Der Automobilzulieferer Preh hält an seinen Plänen fest, an seinem Standort in Bad Neustadt im Landkreis Rhön-Grabfeld bis Ende des Jahres 410 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Das teilt heute die IG Metall mit. Das Unternehmen hatte im Juni angekündigt, 420 Stellen streichen zu wollen. Zwischenzeitlich hätten bereits zehn Mitarbeiter Preh verlassen, deswegen komme man nun auf die reduzierte Zahl.
Preh: Konzept "mit hoher Sozialverträglichkeit"
Das Unternehmen Preh äußerte sich nun zum Stellenabbau. Arbeitgeberseite und Betriebsrat hätten sich auf ein Konzept "mit hoher Sozialverträglichkeit" geeinigt. Es sehe sowohl ein Freiwilligenprogramm als auch einen Sozialplan vor. Beim Freiwilligenprogramm würden Arbeitgeber und Arbeitnehmer das Arbeitsverhältnis einvernehmlich beenden. Zudem bestehe die Möglichkeit, dass die Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft wechseln könnten. Eine vereinbarte Abfindung bleibe den Mitarbeitern erhalten. In der Transfergesellschaft würden die Mitarbeiter jedoch nicht regulär arbeiten, sondern eine umfassende Beratung, wenn notwendig auch eine Qualifizierung erhalten. Zudem würden sie im Bewerbungsverfahren trainiert, so Preh.
Mitarbeiter über Berechnung der Abfindungshöhe informiert
In Betriebsversammlungen werden und wurden die Mitarbeiter laut Preh heute unter anderem über die Modalitäten für die Berechnung der Abfindungen sowie Zusatzleistungen informiert. Fest stehe, dass das Unternehmen finanziellen Unterstützungsmaßnahmen leisten wird. Starten soll das Programm direkt nach der Mitarbeiterinformation. Nach sehr intensiven Verhandlungen habe man jetzt einen für beide Seiten gangbaren Weg vereinbaren können, um die wirtschaftlichen Nachteile für die ausscheidenden Mitarbeiter abzumildern.
Vorschläge von Gewerkschaft und Betriebsrat abgelehnt
In einer Mitteilung der Gewerkschaft heißt es, dass die IG Metall mit großer Enttäuschung und großem Unverständnis auf die Entscheidung von Preh reagiere, trotz intensiver, monatelanger Verhandlungen am geplanten Abbau von über 400 Arbeitsplätzen am Standort Bad Neustadt an der Saale festzuhalten. "Wir sind zutiefst enttäuscht und empört über die mangelnde Kompromissbereitschaft und die fehlende Diskussionskultur des Managements in den Verhandlungen", so IG Metall-Gewerkschaftssekretärin Nadine Knauff.
Protest mit Menschenkette und Wirtschaftsminister Aiwanger erfolglos
Noch im Sommer gab es eine große Menschenkette in Bad Neustadt, um gegen den Stellenabbau zu protestieren. Auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) kam zu Preh nach Bad Neustadt. Auch Anfang Oktober protestierten rund 200 Beschäftigte gegen den geplanten Stellenabbau. Für den Betriebsratsvorsitzenden Daniel Rossmann ist besonders erschütternd, dass die Preh GmbH Auszubildende aus dem aktuellen Ausbildungsjahr nicht übernehmen will und 2025 überhaupt keine Ausbildungsstellen zur Verfügung stehen sollen. Am Standort Bad Neustadt gibt es derzeit rund 50 Azubis.
Krise der Automobilbranche als Grund für Jobabbau
Begründet wurde der geplante Arbeitsplatzabbau mit der schwierigen Marktlage der Automobilindustrie und ihrer Zulieferer. Preh sei nicht immun gegen die schwache gesamtwirtschaftliche Lage und den negativen Branchentrend, wurde Preh-CEO Zhengxin "Charlie" Cai wörtlich zitiert. Man habe bereits 2023 erste Anzeichen für einen Umsatzrückgang und 2024 einen beschleunigten Abwärtstrend gespürt. Am Bad Neustadter Standort erwirtschafte man bereits seit fünf Jahren Verluste. Darum sei der Stellenabbau nun notwendig, um den Standort wieder in eine finanziell gesunde Situation zu bringen, hieß es im Juni.
Kaum Arbeitsplatzalternativen in der Region
Preh beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit rund 7.400 Mitarbeiter. 1.850 Leute produzieren laut Betriebsrat in Bad Neustadt Autobedienelemente wie Schalter, Knöpfe oder Displays in Autos. Hier werden auch Batteriesteuerungs- und Batterieladesysteme für PKW entwickelt. Arbeitsplatzalternativen sind in der Region rar, nachdem Valeo sein Elektromotorenwerk in Bad Neustadt im Sommer mit 310 Mitarbeitern geschlossen hat. Und Valeo will auch in Ebern 280 Stellen streichen. In der Großindustrie in Schweinfurt wurde ebenfalls Stellenabbau und Kurzarbeit angekündigt.
- Mehr zum Thema: "Erdrutsch" – Hunderte Industrie-Jobs in Main-Rhön vor dem Aus
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!