Sie war wohl zu erwarten, und sie kam auch, die Fundamental-Kritik des CSU-Chefs an der Partei, mit der er in Bayern auf keinen Fall eine Koalition eingehen will. Am BR Sonntags-Stammtisch nahm Markus Söder kein Blatt vor den Mund: "Die Grünen nerven die Leute, diese ganze Art und Weise, und dieser moralische Zeigefinger, der nervt die Leute, das ist einfach so."
Als ein Beispiel nannte Söder das Gendern, das die Grünen aus seiner Sicht zu stark forcieren. Die Politik-Wissenschaftlerin Ursula Münch konterte: "Da reden Sie doch auch gern drüber." Wieder Söder: "Natürlich, weil's die Menschen ärgert." Und Münch: "Wir leben in keinem Zwangsstaat, Herr Ministerpräsident".
"Ampel hat irgendwie Kontakt zur Bevölkerung verloren"
Festgemacht hat der Ministerpräsident seine Kritik unter anderem an den Umfragewerten der Ampel-Regierung: "Wir haben in Deutschland eine Bundesregierung, die fast einmalig Vertrauen verloren hat bei der Bevölkerung." Bei einigen baue sich "eine Art Demokratie-Frustwelle" auf, betonte Söder, denn die Ampel habe "irgendwie den Kontakt zur Bevölkerung verloren".
Sie gebe ihm recht, dass das viel mit der Bundesregierung zu tun habe, sagte Ursula Münch. Aber es habe eben auch mit den Krisen und Herausforderungen der letzten Jahre zu tun. Und natürlich auch mit der Herausforderung, den Klimawandel in den Griff zu bekommen: "Das hätte auch ein Bundeskanzler Söder in den Griff kriegen müssen."
Feministische Außenpolitik: "An den Grenzen des Albernen"
Angesprochen auf die umstrittene Wortwahl von CDU-Chef Friedrich Merz, die Union müsse eine "Alternative für Deutschland mit Substanz" liefern, sagte Söder, über diese Wortwahl könne man streiten. Es gehe einfach darum, Lösungen aufzuzeigen: Stromsteuer runter, Mehrwertsteuer für Lebensmittel auf Null, Erbschaftsteuer fürs Elternhaus fallen lassen. Und: "Nicht immer neue Säue durchs Dorf treiben". Als Beispiel nannte er die angedachte Reduzierung des Elterngeldes für Besserverdienende.
Mit am BR Sonntags-Stammtisch saß auch Herbert Diess, früherer Vorstandschef von Volkswagen und aktuell Aufsichtsratsvorsitzender von Infineon. Er betonte mit Blick auf die kriselnde Weltlage, seine größte Sorge sei, "dass wir in eine bipolare Welt kommen, das wäre fatal". Für Söder der nächste Anlass, um gegen die Grünen zu sticheln: "Ich finde es zum Teil an den Grenzen des Albernen, wenn die Außenministerin in der Mongolei über feministische Außenpolitik redet."
Bayern eines der "stärksten Urlaubsländer der Zukunft"
Zu Beginn der Sendung war es erstmal um die Hitze in Europa gegangen, um die Waldbrände, die vor allem auf Rhodos gerade schlimm wüten. "Woanders kann man es ja kaum aushalten", merkte Söder an - und zog den Schluss, dass Bayern sich wohl zu einem "der stärksten Urlaubsländer der Zukunft" entwickeln werde. Ursula Münch sagte dazu: "Den Urlaub machen Sie ja in Bayern. Sie fahren ja nicht in heiße Länder."
Dann ging es um die erneuerbaren Energien und um die Frage, wie weit Bayern in dem Bereich bisher gekommen ist. Moderator Hans Werner Kilz forderte den Ministerpräsidenten heraus mit der Bemerkung: "Sie haben in diesem Jahr bisher fünf neue Windräder gebaut, das ist, was der Kanzler eigentlich für jeden Tag haben wollte."
Söder konterte, der Freistaat habe im vergangenen Jahr "komplett die Verfahren verändert". Alles werde jetzt viel schneller gehen. Als Beispiel nannte er den Raum Burghausen: Da werde der größte Windpark Süddeutschlands entstehen. Nur: Es scheitere oft an den Genehmigungsverfahren, und die würden "ausschließlich von rechtlicher Seite in Berlin gemacht".
"Werden in Bayern in die Kernfusion einsteigen"
Am Rande war auch der Ukraine-Krieg Thema - und die gestiegenen Energiepreise. "Wir müssen schauen, dass wir die Energie so schnell wie möglich günstig herbekommen", betonte der frühere Skirennfahrer Christian Neureuther, Stammgast am Sonntags-Stammtisch. Herbert Diess sagte dazu, er glaube, "am Ende werden wir alle Wärmepumpen haben, die sind ja auch günstiger, dieser Wandel hat viel Positives". Der frühere VW-Vorstandschef schränkte aber ein: "Jedes einzelne Thema versuchen wir zu regulieren, das mag kein Mensch."
Söder nutzte die Gelegenheit, ein weiteres Mal das Gebäude-Energie-Gesetz der Ampel zu kritisieren: "Dieses Heizungsgesetz ist, sorry, totaler Murks." Erst verbieten und dann Anreize setzen, das halte er für falsch, so Söder. Und es sei eben ein Fehler gewesen, in der jetzigen Krise überstürzt aus der Kernenergie auszusteigen. Bayern werde vorangehen und "in die Kernfusion einsteigen".
"Ist das machbar?", fragte Hans Werner Kilz den Wirtschafts-Mann Diess, und der meinte dazu, es habe noch nie so viele vielversprechende Forschungsprojekte in diesem Bereich gegeben. Auch Bayern habe ein, zwei aussichtsreiche.
Größter Ärger der Woche: "Mein Grill ist kaputt"
Schmunzeln gabs am Ende der Sendung, bei der Schlussfrage: "Was hat Sie in dieser Woche am meisten gefreut, und was am meisten geärgert?" Söder erklärte, man habe in dieser Woche im Landtag Bilanz gezogen unter diese Legislaturperiode und gesehen, es sei zwar eine schwere Zeit gewesen, aber die Demokratie habe in diesen fünf Jahren "ganz gut funktioniert".
Beim größten Ärger ging der CSU-Chef mal nicht auf seinen Lieblingsgegner ein. "Der größte Ärger war: Mein Grill ist kaputt."
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