Am Morgen danach sehen sie noch etwas müde aus: Spät am Montagabend sind Rudi Poser, Dieter Schreiber und die anderen sechs Helferinnen und Helfer aus der Ukraine zurückgekommen, haben die Transporter gereinigt und bei den Firmen abgeliefert, die diese zur Verfügung gestellt hatten. Hinter ihnen liegen mehr als 2.000 Kilometer vom oberfränkischen Plankenfels nach Rudky in der Westukraine. Zwei Tage Hinfahrt, ein Tag Ausladen, zwei Tage Rückfahrt. Mit vier Kleinbussen und einem Lkw haben sie 16 Tonnen Hilfsgüter in das umkämpfte Land gebracht: der elfte Hilfstransport der Plankenfelser seit Kriegsbeginn vor 1.000 Tagen.
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Aus Hilfe wurde Freundschaft
Noch im Februar 2022, gleich nach der russischen Invasion, entschloss sich Dieter Schreiber zu helfen und holte seinen Freund Rudi Poser mit dazu. Sie begannen Hilfsgüter zu sammeln: medizinische Ausstattung, später auch Möbel, Computer für Schulen und Generatoren. Die beiden konnten Helfer und Firmen als Spender gewinnen.
Über einen Deutsch-Ukrainer kam die Verbindung nach Rudky zustande. "Durch die Hilfseinsätze sind Freundschaften entstanden", freut sich Rudi Poser. Und auch die Gemeinde Plankenfels steht hinter dem ehrenamtlichen Helferkreis und hilft bei Organisation und Verwaltung, erklärt Bürgermeister Harald Wich (CSU/WG). Zwischen Rudky und Plankenfels ist mittlerweile eine Gemeindepartnerschaft entstanden. Eine ukrainische Delegation war schon zu Besuch im Landkreis Bayreuth. Nächstes Jahr wollen sie wieder kommen, sofern es die Lage zulässt.
Es ist lebensgefährlich
Auch wenn sie "nur" in die Westukraine fahren – und damit weit weg sind von der Front – sei es doch immer wieder gefährlich, erzählt Dieter Schreiber. "Am Sonntag früh um 7 Uhr gab es Luftalarm. Die Warn-App, die wir alle haben, ging los. Wobei das nahezu dauernd passiert", fährt er fort. "Auf der Rückfahrt zur polnischen Grenze sahen wir polnische Abfangjäger", ergänzt Rudi Poser. Im nahen Lwiw, dem ehemaligen Lemberg, schlugen dann Geschosse ein, eine Frau kam ums Leben, berichten die beiden.
Bilder aus dem Kampfgebiet
Wie gefährlich es ist und wie es an der Front aussieht, das zeigen die Fotografien von Alexander Krauß im Bayreuther Landratsamt. In einer Ausstellung dokumentiert der junge Speichersdorfer seine Hilfstätigkeit in der Ukraine. Die Bilder zeigen Elend, Zerstörung und Menschen, die für Essen anstehen.
Krauß hat einen Hilfsverein gegründet, fährt direkt ins Frontgebiet, bis maximal zwei Kilometer von der Kampflinie entfernt. "Dort gehen die großen Organisationen nicht hin", erklärt er. Im Kampfgebiet leben immer noch Zivilisten - "weil sie zu alt sind, zu krank, keine Verwandten haben, zu denen sie flüchten könnten. Und auch erstaunlich viele Kinder sind da", schildert er seine Eindrücke.
Die Menschen brauchen vor allem Nahrung, die Kinder mal ein Kuscheltier. Das liefert er mit seinen Helfern, deutsch-ukrainischen Teams, mit geländegängigen Pickups. Vorne in der Ausstellung hängt seine Schutzausrüstung: Helm, Splitterschutzweste, Handschuhe, Minenwarnfahnen. Sechsmal war der Ehrenamtliche schon in der Ukraine, immer wenn es sein Beruf zuließ.
Spendenbereitschaft nimmt ab
Sowohl Krauß als auch Poser sind immer wieder auf Unterstützung angewiesen. Sachspenden seien nicht das Problem, eher die Geldzuwendungen. Eine Hilfstour liege bei etwa 2.000 Euro Spritkosten, die strecken die Helfer im Zweifel vor, meint Rudi Poser.
Es sei schon eine gewisse Spendenmüdigkeit da, bestätigt auch Alexander Krauß. Ein Ende des Krieges sei nicht abzusehen. Manche Menschen zweifeln vielleicht auch deshalb am Sinn der Hilfstransporte. Diese würden den Krieg nur verlängern, so die Eindrücke der oberfränkischen Spendensammler. Dagegen halten Poser, Schreiber und Krauß die Herzlichkeit und Dankbarkeit der Menschen in der Ukraine. Vor allem die Kinderaugen könne er nicht vergessen, meint Krauß. Das sei für ihn immer wieder Motivation. Der nächste Hilfstransport aus Plankenfels soll Anfang nächsten Jahres auf die Reise gehen.
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