In der Ukraine ist der 1.000 Tag des russischen Angriffskriegs mit Sorgen um eine weitere Eskalation angebrochen. An der Front stehen die ukrainischen Verteidiger schwer unter Druck, die Städte des Landes sehen sich schweren Angriffen aus der Luft ausgesetzt.
- Weitere Hintergründe auf tagesschau.de: Wie der Krieg Russlands Gesellschaft formt
Im Osten der Ukraine laufen Gefechte um die an einem Stausee gelegene Kleinstadt Kurachowe im Gebiet Donezk. Russischen Truppen ist es gelungen, südlich und nördlich von Kurachowe nach Westen vorzustoßen. Um die Eroberung der Stadt zu forcieren, ist die russische Armee Militärbeobachtern zufolge zuletzt aber dort auch zu verlustreichen Frontalangriffen übergegangen.
Selenskyj besucht umkämpfte Städte Pokrowsk und Kupjansk
Etwas weiter nördlich laufen Kämpfe östlich der in Donezk gelegenen Stadt Pokrowsk. Die Fortschritte der Russen hier sollen allerdings gering sein. Gefährlich zugespitzt hat sich die Lage weiter nördlich im Gebiet Charkiw. Dort konnte jüngst eine kleine Kolonne russischer Panzerfahrzeuge in die strategisch wichtige Stadt Kupjansk eindringen. Auch wenn der Vorstoß mit der Aufgabe der russischen Soldaten endete, sahen Militärbeobachter Schwächen im Verteidigungswall der Ukrainer.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besuchte nun sowohl Pokrowsk als auch Kupjansk und zeichnete Soldaten aus. Die Reise diente wohl der Stärkung der Truppenmoral.
Zahlen über Verluste auf beiden Seiten
Zahlen über Opfer im Krieg sind immer mit höchster Vorsicht zu genießen. Doch jetzt hat das russische Verteidigungsministerium eine - nicht zu überprüfende - Zählung veröffentlicht. Die ukrainischen Streitkräfte sollen demnach seit Kriegsbeginn 906.500 Gefallene und Verwundete beklagt haben. Weder Moskau noch Kiew gaben bisher Zahlen bekannt.
Zuletzt hatte die "New York Times" unter Berufung auf Militär- und Geheimdienstquellen der USA berichtet, dass bisher bereits 57.000 ukrainische Soldaten gefallen seien. Dies entspreche etwa der Hälfte der Verluste auf russischer Seite, hieß es.
Westliche Geheimdienste sprachen von 200.000 Toten und 400.000 Verwundeten in den russischen Reihen. Eine von ukrainischer Seite veröffentlichte Auflistung russischer Verluste spricht von über 722.000 getöteten oder verwundeten Russen.
Tote und Verletzte in der Region Sumy
In den vergangenen Tagen verstärkte Russland den Beschuss ukrainischer Städte und ziviler Objekte massiv. Nach einem schweren Luftangriff auf Ziele in der gesamten Ukraine am Sonntag gab es auch am Montag viele Tote und Verletzte. Beide Kriegsparteien griffen auch in der vergangenen Nacht erneut mit Kampfdrohnen an. Ukrainische Drohnen wurden über der südrussischen Stadt Rostow am Don gesichtet, berichtete Tass. Beim Anflug sei eine Drohne über der Hafenstadt Taganrog abgeschossen worden.
Russische Drohnenschwärme drangen am Morgen aus mehreren Richtungen in die Ukraine ein. Drohnen wurden über Kiew, Tscherkassy, Charkiw und Mykolajiw gesehen. Eine Kampfdrohne schlug in einem Wohnhaus in der Region Sumy ein. Dabei wurden Berichten zufolge mehrere Menschen getötet und verletzt.
Russland wirft Westen Eskalation vor
Russland hat derweil auf Medienberichte über eine angebliche Freigabe weitreichender US-Waffen an die Ukraine für einen Einsatz in Russland mit scharfer Kritik und einer Warnung reagiert. Sollte die Ukraine diese Waffen gegen Russland einsetzen, bedeute das eine direkte Verstrickung der USA und ihrer Verbündeten in den Krieg, schrieb die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa bei Telegram. Der Schritt sei gleichbedeutend mit einer radikalen Änderung des Kriegscharakters, da die USA und deren westliche Verbündete damit zu direkten Kriegsbeteiligten würden.
US-Medien hatten zuvor berichtet, dass der scheidende US-Präsident Joe Biden der Ukraine erstmals erlaubt, taktische Raketen des Typs ATACMS mit einer Reichweite von mehreren Hundert Kilometern gegen Ziele in Russland einzusetzen. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha begrüßte dies: "Kurz gesagt, es könnte ein Wendepunkt sein, und je weiter entfernt die Ukraine zuschlagen kann, desto kürzer wird der Krieg sein."
Mit Informationen von dpa
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!