In Würzburg beginnt der Wahlkampf um das freiwerdende Amt des Oberbürgermeisters. Dabei gibt es derzeit noch nicht mal einen Wahltermin. Vor einer Woche kündigte Amtsinhaber Christian Schuchardt (CDU) überraschend seinen Rücktritt an. Schuchardt wird zum 1. Juli 2025 Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags. Seinen Posten in Würzburg wird er räumen. Doch die Frage, wann die Neuwahl stattfinden soll, sorgt im Rathaus für Diskussionen.
OB-Wahl: Februar? Oder April bis Juni?
Der Regelfall sieht vor, dass die Neuwahl in den drei Monaten vor Ende der Amtszeit der Oberbürgermeister stattfinden muss. So ist es im Gemeinde- und Landkreiswahlgesetz geregelt. Für Würzburg würde das Neuwahlen zwischen April und Juni 2025 bedeuten.
Doch vor dem Hintergrund der Bundestagswahl 2025 ist noch eine zweite Option denkbar. Findet in den sechs Monaten vor Amtszeitende des scheidenden Bürgermeisters eine weitere Wahl statt, können beide Wahlen zusammengelegt werden. Es wäre somit möglich, dass die Oberbürgermeisterwahl mit der Bundestagswahl zusammenfällt. Diese soll am 23. Februar 2025 stattfinden.
CSU fordert: OB-Wahl am Tag der Bundestagswahl
Eine Entscheidung ist im Würzburger Rathaus noch nicht gefallen. Doch unter den Stadträten gibt es klare Präferenzen.
Die Stadtratsfraktion der Würzburg CSU befürwortet eine OB-Wahl am Tag der Bundestagswahl. Die Fraktion argumentiert unter anderem mit der Wahlbeteiligung. Bei den Bundestagswahlen 2021 lag diese in Würzburg über 80 Prozent. Bei der vergangenen OB-Wahl lediglich bei 54 Prozent. Außerdem verweist die CSU auf den organisatorischen und finanziellen Aufwand. Mit Bundestagswahl, OB-Wahl und einer möglichen Stichwahl könnten in Würzburg innerhalb eines halben Jahres drei Wahlen anfallen. Zur Einordnung: Für den letzten Bürgerentscheid hatte die Stadt Kosten von knapp 300.000 Euro kalkuliert.
Gegner der "Doppel-Wahl" befürchten Beeinflussung
Stadträte von Grünen, SPD, Linken, "Würzburger Liste" und "Zukunft für Würzburg" bestehen hingegen auf getrennte Termine. Sie befürchten, dass bundespolitische Debatten lokale Themen beeinflussen oder gar überlagern. Eine mögliche Stichwahl fiele bei Zusammenführung der Oberbürgermeister- und der Bundestagswahl zudem auf die bayerischen Faschingsferien.
Die Stadträte sprechen sich für einen Termin Anfang Mai aus, nach den Osterferien. Diese Bitte haben sie diese Woche auch an Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gerichtet. Dem Sonderfall einer "vorgezogenen" Wahl im Februar 2025 müsste sein Ministerium zunächst zustimmen.
Wahlkampfstart im Advent
Was hinter den Kulissen deutlicher wird als in den offiziellen Stellungnahmen der Parteien: Der Wettstreit um das Oberbürgermeisteramt ist in Würzburg bereits in vollem Gange. Bei der Terminsuche geht es auch um Taktik. Die Adventszeit wollen die Stadträte nicht besinnlich verstreichen lassen. Das lässt der kurze Wahlkampf nicht zu.
Erste Kandidatinnen und Kandidaten bringen sich in Stellung. Als mögliche Bewerber werden derzeit vor allem zwei Namen gehandelt: Martin Heilig (Grüne) und Judith Roth-Jörg (CSU). Beide bringen Erfahrung im Rathaus mit. Heilig ist zweiter Bürgermeister, Roth-Jörg dritte Bürgermeisterin. Auf Anfrage teilt Heilig mit, er stehe für seine Partei zur Verfügung. Roth-Jörg sagt: Sie sei einer Kandidatur nicht abgeneigt. Bei beiden ist jedoch noch keine Entscheidung gefallen. Die Parteigremien müssen zunächst beraten.
Wahlkampf kostet viel Geld
Bei der vergangenen Oberbürgermeisterwahl gab es in Würzburg sechs Bewerberinnen und Bewerber. Denkbar, dass dieses Mal ähnlich viele Personen das Machtvakuum nutzen wollen. Gleichzeitig kosten Wahlkämpfe Geld – in einer Stadt wie Würzburg schnell hohe fünfstellige Summen, wie im Rathaus zu hören ist. Auch das könnte bei den Kandidaturen eine Rolle spielen. Denn schon ein Jahr später wird in Würzburg ein neuer Stadtrat gewählt. An dessen Zusammensetzung ändert sich nichts durch den Rücktritt des Oberbürgermeisters.
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