Bayerns Politikerinnen und Politiker mussten sich warm anziehen - nicht nur wegen des Wintereinbruchs mitten im April: Beim traditionellen Maibockanstich wurden ihnen neben einem Krug Starkbier auch ihre Verfehlungen des vergangenen Jahres serviert.
Kabarettist Django Asül stand auch in diesem Jahr auf der Bühne im wohl berühmtesten Wirtshaus der Welt, dem Münchner Hofbräuhaus, wo er den Volksvertretern gewitzt und scharfsinnig den Spiegel vorhielt. Die wiederum ließen die Verbal-Watschn mit Humor über sich ergehen. Denn deutlich schlimmer, als derbleckt zu werden, ist es, gar nicht erwähnt zu werden.
Die wichtigsten News zum Maibockanstich in der Ticker-Nachlese:
- Mit zwei Schlägen: "O'zapft is" (20.34 Uhr)
- Söder und Aiwanger als "siamesische Zwillinge" (20.40 Uhr)
- Schulze braucht in Niederbayern "Simultan-Übersetzer" (21.03 Uhr)
- Cannabis als Aprilscherz? (21.12 Uhr)
- Weitere Hintergründe zum Maibockanstich im BR
19.00 Uhr: Starkbier wurde ursprünglich für die Sommerzeit gebraut
Der Maibock ist ein Starkbier mit einem Alkoholgehalt von 7,2 Prozent. Er wird entsprechend dem bayerischen Reinheitsgebot gebraut. Weil der Maibock wegen seines höheren Alkoholgehalts besser haltbar ist, wurde er ursprünglich für die warmen Sommermonate gebraut. Mittlerweile bevorzugen viele Biertrinkerinnen und Biertrinker im Sommer leichte Biere – der Maibockanstich Ende April ist aber dennoch Tradition geblieben.
19.21 Uhr: Rund 600 Gäste im Hofbräuhaus geladen
Zum Maibockanstich gehört nicht nur das Anzapfen des Starkbiers. Es findet auch ein Politiker-Derblecken statt, das seit 2008 der niederbayerische Kabarettist Django Asül übernimmt. Bei der Abendveranstaltung im Hofbräuhaus, zu der das Finanzministerium lädt, werden rund 600 Gäste aus Politik, Medien sowie der Bierbranche erwartet.
19.45 Uhr: Maibockanstich im BR Fernsehen und in der Mediathek
Der Bayerische Rundfunk übertrug den Maibockanstich im BR Fernsehen. Die Sendung ist jetzt in der ARD Mediathek verfügbar.
20.00 Uhr: Bayerns Politikerinnen und Politiker warten gespannt
Die Gäste aus der bayerischen Politik-Führungsriege sehen entspannt aus – noch. Geladen sind unter anderem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, CSU-Generalsekretär Martin Huber und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (ebenfalls CSU). Auch der stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ist dabei. Sein Parteikollege, Digitalminister Fabian Mehring, ist ebenfalls vor Ort. Von den Grünen sind Katharina Schulze und Ludwig Hartmann gekommen. Auch Bayerns SPD-Landtagschef Florian von Brunn lässt sich die Veranstaltung nicht entgehen. Die AfD vertreten die Fraktionsvorsitzende Kathrin Ebner-Steiner und Martin Böhm. Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat sich auf den Weg ins Hofbräuhaus gemacht.
20.27 Uhr: Feierlicher Einzug - Es geht los
Die Veranstaltung beginnt mit einem feierlichen Einzug der Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn, mit dem Defiliermarsch. An ihrer Spitze schreitet Ministerpräsident Söder in den Saal, dann nimmt er vor der Bühne Platz. Anschließend tritt Brauereichef Michael Möller ans Mikrofon und begrüßt kurz die Gäste und Kabarettist Django Asül.
20.31 Uhr: Füracker erhält zuerst das Wort
Als Gastgeber hält Finanzminister Füracker eine kurze Rede. Er begrüßt Ministerpräsident Söder und lobt ihn für dessen "klügste Entscheidung" in diesem Jahr: "Dass ich wieder Finanzminister geworden bin". Er erntet Applaus und Gelächter - und legt nach: Woran man erkenne, dass man kein Minister mehr sei? "Sie steigen hinten rechts ins Auto ein und es fährt nicht los."
20.34 Uhr: "O‘zapft is"
Auch den Fassanstich übernimmt traditionell der Hausherr und Aufsichtsratsvorsitzende, Füracker. Das Hofbräuhaus befindet sich seit 1852 im Besitz des Freistaats. Nach nur zwei Schlägen verkündet Füracker: "O’zapft is!"
20.37 Uhr: Das Derblecken beginnt
Kabarettist Django Asül begrüßt seine Gäste: "Grüß Gott, miteinander! Friede, Freude, Starkbier. Mehr bayerisches Lebensgefühl geht definitiv nicht. Menschen, die sich eigentlich nicht ausstehen können, sitzen friedlich beinander. Das schafft nur der Maibock", ruft er gutgelaunt.
20.38 Uhr: Erste Spitze gegen Aiwanger
Geschont werden die Politiker auf dem Maibockanstich nicht, das macht Asül gleich zu Beginn klar. Die erste Spitze setzt er gegen Aiwanger – mit Blick auf den Flugblatt-Skandal im vergangenen Herbst: "Hubert, wir haben lange gerätselt. Kommt er? Oder kommt er nicht? Oder kommt der Bruder?", witzelt Asül.
20.40 Uhr: Partner im Clinch: Söder und Aiwanger als "siamesische Zwillinge"
Dass er die besondere Beziehung zwischen Söder und seinem Vize zum Thema machen würde, hatte Asül schon vorab im BR24-Interview angekündigt. "Weil die natürlich thematisch und auch charakterlich sehr die ganze Gaudi dominiert haben." Nun legt er los: "Den einen ohne den anderen kann man sich gar nicht mehr vorstellen. Ihr seid wie siamesische Zwillinge, die erst im Nachhinein zusammengewachsen sind. Weil ihr begriffen habt: Ihr gehört zusammen."
Aiwanger habe schon Monate vor der Wahl helfen wollen, den Druck von Söder zu nehmen. Und zwar durch intelligente Ablenkungsmanöver. "Nur deshalb hat ja der Hubert für spektakuläre Schlagzeilen gesorgt im letzten Sommer", ist sich Asül sicher – und erntet schallendes Gelächter.
20.48 Uhr: Wahlziel-Rechnerei: x = minus sieben
Jetzt bekommt die SPD ihr Fett weg, in Persona Florian von Brunn. Dieser habe als Wahlziel für seine Partei 15 Prozent plus x ausgegeben. Was keiner wisse: Das Ziel wurde erreicht! "Intern hatte man ja dieses x bei minus sieben angesetzt", scherzt Asül. Die Rechnung gehe damit auf.
20.49 Uhr: Schreib auf, "woran du dich nicht mehr erinnern kannst"
Das Flugblatt-Thema ist noch nicht abgehandelt. Nun wird Söder in der Angelegenheit derbleckt: "Es war also klar: Der Markus muss den Hubert einer knallharten Befragung unterziehen." Das habe Söder selbstverständlich auch gemacht, betont Asül: "Er hat gesagt: Hubert, sorry, null Rücksicht. Drum sei so gut und schreib mir vorab schon mal alles auf, woran du dich nicht mehr erinnern kannst."
20.50 Uhr: Alles vergessen - Scholz legt die Messlatte
Der Hubert habe als Antwort an die Fragen von Söder sehr viel aufgeschrieben. Weil er sich ja an nichts erinnern könne, scherzt Asül. "Und dass sich der Hubert an nix erinnern konnte, dafür hatte wieder die SPD am meisten Verständnis. Weil in puncto Sich-nicht-erinnern kein Geringerer als der Bundeskanzler die Messlatte ist. Olaf Scholz musste ja nicht so lang vorher auch in den Untersuchungsausschuss in Sachen Cum-ex-Skandal. Stundenlang wurde er befragt. Stundenlang konnte er sich nicht erinnern."
20.54 Uhr: #Söderdenkt gibt es nicht
In den sozialen Medien macht sich Ministerpräsident Söder mit süffisanten Sprüchen und Bildern zum Thema Essen beliebt. Eine Steilvorlage für Kabarettist Asül: "Drum postet der Markus meist' unter welchem Hashtag? #Söderisst! Welchen Hashtag verwendet er hingegen nie? #Söderdenkt! Drum ergänzen sich der Markus und der Hubert so gut."
21.00 Uhr: Niederbayern ist Aiwanger-Land
Und noch einmal teilt Asül eine Watschn gegen Söder aus. Diesmal geht es um das Wahlergebnis in Niederbayern: Den Regierungsbezirk habe Aiwanger quasi "im Sturm" erobert. Vize-Ministerpräsident sei damit nur Aiwangers Nebenjob. "Hauptamtlich ist er eigentlich Ministerpräsident der autonomen Republik Niederbayern. Ungefähr ein Drittel der niederbayerischen Stimmen gingen an den Hubert, weil bei ihm das Bayern-Gen aus allen Poren schießt."
21.03 Uhr: Schulze braucht in Niederbayern "Simultan-Übersetzer"
Auch den Grünen sei es ein Anliegen, in der Provinz besser abzuschneiden, verkündet Asül. "Die Katharina überlässt da nix dem Zufall. Sie macht regelmäßig Urlaub in Niederbayern. Da haben wir uns sogar unlängst getroffen. Weil sie hat einen Simultan-Übersetzer gebraucht."
21.05 Uhr: Tipps für Katharina Schulze – "mehr Flexibilität"
Doch damit nicht genug, die Grünen werden weiter derbleckt. Genauer gesagt: Katharina Schulze. Die grüne Doppelspitze bestehe ja nur noch aus ihr, scherzt Asül: "Der Ludwig Hartmann hat sich als Weichmann entpuppt. Jetzt musst' bissl anders vorgehen, Katharina. Weniger dogmatisch. Mehr flexibel. Es gibt ja ein schönes Beispiel, die Sahra Wagenknecht." Frei nach dem Motto: "Migrationspolitik wie die Union. Sozialpolitik wie die Linke. Wirtschaftspolitik wie Alfons Schuhbeck."
21.07 Uhr: Bei Hubers Doktorarbeit nur das Deckblatt "sauber"
Noch schlimmer, als beim Maibockanstich eine Watschn einzufangen, ist es, gar nicht erwähnt zu werden. Deshalb freut sich CSU-Generalsekretär Martin Huber, als es um ihn geht. Genauer gesagt, seine Doktorarbeit: "Bei seiner Doktorarbeit hat der Martin auf den ersten 26 Seiten 25 falsche oder fehlende Quellenangaben hingelegt. Da hat sogar der Donald Trump gesagt: 'Reschpekt!' Auf 26 Seiten hat er 25x getrickst. Nur die erste Seite war sauber." Asül habe sich gefragt, wie das möglich sei. Dann habe er erfahren: "Das war das Deckblatt." Huber nimmt es gelassen und stimmt in das allgemeine Gelächter ein.
21.08 Uhr: #kathapult
Und es gibt noch weitere Tipps für Katharina Schulze: "Mach einen Hashtag #söderisst-aberichessenochmehr. Schwing dich bei Bauernprotesten ans Rednerpult wie der Hubert. Hashtag #kathapult."
21.12 Uhr: Cannabis als Aprilscherz?
Besonders viele Frauen gibt es nicht in Söders Kabinett. Dass die Ministerinnen dort nicht nur Zierde seien, "hat die Gesundheitsministerin Gerlach in den letzten Wochen eindrucksvoll bewiesen. Wie sich die Judith auf das Thema Cannabis gestürzt hat – dagegen ist ein Pitbull bestenfalls ein Goldhamster", scherzt Asül.
Zu diesem Thema hat er noch mehr zu sagen: "Beim Cannabis geht es natürlich auch um einen Kulturkampf Bayern gegen Deutschland. Also Bier gegen Hasch. Der Markus hat ja lange Zeit gedacht, die Freigabe von Cannabis ist nur ein Witz vom Lauterbach. Weil dauernd vom 1. April die Rede war. Und dann kommt die Legalisierung tatsächlich!"
21.13 Uhr: Schulen und Spielplätze gegen das Kiffen
Plötzlich kümmere sich die Staatsregierung vermehrt um die Bildung. Es sollen zahlreiche neue Schulen und Kindergärten entstehen. Grund dafür sei aber nicht das schlechte Pisa-Ergebnis: "Weil im Umfeld von Schulen und Kindergärten kein Cannabis geraucht werden darf. Außerdem ist das Volk aufgerufen, überall aus dem Nichts Spielplätze zu errichten: Zwei Quadratmeter Kunstrasen und ein Schaukelpferd drauf – fertig ist ein Spielplatz. Und schon hat man noch mehr kifferfreie Zonen."
21.18 Uhr: Pandas kuscheln mit einem Plüsch-Söder
Nun fällt das Gespräch auf Söders kürzlichen China-Besuch: "Er ist der erste westliche Spitzenpolitiker, der nicht vom Premierminister oder Staatschef eingeladen wurde, sondern von Pandabären", weiß Asül. "Die Viecher waren auch sehr angetan von unserem Ministerpräsidenten. Du hast auch einen Plüsch-Panda zum Abschied bekommen. Du hast ihnen einen Plüsch-Söder geschenkt."
21.20 Uhr: Ài, Wang und Söd: Zum Schluss wird’s rührend
Abschließend trumpft Asül mit seinen Sprachkenntnissen auf: "Söd" sei dänisch und bedeute: süß, nett, lieblich. "Ài" hingegen bedeute auf Chinesisch Liebe, Zuneigung. Und "wang" stehe für weit und tief. "Wir haben nicht nur 'Söd' und 'Aiwang'. Nein, wir haben die Steigerung: Söder und Aiwanger. Wie glücklich dürfen wir uns da als bayerisches Volk schätzen. Und bevor mir jetzt Tränen der Rührung kommen, höre ich auf", verkündet Asül und beendet damit seine Rede.
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