Auf der Grünen Woche in Berlin sind am Freitag die beiden fränkischen Preisträger des 27. Bundeswettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" ausgezeichnet worden. Das mittelfränkische Meinheim im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen erhielt Gold. Das oberfänkische Zedtwitz im Landkreis Hof wurde mit Silber ausgezeichnet.
Gefeiert wurde mit einer großen Party, auf der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) die Urkunden und Preisgelder überreichte: "Alle haben es zurecht verdient und das kommt nur deshalb zustande, weil in den Dörfern ein hammeraktives Leben ist, Ehrenamtliche und Hauptamtliche zusammenarbeiten, sich für die Zukunft des Lebens im Dorf engagieren."
Insgesamt wurden sieben der 22 Finalisten in dem Bundeswettbewerb zu Golddörfern ausgezeichnet. In der Begründung der 24-köpfigen Jury hieß es: "Die sieben Golddörfer konnten mit herausragendem bürgerschaftlichen Engagement, vorbildlichen Ideen und innovativen Konzepten überzeugen, um ihre Dörfer zukunfts- und widerstandsfähig zu entwickeln."
Für Meinheim geht ein Traum in Erfüllung
Mit zwei Bussen sind die Meinheimer nach Berlin gefahren, um gemeinsam den Preis zu feiern. Schon bei der Bekanntgabe ihres ersten Preises im Juni 2023 kamen in der 600-Seelen-Gemeinde Meinheim spontan rund 40 Dorfbewohnerinnen und –bewohner auf dem Dorfplatz zusammen, um zu feiern. Mit der Auszeichnung in Gold gehe für Meinheim ein großer Traum in Erfüllung, sagte Bürgermeister Wilfried Cramer (Freie Wähler) damals. Der Besuch der Jury in Meinheim sei optimal gelaufen, so Bürgermeister Cramer. Sie hätten bereits geahnt, dass Meinheim gute Chancen auf Gold habe. Zusammen mit der Auszeichnung darf sich der Ort über 15.000 Euro Preisgeld freuen.
Meinheims Schatz: eine Riesenheizung
Ein erheblicher Aspekt für das Gewinnen der Goldmedaille liegt in Meinheim unter der Erde. Seit rund zehn Jahren werden 80 Prozent der Haushalte mit der Abwärme zweier örtlicher Biogas-Anlagen versorgt. Diese wird mithilfe eines unterirdischen Röhrensystems in die Häuser transportiert. Warmes Wasser und Heizung sind also "Abfallprodukt" der regionalen Stromerzeugung. Und die Wasserversorgung kommt aus einem eigenen Brunnen, den die Dorfgemeinschaft vor rund 20 Jahren aufwändig saniert hat. Die Gemeinde ist damit in Sachen Energie- und Wasserversorgung unabhängig von globalen Ereignissen. Zudem plant sie gemeinsam mit anderen Orten Windräder zu installieren.
Ein Silber, das glänzt wie Gold
Über seine Silbermedaille freut sich der Landkreis Hof. Das kleine Dorf Zedtwitz, das zur Gemeinde Feilitzsch gehört, hat außerdem einen Sonderpreis für den sogenannten ZEDTkauf bekommen. Er wurde im Herbst 2022 eröffnet und ist weit mehr als nur ein Dorfladen. "Es ist ein wichtiger Treffpunkt im Ort", erklärt der zweite Bürgermeister Markus Schmidt (Freie Überparteiliche Wähler Gemeinschaft). Im ehemaligen Kuhstall eines lange leerstehenden Bauernhofs finden die rund 900 Zedtwitzer (fast) alles, was das Herz begehrt: vom Gummibund über Konserven bis zum frischen Obst, Gemüse, Brot und Fleisch. Dazu Mehl, Eier und andere Spezialitäten von Direktvermarktern aus dem Landkreis Hof. Landrat Oliver Bär (CSU) lobt: "Zedtwitz ist ein sehr gutes Beispiel dafür, was eine herausragende Dorfgemeinschaft bewirken kann und ein Aushängeschild für unsere Region. Dieses Silber hat ein goldenes Antlitz."
1.107 Bewerber aus ganz Deutschland
Bei der 27. Ausgabe des Wettbewerbs hatten sich insgesamt 1.107 Orte beworben. 22 Dorfgemeinschaften zogen ins Finale ein. Die Jury besuchte alle Dörfer und nahm sich jeweils drei Stunden Zeit, um die Besonderheiten der einzelnen Orte kennenzulernen.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) lobt den Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" alle drei Jahre aus. Früher hieß er "Unser Dorf soll schöner werden". Beteiligen können sich Dorfgemeinschaften mit bis zu 3.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Der Fokus liege auf der Gemeinschaft, die sich für ein attraktives und vielseitiges Leben in ihrer Heimat einsetze, heißt es vom BMEL. Das Ministerium will mit dem Bundeswettbewerb ein "Zeichen für das Ehrenamt und die Vielfalt unserer ländlichen Räume" setzen.
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