Markus Söder schaut lächelnd auf den Riesenpanda, der ein paar Meter vor ihm mit einem Bambuszweig kämpft. Das Tier rollt kopfüber, rupft an den Blättern. Ein Artgenosse gesellt sich hinzu. "Knuffig sind sie schon", sagt der bayerische Ministerpräsident: "Sehr süß, very sweet!"
Führung durch die Panda-Aufzuchtstation in Chengdu, Hauptstadt der bayerischen Partnerprovinz Sichuan. Ein Gehege reiht sich ans andere, mehr als zweihundert der schwarz-weißen, pflanzenfressenden Bären leben hier. Der Besuch ist Teil von Söders "Panda-Diplomatie", einer bayerischen Neudeutung der jahrzehntealten chinesischen Praxis, Riesenpandas als Image-Transporteure in andere Länder zu entsenden.
- Zum Artikel: "Panda-Diplomatie" - Söder auf China-Reise
Pandas Pit und Paule kommen aus Berlin
Im Lauf der Zeit wurde China dabei allerdings knauserig: Früher verschenkte das Land die Tiere, inzwischen verleiht es sie. Wie die Eltern von Pit und Paule, zweier Brüder, die jetzt unter den Blicken des bayerischen Ministerpräsidenten durch ihr Gehege tapsen. Geboren wurden Pit und Paule in Berlin, im Jahr 2019, vor kurzem hat China sie in die Heimat geholt.
Für ihre Eltern, die nach wie vor im Berliner Zoo leben, kassiert China jährlich angeblich eine knappe Million Euro Leihgebühr. "Die Million haben wir wahrscheinlich auch gezahlt", sagt Markus Söder. Womit wir beim Länderfinanzausgleich wären.
Von Gendertoiletten zu Leih-Bären
Sogar hier im Panda-Park von Chengdu, fast achttausend Kilometer von Bayern entfernt, findet der CSU-Chef also einen Anlass, den Länderfinanzausgleich infrage zu stellen. Aus Söders Sicht ist er ungerecht, weil Bayern zu stark einzahle und andere zu stark profitierten, vorneweg Berlin. Einst wetterte die CSU gegen teure Gendertoiletten, die die Hauptstadt mit bayerischem Geld finanziere. Jetzt also die Berliner Leih-Bären.
Im Video: Bayerns Ministerpräsident Söder besucht auf seiner China-Reise Sichuan
Plüsch-Pandas in Serie
Am Ende bekommt Söder einen Plüsch-Panda geschenkt. Er busselt das Tier ab, zweimal, dreimal, nochmal. Am Ende des Tages wird Söder insgesamt drei Spielzeug-Bären erhalten haben.
Was bayerische Panda-Diplomatie noch bedeutet, kann Söder später zeigen, beim ersten politischen Termin der Reise: Er trifft den Gouverneur von Sichuan und den Parteisekretär der Kommunistischen Partei. Und zwar beide gleichzeitig, samt Mittagessen. Eine besondere Ehrerweisung für den Gast aus Bayern, ist zu hören.
Freie Fahrt für Söders Kolonne
Es ist nicht die einzige: Braust Söders Kolonne durch die 21-Millionen-Einwohner-Stadt Chengdu, ist die Straße frei, während sonst der Verkehr sich staut. Betritt Söder das Hotel, klatscht die Belegschaft. Fährt er ab, winkt sie eifrig. Obendrein die Gesprächspartner: Morgen wird der Ministerpräsident in Peking vom Handelsminister empfangen und als Höhepunkt schließlich von Regierungschef Li Qiang, der Nummer zwei Chinas. Söder genießt all das sichtbar. Viel mehr kann Kanzler Olaf Scholz tatsächlich kaum erwarten, wenn er im April nach China und wohl auch Chengdu kommt.
Bekenntnis zu "Mehr Real- statt Moralpolitik"
Mit dem Funktionärsgespann aus Gouverneur und Parteisekretär vereinbart Söder eine enge Zusammenarbeit. Ein Vertrag soll die noch junge Partnerschaft von Freistaat und Provinz vertiefen, wirtschaftlich, wissenschaftlich, sportlich.
Und die Menschenrechtslage? Die deutsche Abhängigkeit vom chinesischen Markt? Die Treue der Chinesen zu Russland? Und die neue China-Strategie der Bundesregierung, wonach Deutschland es nicht mehr nur mit einem Wettbewerber, sondern neuerdings auch mit einem System-Rivalen zu tun hat?
All das ficht Söder kaum an: Er mache "mehr Real- statt Moralpolitik". Es gebe in Sichuan "viele Investitionen bayerischer Unternehmen, und wir wollen ihnen Begleitschutz geben". Hintergrund: China ist Bayerns wichtigster Handelspartner.
Testfahrt in der Magnetschwebebahn
Eines der bayerischen Unternehmen in Fernost ist die Max Bögl Gruppe. Sie hat mit einem chinesischen Partner in Chengdu eine Magnetschwebebahn gebaut. Keinen neuen Transrapid, sondern langsamer, zur Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs in Innenstädten. "Transport System Bögl", kurz TSB, heißt die Bahn.
Söder hätte sie gern in Nürnberg, seiner Heimatstadt. Bereits in seiner Regierungserklärung im Dezember hatte er angekündigt, einen Bau prüfen zu lassen. Nach einer Testfahrt auf der haushohen Betonstrecke bekräftigt er nun: "Wir brauchen sowas auch bei uns." Demnächst werde eine Machbarkeitsstudie erstellt. Fertig werde die Nürnberger Schwebebahn dann innerhalb von zwei Jahren, verspricht Vorstandschef Stefan Bögl. Könnte Söder die Frage der Machbarkeit allein entscheiden, wäre die Antwort vermutlich schon klar.
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