Symbolbild kleine Tafel mit Aufschrift "Test"
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Mit einer Petition fordern Schülerinnen und Schüler das Ende von unangekündigten Exen in Bayern.

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Umstrittene Exen: Wie Bayerns Schulen damit umgehen

Umstrittene Exen: Wie Bayerns Schulen damit umgehen

Unangekündigte Exen in der Schule: Anfang des Schuljahrs gab es darüber lebhafte Diskussionen – ausgelöst durch eine Petition und ein Machtwort des bayerischen Ministerpräsidenten. Zwei Beispiele als Würzburg zeigen, wie die Schulen damit umgehen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

"Die Exen bleiben": Mit diesem Machtwort hat der bayerische Ministerpräsident Söder Anfang des Schuljahres klargestellt, dass es mit ihm eine Abschaffung der unangekündigten Leistungsnachweise nicht geben werde. Vorangegangen war die Petition einer 17-jährigen Schülerin, die genau dies forderte. Laut der Petitionsplattform Campact hat Amelies Petition inzwischen fast 34.000 Unterschriften erhalten.

Im Schulalltag sieht das Ganze schon anders aus: Es gibt Schulen, bei denen unangekündigte Exen oder sogenannte Stegreifaufgaben fester Bestandteil sind – und auch Schulen, die diese vorher ankündigen.

Beispiel aus Würzburg: Exen nicht ohne Ankündigung

Am Matthias-Grünewald-Gymnasium in Würzburg haben Schulleitung und Elternbeirat zum Beispiel schon vor Corona beschlossen, dass es an dieser Schule keine unangekündigten Leistungsnachweise mehr geben soll. Das gilt bis heute, vor allem für die Unterstufe, also die fünften bis siebten Klassen. Ab der achten Klasse in der Mittelstufe können die Lehrkräfte selbst entscheiden, ob sie Exen ankündigen, oder nicht.

Ein Schüler der neunten Klasse erzählt beispielsweise, dass viele Lehrkräfte im Unterricht Andeutungen machen, sodass die Klasse weiß, dass in Kürze eine Ex geschrieben wird. Und eine Schülerin, ebenfalls aus der neunten Klasse, berichtet, dass man spätestens in der Mittelstufe ohnehin immer für die verschiedenen Fächer so lernen sollte, dass man von einer Ex nicht überrascht wird.

Weniger Druck durch unangekündigte Prüfungen – Schulbarometer gibt Recht

Der Schulleiter des Matthias-Grünewald-Gymnasiums, Holger Saurenbach, sieht seine Schule mit dem Verzicht auf unangekündigte Exen auf dem richtigen Weg. "Das nimmt vor allem Druck aus dem Schulalltag", sagt Saurenbach. Er verweist auf eine erst kürzlich veröffentlichte Studie des Deutschen Schulbarometers, wonach sich jeder fünfte Schüler unwohl fühlt an seiner Schule. "Wenn man weiß, dass schulisches Wohlbefinden eine zentrale Voraussetzung dafür ist, dass man erfolgreich lernen kann, sollte einem das schon zu denken geben", stellt der Schulleiter fest.

Unangekündigte Stegreifaufgaben sollen für kontinuierliches Lernen sorgen

Anders am Siebold-Gymnasium in Würzburg: Dort hält man an unangekündigten Stegreifaufgaben in der Unter- und Mittelstufe fest. Schulleiter Hansgeorg Binsteiner und sein Lehrerkollegium sind der Meinung, dass damit die Leistungsanforderung über das ganze Schuljahr gestreut wird. Gerade in der Unter- und Mittelstufe möchte Binsteiner, dass seine Schülerinnen und Schüler kontinuierlich am Ball bleiben und immer wieder etwas für das jeweilige Fach tun.

Zwischen Basta und Dialog – die Politik ist sich uneinig

Ministerpräsident Markus Söder hatte noch im September auf den Start der Petition von Amelie mit einem Machtwort reagiert: "Exen und Abfragen werden natürlich bleiben", betonte er bei der CSU-Fraktionsklausur im oberfränkischen Kloster Banz. Seine Begründung: Bayern wolle bei der Bildung die Spitzenposition behalten. Eine Abschaffung würde dem Ministerpräsidenten zufolge "die Leistungsdichte verschlechtern".

Mit seinem Basta hatte Söder die Bayerische Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) quasi ausgebremst. Sie betont, dass sie im vergangenen Schuljahr sehr viel mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern geredet habe. Das Thema Prüfungen habe dabei oft eine wichtige Rolle gespielt.

Die bayerische Kultusministerin setzt künftig auf innovative und praxisnahe Prüfungsformate. Gerade in Zeiten von KI müsse die Prüfungs-Kultur kontinuierlich weiter entwickelt werden, betont Anna Stolz. Sie hat einen "Dialogprozess mit der Schulfamilie in Bayern" gestartet. Mit diesem Format will das Kultusministerium mit den Schulen die Prüfungsformate weiterentwickeln. Die Schulen können derweil selber entscheiden, ob Exen unangekündigt geschrieben werden oder nicht.

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