Musikerinnen und Musiker der Blaskapelle Heiligkreuz sitzen in Tracht und präsentieren ihre Instrumente
Bildrechte: Musikkapelle Heiligkreuz

Tradition und Trend: Blasmusik-Boom bei der jungen Generation

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Tradition und Trend: Blasmusik-Boom bei der jungen Generation

Kaum ein Sommerfest ohne Blasmusik. Mehr als die Hälfte der Mitglieder im Allgäu-Schwäbischen Musikbund ist jünger als 27 Jahre. Blasmusik ist "in" bei der jungen Generation. Die Vereine stehen aber auch vor Herausforderungen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Ob das Sommerfest auf dem Dorf, die katholische Fronleichnamsprozession oder das große Volksfest in der Stadt: Blasmusikkapellen sind immer mit dabei. Auffällig viele junge Musikerinnen und Musiker spielen bei den Kapellen mit, auch in der Musikkapelle Heiligkreuz aus Kempten. Sie feiert dieses Jahr ihr 200. Jubiläum und zählt fast 70 Musiker und Musikerinnen. Ein Großteil ist jünger als 30 Jahre. Damit ist die traditionsreiche Kapelle so jung wie nie. "Ein cooler Haufen", so bezeichnet die 2. Vorsitzende des Musikvereins, Julia Hengeler, die Kapelle.

Blasmusik liegt im Trend

Blasmusik ist "in" bei jungen Leuten. Diesen Trend bestätigt auch der Allgäu-Schwäbische Musikbund (ASM). Veranstaltungen mit Blasmusik erfreuten sich zunehmender Beliebtheit. Außerdem, so Franz Josef Pschierer, Präsident des ASM, ist Blasmusik mit der Zeit gegangen. Hätten früher vor allem Marsch, Polka und Co. auf dem Programm gestanden, gebe es für Blasmusik heutzutage keine Grenzen mehr. "Wir spielen Filmmusik, klassische Musik, konzertante Musik, wir haben Brass- und Jazz-Ensembles. Es ist die Vielfalt, die uns heute auszeichnet und die jungen Leute begeistert", ist sich Pschierer sicher. Fast 40.000 Mitglieder zählt der ASM (externer Link), mehr als ein Drittel davon sind Jugendliche.

Zeitintensives Hobby

Bei der Musikkapelle Heiligkreuz achtet Dirigent Roman Musch auch darauf, ein möglichst breites Repertoire einzustudieren. Die jungen Leute wollen nicht nur das Publikum unterhalten, sondern auch Party auf der Bühne, sagt er. Bei Auftritten von vier Stunden sei die Hälfte deshalb Unterhaltungsprogramm. "Dann geben wir richtig Gas. Und da holen wir dann jeden ab", so Roman Musch.

Allerdings bedeutet Musik in einer Kapelle zu spielen viel Aufwand: Mindestens einmal pro Woche wird geprobt und im Sommer findet so gut wie jedes Wochenende ein Auftritt statt. Der junge Flügelhorn-Spieler, Hermann Prestel, sagt: "In stressigen Zeiten bin ich schon drei bis vier Tage in der Woche für die Musik unterwegs."

Videoclips fürs Bezirksmusikfest

Zurzeit sogar täglich: Die Kapelle aus dem Norden Kemptens organisiert anlässlich ihres Jubiläums das Bezirksmusikfest vom 11. bis 14. Juli 2024 (externer Link). Dafür muss nicht nur das Festzelt aufgebaut werden, seit Wochen erscheinen in den sozialen Medien fast täglich neue Videoclips von der Kapelle. Schriftführerin Lea Prestel produziert sie gemeinsam mit den anderen jungen Musikern. Und sie haben Erfolg: Die kurzen Clips sind beliebt und wurden teilweise schon 100.000 Mal angeschaut. "Das hätte ich nicht gedacht", sagt die 22-jährige Saxophonistin stolz.

Vereine müssen am Ball bleiben

Blasmusik ist "in", nicht nur im Allgäu: Rund 100.000 Feiernde kamen dieses Jahr zum Beispiel zum "Woodstock der Blasmusik" nach Österreich, einem der größten Open-Air-Festivals Europas. Auch der Allgäu-Schwäbische Musikbund war vertreten, um Werbung zu machen. Denn obwohl es bei den meisten Kapellen zurzeit keine Nachwuchssorgen gibt und der Imagewandel für viele positive Resonanzen sorgt, müssen die Musikvereine am Ball bleiben, sagt Präsident Pschierer. "Was uns sicherlich etwas Sorge bereitet, ist die Konkurrenz, die wir haben, zu anderen Verbänden. Es ist völlig klar, Jugendliche haben ein vielfältiges Freizeitangebot heute."

Es sei deshalb wichtig, die Jugendlichen früh für die Blasmusik zu begeistern, denn ein Instrument zu erlernen, brauche viel Zeit und Geduld. Den Musikunterricht hat der ASM dafür nach eigenen Angaben professionalisiert, außerdem arbeitet er dafür gerne mit Schulen zusammen.

Blaskapelle bietet Gemeinschaft

Neben dem gemeinsamen Musizieren schätzen die Musiker und Musikerinnen der Blaskapelle Heiligkreuz vor allem auch die Gemeinschaft und den Zusammenhalt. "Ich finde am coolsten, dass man mit den Ehrenmitgliedern genauso am Tisch sitzen und Spaß haben kann wie mit den ganz jungen Musikern", sagt zum Beispiel Tubistin Lisa Haggenmüller. Zustimmung bekommt sie dafür aus allen Registern und von allen Generationen. Freitags nach der Musikprobe gehe man oft noch zusammen weg. "Und das Musikmachen, das macht halt einfach Spaß", sagt Tenorhornspielerin Julia Hengeler.

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