Hier fährt die Straßenbahn schon bis ans Wegfeld, in Zukunft könnte die StUB hier weiter nach Erlangen fahren.
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Den Nürnberger Norden hat die Straßenbahn schon erreicht. Die Stadt-Umland-Bahn soll von hier aus weiter nach Erlangen und Herzogenaurach fahren.

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Die wichtigsten Punkte im Streit um die Stadt-Umland-Bahn

StUB – diese vier Buchstaben erhitzen in Erlangen derzeit die Gemüter. StUB steht für die Stadt-Umland-Bahn. Sie soll Nürnberg mit Erlangen und Herzogenaurach verbinden. Am 9. Juni findet der Bürgerentscheid statt. Die wichtigsten Streitpunkte.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Europäische Themen sind im Wahlkampf Nebensache. Zumindest in Erlangen. Hier wird bis zur Abstimmung am 9. Juni über das Pro und Contra der Stadt-Umland-Bahn (StUB) gestritten. Die Staatsregierung, der Bund Naturschutz, große Unternehmen wie Siemens, Schaeffler, Adidas und Puma sind dafür. Außerdem unter anderem der Gewerkschaftsbund, die Universität, die SPD und die Grünen im Rathaus. Das Contra kommt von der Erlanger CSU, den Freien Wählern und der Rathaus-FDP, vom Einzelhandels- und Bauernverband sowie von mehreren örtlichen Initiativen.

Streitpunkt Nummer 1: Tram oder Bus?

Im Nürnberger Norden ist die Straßenbahn bereits angekommen. Deren Netz endet an der Haltestelle "Am Wegfeld", mitten im Nirgendwo im Knoblauchsland. Geplant ist, dass die StUB von hier aus nach Erlangen und dann weiter bis Herzogenaurach fährt. 26 Kilometer Strecke, 31 Haltestellen: Die Stadt-Umland-Bahn soll eine zentrale Verkehrsachse in der Metropolregion Nürnberg werden, sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). "Eine gute, eine ökologische, eine vernünftige Entscheidung." Söder spricht sich damit für das Projekt aus. Ganz anders als seine Parteifreunde in Erlangen, die strikte StUB-Gegner sind. Doch braucht es tatsächlich eine Straßenbahn? Oder können Busse genau das Gleiche leisten, wie die Gegner argumentieren?

PRO:

"Eine Straßenbahn hat im Vergleich zu Bussen eine zwei bis dreimal höhere Kapazität, sie fährt im Zehn-Minuten-Takt. Das ist eine ganz neue Qualität im öffentlichen Nahverkehr. Und aus den Verkehrswissenschaften ist auch der Schienen-Bonus bekannt. Das heißt, Menschen nutzen häufiger ein Schienenverkehrsmittel als beispielsweise einen Bus. Alles in allem würden viel mehr Menschen den ÖPNV nutzen als heute." Mandy Gutzeit, Geschäftsführerin des Zweckverbands Stadt-Umland-Bahn

CONTRA:

"Es ist nicht unsere Aufgabe, das perfekte System vorzuschlagen. Da sind wir nicht die Experten, den Anspruch haben wir nicht. Die Lösung ist vielleicht ein Mix aus Bussen, aus autonomen Bussen, aus kleinen Flotten, S-Bahn, Straßenbahn. Aber diese Version, wie sie vorliegt, mit den Aufwendungen, Dauer, Kosten, Belastungen, die können wir nur ablehnen." Helmut Memmert vom Verein HeimatERhalten
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Straßenbahn statt Autos: So könnte die Haltestelle der StUB im Süden der Erlanger Innenstadt aussehen.

Streitpunkt Nummer 2: Autos raus

Das Erlanger Stadtbild wird sich durch die Stadt-Umland-Bahn verändern. In der Innenstadt soll die Straßenbahn zentrale Standorte der Uni verbinden - zum Beispiel die Mensa am Langemarckplatz und das neue geisteswissenschaftliche Zentrum im Himbeerpalast. Die Idee: Von Nürnberg direkt zum Hörsaal in Erlangen. Außerdem soll die Fußgängerzone größer und attraktiver werden. Am Einkaufszentrum Arcaden wird eine Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt.

PRO:

"Für uns ist die StUB äußerst wichtig. Unsere Mitarbeitenden und die Studierenden pendeln. Das macht einen großen Anteil unseres CO2-Ausstoßes aus. Sie müssen tagsüber auch die Standorte wechseln und wir brauchen hier ein Mobilitätskonzept, das zukunftsfähig ist." Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität

CONTRA:

"Wir lehnen diese Trassenführung ab, weil sie in der Stadt eine Kreuzung sperrt. Zusätzlich sind für uns die langen Bauzeiten tragend. Das bedeutet, dass in der Zeit voraussichtlich viel weniger Leute zu uns kommen werden. Dadurch haben die Einzelhändler in der Innenstadt Bedenken, dass sie die lange Bauzeit nicht überleben werden." Doris Funk, Einzelhandelsverband Erlangen
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Ohne diese Brücke gibt es keine StUB: So soll die umstrittene Querung des Regnitzgrunds an der Wöhrmühle künftig einmal aussehen.

Streitpunkt Nummer 3: Die Wöhrmühl-Brücke

Der Weg nach Westen Richtung Herzogenaurach führt durch den Regnitzgrund. Der ist ein Landschaftsschutzgebiet. Für die Stadt-Umland-Bahn muss an der Wöhrmühle eine neue Brücke gebaut werden. Ohne die funktioniert die StUB nicht.

PRO:

"Ich glaube, es ist hier eine gute Lösung gefunden worden. In der Abwägung zwischen dem Nutzen für die Stadt, für weniger Verkehr, für weniger Lärm, Dreck und Gestank durch Autos und diese Brücke, die ja kein Damm ist und von daher sowohl für die Tiere wie für die Frischluftschneise weiterhin erhalten bleibt, sehen wir es für sinnvoll an." Richard Mergner, Landesvorsitzender Bund Naturschutz Bayern

CONTRA:

"Diese neue Brücke mit zwölf Metern Breite und 1,5 Kilometer Länge würde die Landschaft zerschneiden. So eine neue Brücke würde wahnsinnig viele Ressourcen verbrauchen. Es ist für uns kein Verkehrswendeprojekt, wenn hier eine komplett neue Verkehrsachse geplant wird." Gisela Löhr Wiesengrundfreunde

Streitpunkt Nummer 4: Die Kosten

730 Millionen Euro sollen Planung und Bau der StUB kosten, so zumindest der Stand von 2022. Der Planungs-Zweckverband hat dabei einen Puffer von 20 Prozent für Preissteigerungen und unerwartete Ausgaben eingerechnet. Für das Projekt gibt es 90 Prozent Zuschuss vom Bund und vom Land Bayern. Damit bleibt für die Stadt Erlangen ein Rest von 82 Millionen Euro, den sie selbst finanzieren muss.

PRO:

Unsere großen steuerzahlenden Unternehmen sagen, wir brauchen die StUB für eine gute Entwicklung am Standort. Das kann man auch umkehren. Wenn sie nicht kommt, dann kann es auch eine schlechte Entwicklung am Standort geben. Nur fünf Prozent Gewerbesteuer weniger im Jahr bedeuten zehn Millionen Euro und zwar jedes Jahr und dauerhaft. Florian Janik, SPD, Oberbürgermeister Erlangen

CONTRA:

"Wir glauben, dass ganz, ganz viele wichtige Projekte, die wir schon in der Stadt haben, und von denen wir wissen, da müssen wir ran, wie zum Beispiel Schulen, Kindertagesstätten, Sport und Kultur, dass wir die dann nicht so bedienen können, wie wir es gerne machen würden." Jörg Volleth, CSU, Bürgermeister Erlangen

Streitpunkt Nummer 5: Die Verkehrswende

Rund 9.000 PKW-Fahrten pro Tag sollen entfallen, weil Pendler umsteigen. Das hat der Zweckverband ausgerechnet. Großunternehmen in Erlangen und Herzogenaurach setzen auf die Bahn, um den Verkehr in den Griff zu bekommen.

PRO:

"Als ich in die Schule gegangen bin, war es ein Traum, wenn alle 15 Minuten ein Bus gekommen ist. Heute ist es Standard an vielen Standorten, dass alle drei Minuten eine U-Bahn fährt. Damit gehen die Erwartungen an die Infrastruktur in eine andere Liga." Siemens-Finanzvorstand Ralf P. Thomas

CONTRA:

"Wir haben in Erlangen noch nie eine Straßenbahn gehabt. Städte, die so etwas haben, haben es lange und damit hat sich auch die Stadt entwickelt. Das ist bei den engen Straßen in der Hugenottenstadt nicht der Fall." Elisabeth Hölbling, IG Keine Stub

Der Wahlkampf läuft. Bei einem Ja am 9. Juni kann gebaut werden. Bei einem Nein ist die Straßenbahn zwischen Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach endgültig beerdigt und der Zweckverband, der die Planung bisher organisiert hat, wird aufgelöst.

Den Nürnberger Norden hat die Straßenbahn schon erreicht. Die Stadt-Umland-Bahn soll von hier aus weiter nach Erlangen und Herzogenaurach fahren.
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Den Nürnberger Norden hat die Straßenbahn schon erreicht. Die Stadt-Umland-Bahn soll von hier aus weiter nach Erlangen und Herzogenaurach fahren.

Dieser Artikel ist erstmals am 5. Juni 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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