Kunst soll im Idealfall auch eine Botschaft haben, davon ist der Südkoreaner und Wahl-Fürther Inkyu Park überzeugt. Er möchte mit seinen Tetra Pak-Werken zeigen, wie stark wir alle dem Konsum verpflichtet sind, ohne uns das permanent bewusst zu machen. Spartacus, Venus oder gar die antike Laokoon-Gruppe – Inkyu Park schreckt vor großen Namen nicht zurück. Aus gebrauchten Getränkekartons baut er in mühsamer Detailarbeit kubistisch anmutenden dreidimensionale Hingucker. An einer Skulptur arbeitet er zum Teil länger als ein Jahr, schneidet dafür tausende Einzelteile, um am Ende wieder alles zu einem greifbaren Puzzle zusammenzukleben.
"Ich kann gar nicht anders, ich muss jeden Tag schneiden!" Inkyu Park, Künstler
Ausstellung im kultur.lokal.fürth
Derzeit stellt der 41Jährige seine Karton-Kunst im Kulturlokal Fürth aus. Wer will, kann mit dem Künstler dort auf Tuchfühlung gehen, sich seine Herangehensweise erklären lassen. Die ist nicht nur optisch, sondern auch handwerklich spannend. Inkyu Park erstellt zunächst am Rechner detaillierte Schnittmuster für die Skulpturen. Die setzt bzw. klebt er später aus hunderten einzelner, streng durchnummerierter Verpackungsteilchen zusammen. Mittels spezieller Computersoftware entsteht so im Vorfeld ein Skulpturen-Gerüst als Bauplan.
Alles ausgetrunken
Schon als Kind hat Inkyu Park gern Objekte aus verschiedensten Materialien gebaut. Den perfekten Grundstoff hat er inzwischen in den Getränkeverpackungen gefunden. Geradezu perfektionistisch haucht er den ausrangierten Safttüten und Milchkartons neues Leben ein. Dass Inkyu Park vor allem anfangs nahezu alle Getränke selbst getrunken hatte, um Verpackungen zu sammeln, klingt nicht nur amüsant, sondern hat ihm auch das ein oder andere Kilo Zusatzgewicht eingebracht. Mit viel Bewegung und Diät habe er das aber wieder abtrainieren können, schmunzelt der studierte Bildhauer und Maler, der von Milch und Saft wohl erstmal bedient sein dürfte.
"Das war schon eine ordentliche Menge, was ich da alles getrunken habe!" Inkyu Park
Vorhang aus Milchtüten
Auch seine neueste Kreation hängt silbern schimmernd in der Fürther Ausstellung: "Curtain Number 1". Ein überdimensionaler Vorhang, gerafft, in vermeintlicher Bewegung optisch festgehalten. Die zunehmende Distanz des Einzelnen zur Gemeinschaft, getrennt wie durch einen Vorhang, wolle er damit zum Ausdruck bringen. Wer sich dafür interessiert, sollte daheim schon eine ziemlich große Fläche zum Aufhängen haben.
Die Ausstellung im Kulturlokal hat immer auch einen experimentellen Charakter betont Gerti Köhn vom Kulturamt Fürth. So besuchen z.B. regelmäßig Schulklassen den Tetra Pak-Künstler, sprechen mit ihm über sein Schaffen, Konsum im Allgemein, dürfen aber auch selbst Collagen oder ähnliches erstellen. Wahrlich also Kunst zum Anfassen. Die Ausstellung von Inkyu Park steht voraussichtlich noch bis Mitte Januar.
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