Die ältesten Musikinstrumente der Welt sind bis zu 50.000 Jahre alt. Etwa eine in Slowenien gefundene Flöte aus dem Knochen eines Bären. Die Handpan ist dagegen eines der jüngsten Instrumente. Es gibt sie erst seit gut 20 Jahren. Bei dem Blechinstrument handelt sich um eine Weiterentwicklung der aus Trinidad stammenden "Steeldrum", die ursprünglich aus alten Ölfässern gebaut wurde. Nun ist der Handpan in Erlangen ein eigenes Festival gewidmet. Die Besucherinnen und Besucher kommen sogar aus dem Ausland angereist.
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UFO-Form und sphärische Klänge
Die einen sehen in der Handpan eine Schildkröte – die meisten erinnert die Form mit den aufeinander geklebten Stahlblechschalen aber an ein UFO. Das passt auch gut zu den Klängen, denen das Publikum im Erlanger Logenhaus lauscht: ungewöhnlich. Fremdartig. Sphärisch.
Die Handpan zu spielen ist im Vergleich zu anderen Instrumenten recht einfach. "Auch für Menschen, die vorher noch nie Musik gemacht haben", sagt Musiker Alexander Mercks nach seinem Auftritt im Kulturforum Logenhaus. Um die Handpan zum Klingen zu bringen, müsse man lediglich mit den Fingern auf die Oberfläche tippen. Durch Dellen im Metall entstehen verschiedene Tonfelder, die man spielen kann. Auch wenn die Handpan grundsätzlich ein einfaches Instrument ist, könne man aber noch jahrelang dazulernen, so Alexander Mercks.
Von meditativ bis tanzbar
Während der ersten Auftritte machen es sich die Festivalbesucher und -besucherinnen vor der Bühne am Boden bequem. Sie liegen auf mitgebrachten Yogamatten, haben die Schuhe ausgezogen und lauschen mit geschlossenen Augen den meditativen Klängen. Doch die bislang vor allem durch Straßenmusiker bekannte Handpan kann als Instrument auch ganz anders, sagt Veranstalter Ingo von Ramdohr. Man könne nicht nur Rhythmus spielen – sondern auch gleichzeitig eine Melodie und Akkorde. Außerdem könne man sie mit jedem anderen Instrument kombinieren. So wird die Handpan auf dem Festival auch zu Irish-Folk, Blues, Jazz oder tanzbarer elektronischer Musik gespielt, sagt Ingo von Ramdohr.
Schwieriger Start als Nischen-Festival
Auch wenn Videos einzelner Handpan-Musiker auf Online-Plattformen teils bereits millionenfach geklickt werden: als Veranstalter sind sich Ingo von Ramdohr und Jörg Potschatka im Klaren, dass die Handpan noch ein Nischen-Instrument ist. Die beiden verstehen das erste Handpan-Festival in Erlangen als Szene-Treffen. Viele der 120 Besucherinnen und Besucher haben lange Wege auf sich genommen, einige kommen sogar aus Österreich, der Schweiz und aus Belgien. Die Stimmung auf dem Festival ist familiär. Neben den Auftritten verschiedener Künstler und Bands stehen auch Workshops auf dem Programm.
Die erste Resonanz der Festivalbesucher ist gut – und doch ist noch nicht ganz klar, ob es im kommenden Jahr eine Neuauflage gibt. Die Veranstalter haben das Festival mit privaten Mitteln auf die Beine gestellt. Ob sich das Festival finanziell rechnet, könne er noch nicht sagen, meint Ingo von Ramdohr. Das sei aber auch nicht das Ziel. "Für uns ist es schon okay, wenn wir nicht mit einem Verlust rausgehen". Eine Neuauflage des Festivals im kommenden Jahr ist angedacht – ob sie tatsächlich kommt, ist aber noch nicht endgültig entschieden.
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