Symbolbild überflutete Tiefgarage
Bildrechte: picture alliance / rtn - radio tele nord | rtn, Peter Wuest
Audiobeitrag

Symbolbild überflutete Tiefgarage

Audiobeitrag
>

Starkregen und drohendes Hochwasser: Was die Feuerwehr nun rät

Starkregen und drohendes Hochwasser: Was die Feuerwehr nun rät

Den Freistaat überziehen heftige Niederschläge - und damit drohen Hochwasser und volllaufende Keller. Das kann lebensgefährlich werden, warnt die Feuerwehr und gibt Tipps, wie man sich vorbereiten kann. Hier ein Überblick.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

In Bayern regnet es besonders am Bodensee und im Unterallgäu heftig. Von unwetterartigem Dauerregen spricht der Deutsche Wetterdienst. Im Norden Bayerns dauere der Regen womöglich bis Sonntag. Das birgt Gefahren, warnt die Feuerwehr und stellt einen Ratschlag voran: Im Zweifel keine Sachwerte retten, das eigene Leben ist wichtiger. Hier die Tipps im Detail.

Welche Gefahr bergen Tiefgaragen?

Sollte Wasser in eine Tiefgarage laufen, sollte man auf keinen Fall versuchen, das Auto noch herauszufahren. "Das ist lebensgefährlich!", warnt Manuel Kumpfmüller, Sprecher der Berufsfeuerwehr Augsburg. "Wir hatten schon Fälle, wo Menschen in der Tiefgarage ertrunken sind. Die Tiefgarage kann bei solchen Wetterereignissen rasend schnell volllaufen, das Wasser kann da eine unvorstellbare Kraft und Masse erreichen." Kumpfmüller rät deshalb, Autos, wenn möglich, vorher im Freien zu parken.

Was gilt bei Unterführungen und Straßen?

Ähnlich wie Tiefgaragen können auch Unterführungen rasend schnell volllaufen. Wenn dort schon Wasser stehe, solle man keinesfalls mehr mit dem Auto hineinfahren. "Es ist kaum abzuschätzen, wie tief das Wasser steht", warnt Manuel Kumpfmüller von der Augsburger Berufsfeuerwehr.

Auch Gullideckel könnten durch das Wasser herausgedrückt worden sein. An den Stellen seien dann Löcher in der Fahrbahn oder im Fußweg, die man nicht sehen könne. Das gelte auch für überflutete Straßen. Die Fahrgeschwindigkeit sollte grundsätzlich immer den Bedingungen angepasst werden. Ist die Sicht zu schlecht, kann man auch mit Warnblinker am Straßenrand stoppen. Wichtig: Aquaplaning droht.

Wie kann das Haus geschützt werden?

Die Feuerwehr rät dazu, verbaute Rücklaufventile in den Rohrleitungen zu kontrollieren. Sie sollten frei von Schmutz und Rückständen sein, um einwandfrei zu funktionieren. So kann verhindert werden, dass Wasser aus einem überlasteten Abwassernetz in den Keller gedrückt wird.

Die Versicherer warnen auch vor undichten Fenstern und Türen. Diese sollten gut abgedichtet werden. Auch außenliegende Kellertreppen seien eine Gefahr. Der Zugang sollte deshalb rund 15 Zentimeter über dem Grund liegen. Lichtschächte können abgedeckt werden.

Was ist im Keller zu beachten?

Wenn möglich, sollten keine wertvollen Gegenstände auf dem Kellerboden gelagert werden. Auch Elektrogeräte sollte man höher stellen, beispielsweise Kühltruhen oder die Waschmaschine. Ansonsten könnten die Geräte durch eindringendes Wasser zerstört werden.

Und es sei hilfreich, vorab Eimer bereitzustellen, um eindringendes Wasser abschöpfen zu können, empfiehlt die Feuerwehr. "Bitte nicht bei der kleinsten Pfütze sofort die Feuerwehr rufen, wenn das Wasser nur zwei Zentimeter hoch steht, können wir meist noch gar keine Pumpen einsetzen", gibt Feuerwehrsprecher Kumpfmüller aber zu bedenken.

Wie gefährlich sind Stromschläge?

Stromschläge stellen neben dem Ertrinken eine der größten Gefahren dar. Sie drohen sowohl im Haushalt, können aber auch in vollgelaufenen Tiefgaragen eine Gefahr sein. Sollte deshalb Wasser in den Keller laufen, sei es sinnvoll alle Sicherungen herausnehmen, um einen Stromschlag zu verhindern.

"Gerade in älteren Häusern kann es sein, dass noch kein FI-Schalter vorhanden ist, der vor Stromschlägen schützt", erklärt Feuerwehrsprecher Kumpfmüller. Dann sei es auch hilfreich, geladene Taschenlampen im Haus zu haben, um auch bei herausgenommenen Sicherungen handlungsfähig zu bleiben.

Was tun im Schadensfall?

Versicherungen haben sich auf Extremwetterlagen wie Hochwasser eingestellt. Eine zusätzliche "Elementarschaden-Versicherung" werde immer wichtiger, sagt die Verbraucherzentrale Bayern. Sie rät dazu, die Zusatzversicherung abzuschließen. Denn der Freistaat hat vor vier Jahren die Soforthilfen bei Hochwasserschäden eingestellt. Hat man eine Elementarschaden-Versicherung abgeschlossen und sollte dann der schlimmste Fall eintreten und das eigene Heim von Hochwasser überschwemmt werden, ist Folgendes zu tun, so die Verbraucherzentrale Bayern:

  • Die Versicherung sofort informieren, am besten am gleichen Tag
  • Mit der Versicherung besprechen, was zu tun ist. Das kann die Abwicklung des Schadens später erleichtern
  • Schäden dokumentieren, am besten mit Fotos oder Videos, damit es später nicht zu Beweisproblemen kommt.
  • Liste erstellen der beschädigten Gegenstände

Zahlt die Versicherung bei jedem Wasserschaden?

Weder Wohngebäude- noch die Hausratversicherung zahlen bei Schäden durch Regen und Hochwasser. Die zusätzliche Elementarschaden-Versicherung hilft nur, wenn das Wasser von oben kommt und nicht von unten hochdrückt. Eindringendes Grundwasser ist nur dann von der Elementarschadenversicherung umfasst, wenn es vorher an die Oberfläche gedrungen ist. Dringt das Wasser unterirdisch in das Gebäude ein, ist das ein Baumangel und nicht von der Versicherung gedeckt.

Neben Hochwasser hilft die Elementarschaden-Versicherung auch gegen alle anderen Naturgefahren wie Sturm, Erdrutsch, Lawinen und Erdbeben. Versicherungsnehmer haben damit in der Regel Anspruch auf folgende Leistungen: Reparaturen im und am Haus sowie den Nebengebäuden (Garage, Schuppen), Trockenlegung und Sanierung des Gebäudes.

Was sagt das bayerische Innenministerium?

Wegen der Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hat Bayerns Innen- und Katastrophenschutzminister Joachim Herrmann (CSU) vor örtlichen Überflutungen und Hochwasser gewarnt. Noch gebe es aber keine konkreten Gefährdungen. Betroffen könnten vor allem die Regierungsbezirke Schwaben und Mittelfranken sowie der gesamte südliche Donau-Zufluss sein, so der Minister. Örtlich werden demnach innerhalb von 48 Stunden zwischen 50 und teilweise 150 Liter pro Quadratmeter erwartet.

Welche Vorkehrungen trifft der Freistaat?

Man sei mit dem DWD und dem Hochwassernachrichtendienst in engem Kontakt. Das bayerische Melde- und Lagezentrum im Innenministerium werde alle nötigen Maßnahmen koordinieren. Auch alle Regierungen, Städte und Landkreise seien vorgewarnt und in Rufbereitschaft. "Wir wollen niemanden Angst machen", sagt Innenminister Herrmann. Aber es sei besser, vorsichtig zu sein und bereit zu sein, als hinterher sich überrascht die Augen zu reiben.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!