In der Diskussion um die Wirksamkeit von Flutpoldern an der Donau gibt es jetzt neue Erkenntnisse. Wissenschaftler der Bundesanstalt für Gewässerkunde haben herausgefunden, dass durch Hochwasserschutzmaßnahmen wie Flutpolder die Pegelstände künftiger großer Hochwasser über weite Streckenabschnitte zwischen zehn und 50 Zentimeter reduziert werden könnten.
Anwohner und Landwirte wehren sich zum Teil gegen Polder
Diese Nachricht dürfte eine alte Diskussion neu anheizen: Mehrere Donau-Städte in Niederbayern reagierten empört, als das bayerische Kabinett 2018 beschlossen hatte, den geplanten Bau von Poldern im Raum Ingolstadt und Regensburg zu stoppen. Die Freien Wähler hatten diesen Punkt im Koalitionsvertrag durchgesetzt. Denn Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) zweifelt den Nutzen von Poldern im Verhältnis zu den Kosten an. Außerdem gibt es in der Oberpfalz Gegner: Im östlichen Landkreis Regensburg wehren sich Anwohner und Landwirte gegen die geplanten Hochwasser-Polder.
Sie halten die Ergebnisse der Studie für irrelevant. "Das ist doch klar", sagt Markus Hörner von der IG Polder aus dem Landkreis Regensburg. "Die technische Wirksamkeit ist unbestreitbar." Dennoch bringe dieses Ergebnis die Diskussion in Bayern nicht weiter. Der Nutzen von Poldern müsse immer im Kontext betrachtet werden. So müsse das von der bayerischen Staatsregierung in Auftrag gegebene Gutachten abgewartet werden, das sich mit dem Schutz der Polder-Anwohner vor steigendem Grundwasser auseinandersetzt. Außerdem laufen noch Untersuchungen dazu, was mögliche Polder in Oberbayern und in der Oberpfalz für Donau-Städte wie Straubing und Passau bringen.
Rückhalteflächen schützen Gebiete donauabwärts
In Folge des Kabinettsbeschlusses verabschiedeten Donau-Städte wie Straubing, Deggendorf und Passau Resolutionen. Sie dürften die neuen Ergebnisse freuen. Polder sind eingedeichte Rückhalteflächen, die bei Hochwasser geflutet werden können und so erhebliche Wassermassen aus den Flüssen nehmen. Soll heißen: Kann sich die Donau unter anderem in Oberbayern ausbreiten, gehen die Städte donauabwärts nicht so extrem unter.
Druck auf Glauber und Aiwanger
Der Passauer Landtagsabgeordnete Christian Flisek (SPD) fordert nun eine zügige Entscheidung zu den geplanten Flutpoldern in Bertoldsheim im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen und Eltheim und Wörthof im Landkreis Regensburg. "Umweltminister Thorsten Glauber muss sich endlich gegen seinen Parteifreund und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger behaupten, der die Polder mit allen politischen Mitteln zu verhindern versucht", fordert Flisek in einer Mitteilung.
Die Freien Wähler setzen auf einen Mix aus Maßnahmen. 2018 sagte Glauber, er wolle auch ein Gutachten abwarten, das sich mit dem Schutz der Polder-Anwohner vor Grundwasser auseinandersetzt.
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