Ein rot-weißer Tankwagen parkt in einer Wohnsiedlung im niederbayerischen Forsthart. Lieferant Michael Schwab schließt den Schlauch am Tankstutzen an, programmiert den Computer. Gleich fließen 2.000 Liter Heizöl. Inzwischen eine beachtenswerte Menge: "Wir bringen jetzt meist kleine Mengen hin, zwischen 500 und 1.000 Liter. Mehr können sich viele einfach grade nicht leisten."
Sorgen bei Hausbesitzern wachsen
An der roten Kellertür zum Heizraum hängt eine Liste. Dort hat Hubert Hartl eingetragen, wie viel er für die Heizöllieferungen bezahlt hat. Die erste Befüllung der Tanks vor 25 Jahren hatte ihn knapp 700 D-Mark gekostet. Jetzt muss er mehrere Tausend Euro einkalkulieren: "Die Sorgen sind groß. Was wird? Meine Eltern, die sind beide in Rente, da weiß man nicht, ob man das irgendwann mal bezahlen kann." Auch Kaminkehrer und Energieberater Werner Rankl aus Regen im Bayerischen bestätigt, vor allem die Besitzer älterer Wohnhäuser treibt die Frage um, wie sie künftig ihre Gebäude beheizen sollen: "Ich war in den vergangenen Tagen bei einem Kunden, der für rund fünfeinhalb Tausend Liter Heizöl etwa 11.000 Euro bezahlt hat. Das sagt doch alles!"
Wenig Alternativen zur Ölheizung
Energieberater Werner Rankl versteht die Sorgen der Hausbesitzer, einen guten Rat aber kann er ihnen meist nicht geben. Denn oft scheitert eine Umrüstung des Heizsystems beispielsweise auf eine Luft-Wärme-Pumpe oder Erdwärmepumpe aus technischen Gründen. Und der Einbau einer Holzpellet-Heizung ist ebenfalls meist schwer zu realisieren. "Dazu kommen sehr lange Lieferzeiten für Pellet-Heizungen, die ebenfalls teurer geworden sind," so Rankl. Investitionen, die für viele unmöglich sind. Es bleibt dann nur der Griff zum teuren Heizöl. Die Raumtemperatur zu senken ist zwar eine Möglichkeit zum Sparen, erklärt Kaminkehrer Werner Rankl. Aber: "Einer meiner Kunden sitzt im Rollstuhl. Er sagt mir, er braucht einfach 25 Grad in seiner Wohnung."
Wirtschaftsminister fordert Bundesregierung zum Handeln auf
Bei einem Termin bei einem niederbayerischen Energieunternehmen hat Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) rasches Eingreifen vom Bund gefordert. Es sei Aufgabe der Bundesregierung, für bezahlbare Energiepreise zu sorgen. Unterdessen bleibt Hausbesitzern nur die Hoffnung auf sinkende Preise. Sie sind froh über jeden warmen Tag im Frühling, an dem die Heizung aus bleibt. Aber irgendwann ist jeder Öltank leer - und dann wollen sie Heizöl und kein Gold.
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