Drei Tage nach seinem Amtsantritt hat sich US-Präsident Donald Trump per Video zum Weltwirtschaftsforum - dem geoökonomischen Spitzentreffen in den Schweizer Alpen - zugeschaltet. Hier spricht man schon seit Tagen über kaum etwas anderes als den neuen US-Präsidenten, seine Drohung mit Importzöllen auf Waren aus China, Mexiko, Kanada und der EU – und über seinen milliardenschweren Vorstoß für Künstliche Intelligenz.
Bescheidenheit ist nicht Trumps Sache
Es ist Trumps erster Auftritt auf einer international besetzen großen Bühne seit seinem Amtsantritt – und die Erwartungen sind riesig: "Die Bedeutung der amerikanischen Führungsrolle und Ihrer persönlichen Führungsrolle ist fundamental und überragend", begrüßte der Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, den US-Präsidenten.
Trump spricht fast eine Viertelstunde zu den CEOs und anderen Mächtigen in der übervollen Kongresshalle. Danach stellt er sich ein paar freundlichen Fragen von Unternehmenschefs. Bescheidenheit ist dabei nicht seine Sache: "Sie sagen, seit der Wahl leuchte überall auf der Welt ein Licht", so Trump. "Und sogar Länder, mit denen wir nicht besonders befreundet sind, sind glücklich, weil sie verstehen, dass es eine Zukunft gibt und wie großartig die Zukunft unter unserer Führung sein wird." Die Botschaft: "Amerika ist zurück und offen für Geschäfte."
Trump setzt auf Milliarden aus Saudi-Arabien
Ein pointiertes Beispiel liefert er sofort, als er Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Dollar aus Saudi-Arabien ankündigt und nachschiebt: "Aber ich werde den Kronprinzen, der ein fantastischer Kerl ist, bitten, die Summe auf etwa eine Billion aufzurunden." Im Gegenzug kann Saudi-Arabien darauf hoffen, dass Trump dem Land seinen ersten Auslandstrip widmet – das zumindest hat der 78-Jährige selbst ganz ungeniert ins Gespräch gebracht. Vorausgesetzt, die Saudis geben genug Geld in Amerika aus.
USA sollen Supermacht bei Industrie und KI werden
Das Weltwirtschaftsforum will hören, was Trump zur Wiederbelebung der Wirtschaft und zur Bewältigung der globalen Herausforderungen tun will. Schon jetzt seien die US-Amerikaner wirtschaftlich so zuversichtlich wie seit vielen, vielen Jahrzehnten nicht, ist seine Antwort.
Der US-Präsident kündigt an, er werde massiv Öl und Gas fördern. "Dies wird nicht nur die Kosten für praktisch alle Waren und Dienstleistungen senken, sondern die Vereinigten Staaten auch zu einer Supermacht in der Produktion und zur Welthauptstadt für künstliche Intelligenz und Kryptowährungen machen." Zölle würden Hunderte Milliarden und sogar Billionen Dollar in die Staatskasse spülen.
Integrierte Weltwirtschaft vs. "America first"
Auch wenn er dieses Mal nur per Video zuschaltet ist: Trump weiß, wie Davos tickt. Viele seiner Freunde säßen im Publikum, sagt er – und in den kommenden Jahren wolle er eigentlich auch selbst wieder nach Davos kommen.
Doch Trump und das WEF ist auch eine umstrittene Beziehung. Denn "America first", das ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was im Kongresszentrum von Davos seit Tagen propagiert wird. Der Gründungsgedanke des Weltwirtschaftsforums handelt von Globalisierung, offenen Märkten, einer Welt, die zusammenkommt. Die politische Elite hier predigt die Vorteile einer integrierten Weltwirtschaft.
KI-Branche erhofft sich Vorteile
In diesem Jahr ist die Stimmung in den Konferenzsälen und Hinterzimmern zwiegespalten, wenn das Gespräch auf Trump kommt. Die KI-Branche ist hier allgegenwärtig, ob Google, Microsoft, Palantir oder Dutzende Entwickler und Firmen aus Asien. Hier hat man weniger Angst vor Zöllen, als dass man sich Vorteile durch Steuersenkungen und den Abbau von Vorschriften erhofft. Unter dem Strich werde das "Paket Trump" ein gutes sein, heißt es.
Politik fürchtet Handelskrieg
Ganz anders ist der Ton von Politikern: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warnte Trump gleich zum Auftakt vor einem Handelskrieg mit Europa. Auf Trumps Importzölle würde die EU voraussichtlich mit Gegenzöllen antworten. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck mahnte, die EU müsse dringend unabhängiger von den USA werden und die eigene Wirtschaft in Gang bringen.
Mit Material der dpa
Zum Nachhören: Trump spricht zu Weltwirtschaftsforum
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