, Weinbergs-Treppen oder Mauern ab, macht Fotos. Dann baut er alles zu Hause nach. Alles soll möglichst echt aussehen, das ist sein Anspruch.
Eines seiner kommenden Projekte ist das Hotel und das Restaurant auf der Weinlage. Wie viel Zeit er mit seiner Anlage verbringt, hat er nie nachgerechnet. "Vier Tage die Woche nach der Arbeit im Feierabend", meint er. "Zeit darf man nicht rechnen bei der Modelleisenbahn. Und es wird ja auch nie fertig."
"Natürlich ist es verrückt"
Über der Bundesstraße 27 hängen bei seiner Modelleisenbahn exakt die gleichen Schilder, und auch die Fahrspuren verlaufen wie beim realen Vorbild. "Natürlich ist das verrückt. Aber irgendwo ist jeder bisschen verrückt.... Ich bin vielleicht ein bisschen mehr verrückt", sagt er. Markus Fuchs hat noch viel vor. Sein nächstes Projekt: Die verbaute Technik überarbeiten. Die mainfränkische Modelleisenbahn, sie dürfte seine Lebensaufgabe sein.
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