27.07.22: Andrea Tandler kommt zur Sitzung des Masken-Untersuchungsausschuss im Bayerischen Landtag zur Zeugenvernehmung.
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27.07.22: Andrea Tandler kommt zur Sitzung des Masken-Untersuchungsausschuss im Bayerischen Landtag zur Zeugenvernehmung.

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U-Ausschuss: Masken-Millionärin Tandler kommt – und schweigt

Sie trug eine verspiegelte Sonnenbrille, Baseballkappe und FFP2-Maske – und sagte nichts: Andrea Tandler, Tochter des Ex-CSU-Generalsekretärs und Millionen-Gewinnerin in der Maskenaffäre, verweigert im Untersuchungsausschuss des Landtags die Aussage.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Andrea Tandler, Schlüsselfigur der Maskenaffäre, hat im Untersuchungsausschuss des Bayerischen Landtags wie erwartet die Aussage verweigert. Die Tochter des früheren CSU-Generalsekretärs Gerold Tandler soll mit einem Partner gut 48 Millionen Euro Provision erhalten haben – für die Vermittlung von Maskengeschäften an staatliche Stellen in Bayern und im Bund. Sie durfte die Aussage verweigern, weil gegen sie staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen Schmiergeldverdachts und Geldwäsche-Vorwürfen laufen.

Nur Auskunft zu persönlichen Daten

Tandlers Auftritt war skurril: Sie erschien mit blauer Baseballkappe auf dem Kopf, FFP2-Maske und verspiegelter Sonnenbrille. Nachdem Kameraleute und Fotografen den Saal verlassen hatten, legte sie auf Aufforderung des Ausschuss-Vorsitzenden Winfried Bausback (CSU) Kappe und Maske ab. Lediglich zu ihren persönlichen Daten gab Tandler Auskunft – und nannte unter anderem ihr Alter: 39.

Im Anschluss daran fragte Bausback Tandler, ob sie berichten könne über das Maskengeschäft, für das sie laut Medienberichten eine "sehr hohe Provision eingestrichen" habe. Bausback betonte, das Geschäft sei zustande gekommen in einer Zeit, in der viele Ehrenamtliche bis zur Erschöpfung gearbeitet hätten. Tandlers Anwältin antwortete, dass ihre Mandantin die Aussage verweigere.

Gutachten: Tandler "nicht dauerhaft vernehmungsunfähig"

Schon zweimal war Tandler in den Untersuchungsausschuss geladen – beide Male sagte sie aus gesundheitlichen Gründen ab. Die Ausschuss-Mitglieder schickten daraufhin den gerichtsärztlichen Dienst vorbei. Ergebnis: Tandler ist "nicht dauerhaft vernehmungsunfähig". Im Vorfeld ihres Auftritts hatte der Grünen-Abgeordnete Florian Siekmann betont: "Andrea Tandler schuldet der Öffentlichkeit eine Menge Antworten. Ob sie das jetzt macht, muss sie selbst entscheiden."

Nachdem Tandlers Anwältin auf das Aussageverweigerungsrecht verwiesen hatte, stellte der SPD-Abgeordnete Markus Rinderspacher dennoch einige Fragen – unter anderem zu Tandlers Verhältnis zu Monika Hohlmeier, CSU-Europaabgeordnete und Tochter von Parteilegende Franz Josef Strauß. Der Ausschuss-Vorsitzende Bausback teilte schließlich nach kurzer nicht-öffentlicher Beratung mit: Auch diese Fragen seien unzulässig, weil Tandler die Aussage verweigern dürfe.

Tandler: "We are millionaires"

Tandler vermittelte 2020 an staatliche Stellen Maskengeschäfte – vor allem über die CSU-Politikerin und Strauß-Tochter Hohlmeier. Dafür erhielt sie mit einem Partner von der Schweizer Firma Emix die hohe Millionen-Provision. Medienberichten zufolge konnte Tandler ihr Glück seinerzeit kaum fassen: "We are millionaires", jubelte sie demnach in einem privaten Chat. Hohlmeier wiederum sagte im Ausschuss bereits vor fast drei Monaten, sie habe nur helfen wollen.

Schon vor Tandler beriefen sich Schlüsselfiguren der Maskenaffäre im Untersuchungsausschuss auf ihr Aussageverweigerungsrecht: Die langjährigen CSU-Abgeordneten Alfred Sauter und Georg Nüßlein beantworteten ebenfalls keine Fragen. Sauter und Nüßlein sollen für die Vermittlung anderer Maskengeschäfte jeweils 1,2 Millionen Euro Provision erhalten haben.

Rinderspacher kritisiert Tandlers "respektlose Maskerade"

Der Landtagsabgeordnete Markus Rinderspacher, für die SPD im Untersuchungsausschuss, kritisierte Tandlers Auftritt scharf. "In 65 Untersuchungsausschüssen seit 1946 hat es keine so respektlose Maskerade vor dem Landtag gegeben wie die von Frau Tandler", sagte Rinderspacher. "Zuerst wird sie mittels First-Class-Kontakten zu führenden Politikerinnen steinreich, dann versteckt sie sich vor der Öffentlichkeit."

Für den SPD-Abgeordneten ist klar: "Die drängendste Frage wäre gewesen, ob sie ihre Bereitschaft erklärt, ihre Gelder zu spenden. Weil es kann nicht sein, dass sie tatsächlich diesen Gewinn von 48 Millionen Euro einsteckt."

Rinderspacher attestierte der Unternehmerin Habgier und Gewinnsucht. "Doch es geht nicht um Frau Tandler alleine, sondern um das politische Amigo-System, das es ihr erst ermöglicht hat, mit der Not der Menschen das eigene Konto reich zu füllen." Fazit des SPD-Politikers: "Die Aufklärung geht weiter."

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