Anfang Juni findet die nächste Europawahl statt, in Deutschland können die Menschen am 9. Juni ihre Stimme abgeben. Wenn der Wahltermin schon am kommenden Sonntag wäre, läge in Bayern die CSU deutlich vorne. Im neuen BR24 BayernTrend geben 43 Prozent der Befragten an, dass sie die Christsozialen wählen würden. Das wäre mehr als bei der Europawahl 2019, damals erhielt die CSU 40,7 Prozent.
Danach folgen Grüne und AfD mit jeweils 13 Prozent. Während die Grünen rund sechs Prozentpunkte verlieren könnten, hätte die AfD ein deutliches Plus: 2019 erreichte sie in Bayern 8,5 Prozent. Die Freien Wähler kämen im Freistaat auf 9 Prozent der Stimmen (2019: 5,3), die SPD würde bei 8 Prozent landen (9,3). Das in den Startlöchern stehende Bündnis Sahra Wagenknecht käme laut der repräsentativen Umfrage auf drei Prozent.
Anders als bei der Bundestags- und der Landtagswahl gibt es bei der Europawahl keine Fünf-Prozent-Hürde, weshalb auch kleinere Parteien Chancen auf Mandate im EU-Parlament haben. Im aktuellen BayernTrend kommen die anderen Parteien zusammengerechnet auf 11 Prozent, auch FDP und Linke fallen darunter.
Unterschiedliche Meinungen über Europäische Union
Wie es mit den Zuständigkeiten der Europäischen Union weitergehen soll, beantworten die Befragten ganz unterschiedlich. 33 Prozent sind der Meinung, die Mitgliedsländer sollten ihre Zusammenarbeit in den nächsten Jahren vertiefen und weitere Zuständigkeiten an die EU abgeben. 39 Prozent finden, die Mitgliedsländer sollten wieder stärker allein handeln und Zuständigkeiten von der EU zurückholen. Und 20 Prozent sind zufrieden, wie es ist: Ihnen zufolge sollte sich nichts Wesentliches ändern.
Ein Trend ist im Vergleich zu Mai 2019 - kurz vor dem damaligen Europawahl-Termin - aber erkennbar. Aktuell geben deutlich weniger Befragte an, dass weitere Zuständigkeiten an die EU abgegeben werden sollen (-24 Punkte). Umgekehrt antworten mehr, dass sich die Mitgliedsländer Kompetenzen zurückholen sollen (+16), vor allem Anhänger von AfD und Freien Wählern. Gleichzeitig will immerhin jeder vierte Anhänger der Freien Wähler Zuständigkeiten aus Deutschland an die EU übertragen.
Gut zwei Drittel finden: EU macht Leben in Europa sicherer
Eine klare Mehrheit im BR24 BayernTrend ist davon überzeugt, dass wir in Europa durch die EU sicherer leben: 69 Prozent der Befragten sehen das so. Vor fünf Jahren waren es allerdings noch 76 Prozent. 24 Prozent finden aktuell nicht, dass die EU das Leben in Europa sicherer mache.
Nicht ganz so deutlich ist die Zustimmung zum Satz: "Die Mitgliedschaft in der EU sorgt dafür, dass es Bayern wirtschaftlich gut geht." Hier stimmen 51 Prozent der Befragten zu, 36 Prozent stimmen nicht zu. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren waren noch 71 Prozent der Meinung, die EU-Mitgliedschaft sorge dafür, dass es Bayern wirtschaftlich gut gehe.
"Die EU ist eine tolle Idee", aber...
Deutlich wird im BayernTrend, dass viele Menschen im Freistaat Kritikpunkte an der Ausgestaltung der Europäischen Union haben. "Die EU ist eine tolle Idee, die in der Praxis schlecht umgesetzt wird": Dieser Aussage stimmen 70 Prozent der Befragten zu. 60 Prozent finden, die EU mische sich in zu viele Dinge ein. Und fast die Hälfte (46 Prozent) gibt an, selbst nicht durchzublicken, wie die Europäische Union in Brüssel funktioniere.
Bundestags-Neuwahl parallel zur Europawahl?
Mit Blick auf den Europawahltermin am 9. Juni haben zuletzt immer wieder Politiker der Union gefordert, an diesem Tag auch Neuwahlen im Bund anzusetzen. Bisher gibt es dafür aber keine wirklichen Anzeichen.
Generell danach gefragt, ob im Jahr 2024 eine vorgezogene Neuwahl des Bundestags stattfinden sollte, ist im BayernTrend eine Mehrheit dafür. 55 Prozent halten die Neuwahl-Forderung für richtig – besonders Anhänger von AfD, Freien Wählern und CSU. 37 Prozent der Befragten halten die Forderung für falsch.
- Mehr zur Sonntagsfrage für Bayern, der Stimmung im Freistaat und der Forderung nach Neuwahlen im Bund lesen Sie hier: BayernTrend sieht CSU bei 40 Prozent – AfD Zweiter
Der BR24 BayernTrend
Infratest dimap verweist darauf, dass die Sonntagsfrage zu Wahlen aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten messe. Sie ermittele einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen sei. Rückschlüsse auf den späteren Wahlausgang seien damit nur bedingt möglich. Immer mehr Wähler legen sich den Meinungsforschern zufolge kurzfristig vor einer Wahl fest, zudem habe die Bedeutung der letzten Wahlkampfphase mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern durch die Parteien zugenommen.
Für den BR24 BayernTrend befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap von 11. bis 15. Januar 2024 insgesamt 1.176 Menschen in Bayern (682 per Telefon, 479 online). Es handelt sich um eine repräsentative Studie.
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