Zur Sicherung des Deutschlandtickets dringen Baden-Württemberg und Niedersachsen darauf, dass der noch bestehende Bundestag eine geplante Gesetzesänderung trotz Bruchs der Ampel-Koalition beschließt. Auch der Nürnberger Verkehrsbetrieb VAG macht sich dafür stark, dass das Ticket beibehalten wird. Nicht gebrauchte Mittel müssten dringend noch ins nächste Jahr übertragen werden, mahnt der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Womöglich würde das Ticket sonst teurer. "Das Nachsehen hätten die Fahrgäste."
Konkret geht es um das 10. Änderungsgesetz zum Regionalisierungsgesetz, das noch nicht beschlossen ist. Das Gesetz entscheidet über die Verwendung nicht eingesetzter Mittel aus dem Jahr 2023 und soll einen stabilen Preis des Deutschlandtickets in den Jahren 2024 und 2025 gewährleisten. Die Verkehrsministerkonferenz hatte im September entschieden, dass das derzeit 49 Euro teure Deutschlandticket von 2025 an 58 Euro pro Monat kosten soll.
Menschen im Großraum Nürnberg fahren auf das Ticket ab
In Nürnberg beispielsweise wird das Deutschlandticket gut angenommen. Anfang November zählt die VAG rund 250.000 Abonnements. Damit hat sie mehr als doppelt so viele Fahrkartenabonnements verkauft wie im Vor-Corona-Jahr 2019, sagt eine Sprecherin. Dies sei ein deutliches Signal an die Politik, das Angebot zu einem attraktiven Preis beizubehalten. Mit Blick auf die Verkehrs- und Klimawende sei ein weiterer Ausbau des Verkehrsangebots erforderlich, so die VAG. Doch ohne eine nachhaltige Finanzierung durch den Bund sei das nicht möglich.
Deutschlandticket und Ampel-Aus: Muss der Preis steigen?
Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) aus Niedersachsen sagt: "Ich warne davor, dass das D-Ticket dieser unsicheren Übergangszeit im Bund zum Opfer fällt." In den nächsten Wochen stünden Entscheidungen an, die nicht aufgeschoben werden dürften. Dafür sei gerade dies ein Beispiel.
"Nach monatelangem Hin und Her erwarten die Fahrgäste Verlässlichkeit der politischen Entscheidungen", sagt der baden-württembergische Verkehrsminister Hermann der Deutschen Presse-Agentur. "Es wäre fatal, wenn zur Rettung des Tickets der Preis nochmals erhöht werden müsste, nur weil im allgemeinen Streit anhängige Gesetze nicht mehr umgesetzt würden."
Aus dem nordrhein-westfälischen Verkehrsministerium, das den Vorsitz der Verkehrsministerkonferenz hat, heißt es dazu: "Im Zweifelsfall müsste eine neue Bundesregierung ein Gesetz mit gleicher Zielsetzung einbringen." Das gelte auch für die Perspektive des Deutschlandtickets ab 2026. "Eine neue Bundesregierung müsste die hälftige Finanzierung per Gesetz langfristig sichern."
Noch keine Zusagen für 2026: Zukunft des D-Tickets offen
Bisher steuern Bund und Länder jährlich jeweils rund 1,5 Milliarden Euro für das Deutschlandticket bei. Konkrete Zusagen vom Bund für 2026 und die Jahre danach fehlen. Lies sagt der dpa: "Das D-Ticket hat dazu beigetragen, die Mobilität der Menschen zu revolutionieren." Dank verständlicher Bedingungen und des Preises seien Millionen Menschen davon begeistert. "Es muss jetzt darum gehen, das D-Ticket nicht nur zu retten, sondern langfristig weiterzuentwickeln. Wir in Niedersachsen waren von Anfang an Verfechter dieses Angebots. Wir stehen unvermindert weiter zu unseren Zusagen."
Hermann sieht im Verbleib von Volker Wissing als Bundesverkehrsminister, der dafür aus der FDP ausgetreten ist, eine Chance zur Umsetzung von Verkehrsthemen, die im Bund noch vor Neuwahlen unbedingt geregelt werden müssen. Er zollt Wissing Respekt für dessen Bereitschaft, trotz der Regierungskrise an den drängenden Problemen der Verkehrspolitik auch im Übergang für Lösungen zu kämpfen. "Es erfordert Mut, sich so eindeutig für die Sache zu entscheiden und gegen die eigene Partei. Das verdient Anerkennung."
Mit Informationen von dpa
Im Video: Unions-Politiker Frei äußert sich zum Deutschland-Ticket
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