Jedes Jahr kommt es rund um Silvester zu teils schweren Verletzungen durch die unsachgemäße Anwendung von Feuerwerkskörpern. So hatte sich Mitte Dezember ein Mann aus dem Landkreis Würzburg durch das Zünden eines vermutlich illegalen Böllers schwere Handverletzungen zugezogen. In Maisach ist erst vor ein paar Tagen ein 11-Jähriger von einem Feuerwirbel schwer verletzt worden - gezündet von einem Mitschüler. Zuvor war ein 14-Jähriger, ebenfalls im Landkreis Fürstenfeldbruck, mit einem Böller attackiert worden.
Explosion einer "Kugelbombe": 18-Jähriger stirbt in der Oberpfalz
Ein besonders tragischer Unfall ereignete sich am Neujahrsmorgen 2024 in der Oberpfalz: Im Landkreis Cham ist ein junger Feuerwehrmann gestorben, nachdem er einen Sprengkörper in ein Kunststoffrohr geworfen hatte. Als er mit dem Kopf über dem Rohr nachschauen wollte, ist der Böller explodiert. Eine Gleichaltrige, die in unmittelbarer Nähe stand, erlitt schwere Brandverletzungen.
Der Böller war offenbar eine nicht frei verkäufliche "Kugelbombe", das haben Ermittlungen des Landeskriminalamts ergeben. Um so einen Sprengstoff in Deutschland im Fachhandel erwerben zu dürfen, ist ein Sprengstoffschein nötig und der Käufer muss mindestens 21 Jahre alt sein. Das Landeskriminalamt erklärte, dass der Sprengkörper auch aus Tschechien stammen könnte, denn diese Art Sprengsatz werde immer wieder von dort illegal eingeführt.
Verbotene Pyrotechnik aus dem Ausland
"Kugelbomben" oder Feuerwerke der Kategorie F3 (Mittelfeuerwerke) und F4 (Großfeuerwerke) sind im Internet und im Ausland leicht zu erwerben. So haben auch die Fahnder der Bundespolizei in diesen Tagen viel zu tun, denn viele Deutsche fahren über die Grenze nach Tschechien, um dort Böller zu kaufen. Alleine in der Oberpfalz wurden im vergangenen Jahr rund 900 Kilogramm an verbotener Pyrotechnik beschlagnahmt.
In Tschechien wird gefährliches Feuerwerk auch auf sogenannten "Asiamärkten" angeboten, einer der größten befindet sich direkt hinter der bayerischen Grenze. Bei den Böllern handelt es sich oftmals um Zündkörper, die bei uns in Deutschland nur Fachleute kaufen dürfen und einer sprengstoff-rechtlichen Erlaubnis unterliegen, berichtet Tobias Pfeifer, Sprecher der Bundespolizei Waidhaus.
Im Video: Warum es in Landshut ein Böllerverbot gibt.
Illegale Böller: Tschechien will reagieren
Die tschechische Regierung hat im Sommer beschlossen, dass Feuerwerke der Kategorie F3 und F4 bald nicht mehr an Ständen auf Märkten verkauft werden dürfen. Außerdem soll Feuerwerk ab der Kategorie F3 in Tschechien nur noch mit einem entsprechenden Sprengstoffschein erworben werden können. Das Gesetz ist allerdings derzeit noch nicht in Kraft, das tschechische Parlament berät derzeit noch darüber.
"Sprengkraft nicht einschätzbar": Zoll und Polizei warnen
Vor allem Ware ohne CE-Kennzeichnung oder aus unklarer Herkunft könne lebensgefährlich sein, teilte auch das Hauptzollamt Augsburg mit. Neben schweren Verletzungen drohen bei Einfuhr und Verwendung zudem strafrechtliche Konsequenzen. Wer mit verbotener Pyrotechnik erwischt wird, muss mit einer Anzeige sowie einer Strafe rechnen, die schnell im vierstelligen Bereich liegen kann. Außerdem müssen die Kosten für die Vernichtung der Böller übernommen werden.
Auch die Polizei in Bayern weist auf die Gefahren von nicht zugelassenem Feuerwerk hin. Die Sprengkraft dieser Böller sei oft nur schwer einschätzbar, denn die Zeit zwischen Entzünden und Detonation weiche häufig von zugelassenen Feuerwerkskörpern ab. Dies führe in der Folge häufig zu Verletzungen. Polizeihauptkommissar Michael Zaschka vom Polizeipräsidium Oberpfalz warnt auch dringend vor Basteleien: "Keine Zündschnüre verkürzen, irgendwas aufmachen, zusammenmischen. Man hat dann keine Kontrolle mehr, welche Wirkung der Feuerwerkskörper hat, wie schnell er reagiert, wie er reagiert."
Wie viel geben die Deutschen für Feuerwerk aus?
Mit 180 Millionen Euro Umsatz in Deutschland verzeichnete die Feuerwerksbranche vergangenes Jahr zum zweiten Mal in Folge Rekordeinnahmen, die deutlich über den Spitzenwerten der Jahre vor der Corona-Pandemie liegen. Das zeigt eine Statistka-Grafik (externer Link) mit Daten des Verbands der pyrotechnischen Industrie.
Wie der Verband mitteilt, sind Leucht- und Effektfeuerwerke wie Feuerwerksbatterien und Verbundfeuerwerke (50 Prozent des Umsatzes) besonders gefragt. Danach kommen mit 20 Prozent herkömmliche Feuerwerks-Raketen und Familiensortimente (16 Prozent).
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