"Manche Zutaten kann man nicht ersetzen", sagt Lucija Spießl aus München. Die Hauswirtschafterin greift auch in dieser Plätzchensaison nicht zur Margarine, obwohl Butter in Bayern 44 Prozent mehr kostet als im vergangenen Jahr. Spießl setzt stattdessen auf günstige Eigenmarken und friert viel Butter ein, wenn es gerade einen guten Angebotspreis gibt.
Der starke Preisanstieg von Butter, aber auch von Schokolade und Kakao führt dazu, dass Plätzchen-Backen dieses Jahr bei Klassikern wie Vanillekipferln, Spitzbuben und Schwarz-Weiß-Gebäck ein teureres Vergnügen werden kann.
Grafik: Welche Plätzchensorten sind teurer geworden?
Einige Rezepte enthalten dagegen viele Zutaten, die im Vergleich zum Vorjahr sogar günstiger geworden sind. Zucker zum Beispiel kostet fast 25 Prozent weniger. Der Verbraucherpreis von Eiern ist fast gleich geblieben. Das Bayerische Landesamt für Statistik (externer Link) hat einen gewichteten Preisindex für einige Plätzchensorten erstellt. In dieser Analyse hatten Vanillekipferl eine der höchsten Preissteigerungen: 1,9 Prozent. Mit am stärksten gesunken sind dagegen die Zutatenpreise für Elisenlebkuchen mit Zuckerguss – diese sind im Vergleich zum Vorjahr 10 Prozent günstiger.
Die folgende Grafik zeigt im Einzelnen die Preisentwicklung von 14 wichtigen Backzutaten – gelb markiert sind die beiden Lebensmittel mit der höchsten und niedrigsten Preissteigerung gegenüber dem Vorjahr.
Grafik: Preisentwicklung von Backzutaten in Bayern
Laut Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern spielen für die meisten Backzutaten die Entwicklungen auf dem Weltmarkt eine entscheidende Rolle. Aber so verschieden die Kurven sind, so verschieden sind auch die Gründe für Anstieg und Rückgang der Preise.
Zu wenig Fett in der Milch = teure Butter
Nachdem der Verbraucherpreis für Butter sich im Jahr 2023 wieder dem Level von vor dem Ukraine-Krieg angenähert hatte, geht es seit Anfang 2024 wieder steil bergauf. "Das hat also nichts mit Ausnutzen zu tun, weil jetzt alle Backen wollen und die Butter benötigen", sagt Lebensmittelexpertin Daniela Krehl. Vielmehr warnten Fachleute schon länger vor einem Preisanstieg, der anhalten wird.
Der Hauptgrund laut dem Verband der Bayerischen Milcherzeuger: Zu wenig Fettgehalt in der Milch. Schon seit Februar liegt und bleibt dieser unter den Normalwerten. Eine Besserung sei nicht in Sicht. Je niedriger Fettgehalt, desto mehr Milch wird für die Produktion von Butter gebraucht – was den Preis entsprechend ansteigen lässt.
Klimawandel führt zu Ernteausfällen beim Kakao
Einen nahezu konstanten Anstieg zeigen dagegen die Verbraucherpreise von Kakao und Schokoladentafeln. Das Bayerische Wirtschaftsministerium schreibt dazu auf Anfrage von BR24: "Ein Grund für die stark gestiegenen Importpreise für den Rohstoff Kakao dürfte dessen Knappheit auf dem Weltmarkt infolge von Missernten, insbesondere in Westafrika, sein."
Laut Daniela Krehl ein Trend, der seit Jahren zu sehen ist und sich auch fortsetzen werde. "Kakao-Pflanzen sind relativ empfindlich, was das Klima angeht", so die Lebensmittelexpertin. "Der Klimawandel führt dazu, dass die Kakaoplantagen durch die höheren Temperaturen Ernteausfälle haben."
Große Zuckerrübenernte in Europa lässt Preise fallen
Auf der anderen Seite könnte eine der jüngsten Entwicklungen vielen Menschen das Weihnachtsfest versüßen: Der Verbraucherpreis von Zucker befindet sich seit Oktober im freien Fall. Dazu schreibt das Bayerische Wirtschaftsministerium: "Als Gründe nennt der Produzent Südzucker zum einen die sehr große Rübenmenge aus der laufenden EU-Ernte und zum anderen den Rückgang der Zuckerpreise sowohl auf dem Weltmarkt als auch in Europa." Es ist also viel Zucker auf dem Markt – bei hohem Angebot gehen die Preise entsprechend nach unten.
Wer ohnehin nicht gerne backt, läuft angesichts der hohen Butterpreise vielleicht noch lieber zum Süßigkeitenregal. Zur Einordnung hier die Entwicklung der Verbraucherpreise für fertige süße Backwaren:
Grafik: Preisentwicklung von fertigen kleinen Backwaren in Bayern
Grafik: Inflationsrechner für den persönlichen Einkauf
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!