Eltern und ihre Kinder demonstrierten im Würzburger Rathaus für den Erhalt ihrer Kita.
Bildrechte: Carolin Hasenauer / BR

Eltern und ihre Kinder demonstrierten im Würzburger Rathaus für den Erhalt ihrer Kita.

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Streit um Finanzierung: Muss Kita in Würzburg bald schließen?

In Würzburg streiten ein Träger und die Kommune um die Finanzierung einer Kita. Die Stadt ist gesetzlich dazu verpflichtet, genügend Plätze in Kitas zur Verfügung zu stellen – aber die Realität sieht anders aus: Bayernweit fehlen 70.000 Plätze.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Tiger, Feuerwehrmann, Kürbis und verschiedene Feen, Hexen oder Prinzessinnen: Schon die ganze Woche feiern die Kinder der Kindertagesstätte Stift Haug Fasching. Doch es könnte das letzte Mal in diesen Räumen in der Würzburger Innenstadt sein. Der Kita droht die Schließung. 74 Kinder und ihre Eltern könnten damit ab September ihren Betreuungsplatz verlieren. Der Träger fordert, dass die Stadt Würzburg in die Bresche springt.

Denn Kommunen und Gemeinden sind dazu verpflichtet, für genügend Kita-Plätze zu sorgen. Eltern haben zudem einen Rechtsanspruch, den sie einklagen dürfen. Doch Rechtsanspruch hin oder her: Allein in Würzburg fehlen aktuell rund 500 Kita-Plätze. Bayernweit sind es 70.000. Damit zeichnet sich ab, dass die Jugendämter längst nicht alle Betreuungsansprüche erfüllen werden, obwohl sie dazu verpflichtet sind.

Hintergrund: Nutzungsvertrag für mietfreie Räume läuft aus

Gerade in solchen Zeiten, in denen Kita-Plätze Mangelware sind, würde eine Schließung der Kita die Lage also weiter verschärfen. Vermieter der Räumlichkeiten ist die Kirchenstiftung der Pfarreien Stift Haug und Sankt Gertraud. Die hat dem Kita-Träger, dem Elisabethenheim, die Räume zehn Jahre lang mietfrei überlassen. Ende August läuft der Vertrag aber aus – das sei von Anfang an so vereinbart worden.

Erst vor einem Jahr hat der Träger sich an die Stadt gewandt, über die Situation informiert und um Hilfe gebeten, erzählt Simon Kuttenkeuler, Geschäftsführer des Trägers, das Elisabethenheim, dem weitere Kitas und eine Schule angehört. Mehrere Gespräche hätten zu keiner absehbaren Lösung geführt, schildert er. Über diese Darstellung zeigt sich Würzburgs Sozialreferentin Hülya Düber mehr als verwundert: "Ich habe Herrn Kuttenkeuler gesagt, dass wir weiter im Dialog bleiben und ihn Anfang des Jahres zu einem gemeinsamen Gespräch mit anderen Trägern in Würzburg eingeladen."

Kirchenstiftung fordert 6.000 Euro Miete

Dem war diese Gesprächszusage allerdings nicht konkret genug. Er hat deshalb die Eltern zum Protestieren aufgerufen. Zur Stadtratssitzung am Donnerstag waren gut 60 Mütter, Väter und Kinder gekommen. Im Rathaus machten sie am Nachmittag mit Plakaten auf ihr Anliegen aufmerksam. "Die Schließung würde bedeuten, dass unsere beiden Kinder ohne Betreuung sind. Wir sind beide berufstätig – das wäre dann infrage gestellt", sagt etwa ein Vater. Und eine Mutter betont: "Mein Sohn ist jetzt fünf, also im Vorschulalter. Er hat einen rechtlichen Anspruch auf diesen Kita-Platz."

Doch der Träger kann die ab September geforderte Miete nicht zahlen. Mindestens 6.000 Euro wären das pro Monat. "Wir haben bis heute keine Zahlen oder Unterlagen, wir wissen nicht, um welches konkrete Defizit es sich handelt. Von der voraussichtlich geforderten Miethöhe habe ich aus der Presse erfahren", sagt Sozialreferentin Düber. "Wir können aber erst dann über konkrete Lösungen sprechen, wenn wir auch betriebswirtschaftliche Nachweise haben."

Bistum Würzburg will Immobilien abstoßen

Warum die Kirchenstiftung nicht auch weiterhin die Mietfreiheit gewährleisten kann, erklärt Jürgen Vorndran, Generalvikar des Bistums Würzburg. Hintergrund sind die sinkenden Kirchensteuereinnahmen. Die katholische Kirche im Bistum Würzburg sieht sich gezwungen einzusparen. "Wir haben das Ziel, die Immobilienträgerschaften an die Gemeinden und Kommunen abzugeben – die Betriebsträgerschaften wollen wir weiterführen. In vielen Kommunen ist es uns schon gelungen, Immobilien abzugeben", so Generalvikar Vorndran. Kurz gesagt: Das Bistum will sich von seinen Immobilien trennen – auch von solchen, die derzeit von Kindergärten genutzt werden.

Stadt verspricht Betreuungsplätze anzubieten

Dennoch sind die Kommunen und Gemeinden in der Pflicht, für ausreichend Kita Plätze zu sorgen. Im Rahmen der Stadtratssitzung nimmt Würzburgs Sozialreferentin Hülya Düber den Eltern ihre Angst: "Wir werden für jedes der 74 Kinder einen Betreuungsplatz anbieten. Das wird jetzt in den nächsten Wochen und Monaten höchste Priorität haben." Konkrete Lösungen hätte sie Stand jetzt noch nicht parat. Offen ist auch, ob die Kita im jetzigen Gebäude am Stift Haug ab September bleiben kann.

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