Bei den aktuellen Proben für die Fränkischen Passionsspiele in Sömmersdorf.
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Bei den aktuellen Proben für die Fränkischen Passionsspiele in Sömmersdorf.

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Streit um Lärm: Kompromiss bei den Fränkischen Passionsspielen

Ein Kompromiss soll den Dorffrieden wahren: Die Fränkischen Passionsspiele in Sömmersdorf können wie geplant stattfinden. An vier Abenden muss aber früher Schluss sein. Anwohner hatten wegen zu viel Lärm auf der Freilichtbühne geklagt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Erleichterung bei vielen Bürgerinnen und Bürgern in Sömmersdorf: Die Fränkischen Passionsspiele können ganz normal stattfinden. Im Streit um zu viel Lärm auf der Freilichtbühne in dem Passionsspielort im Landkreis Schweinfurt ist vor dem Verwaltungsgericht Würzburg ein Kompromiss vereinbart worden – zwischen den klagenden Anwohnern, dem Passionsspielverein, der Gemeinde Euerbach.

Ringen um Kompromiss

Der Vergleich sieht vor, dass an vier Abendveranstaltungen nach Mitternacht kein Catering-Betrieb mehr stattfinden darf. Eine halbe Stunde später, um 0.30 Uhr, müssen alle Gäste das Gelände verlassen haben. Das bedeutet: Die 18 Passionsspiele können wie geplant stattfinden. Zunächst wurde aber tatsächlich um den Kompromiss gerungen. Die Klägerseite wollte, dass nach allen acht Abendvorstellungen Ruhe ist, also keine Getränke mehr ausgeschenkt werden.

Wahrung des Dorffriedens

Der Vorsitzende Richter sagte im Rahmen seines Kompromisses auch, dass er zunächst einmal den dörflichen Frieden gewahrt haben wolle. Hintergrund der Klagen ist im Wesentlichen, dass auf der Freilichtbühne neben den Passionsspielen in der Vergangenheit weitere Veranstaltungen stattgefunden hatten. Dadurch fühlten sich die Kläger unzumutbaren Lärmbelästigungen ausgesetzt, das Rücksichtnahmegebot werde verletzt. Einer der Kläger sagte zuletzt, dass er die Passionsspiele mit den Proben und Aufführungen akzeptiere. Er wollte aber mit den Mitklägern erreichen, dass in den vier Jahren zwischen den Passionsspielaufführungen keine Gastspiele, eigene Laientheaterproduktionen oder Konzerte auf die Bühne gebracht werden.

Das wiederum möchte der Passionsspielverein nicht. Der Verein möchte, dass auch zwischen den Jahren eigene Theaterproduktionen auf die Bühne kommen können. In der Vergangenheit waren das zum Beispiel das Stück "Robin Hood" oder verschiedene Musikveranstaltungen.

Was ist künftig erlaubt? Landratsamt muss eindeutige Regelungen festsetzen

Was darf sich also künftig abseits der Passionsspiele auf der Freilichtbühne abspielen? Mit dieser Frage muss sich nun das Landratsamt Schweinfurt auseinandersetzen. Auch das gehört zum Kompromiss, denn bisher war das nicht eindeutig geregelt. Bis Ende September muss die Behörde unter anderem klären, was sogenannte "Traditionsveranstaltungen" sind und wie viele davon pro Jahr in dem kleinen Dorf mit rund 700 Einwohnern stattfinden dürfen.

Bislang ist nicht klar, ob es 16 oder 18 im Jahr sind. Außerdem besteht die Frage, ob in dieser Anzahl die Passionsspiele enthalten sind, wenn zusätzlich noch Kirchweih oder Kindergartenfest stattfinden. Simone Seufert, die Bürgermeisterin der Gemeinde Euerbach, zu der Sömmersdorf gehört, sagte in der Verhandlung, dass die Dorfgemeinschaft jetzt bereits den Klägern entgegengekommen sei. Man habe die Feste zum Teil schon von den Klägern räumlich wegverlegt.

Die Passionsspielsaison selbst ist durch den Vergleich des Verwaltungsgerichts Würzburg zunächst aber gesichert. Sollten die Kläger bis 5. Juli ihr Widerrufsrecht geltend machen, gäbe es ein Urteil. Das würde dann vom Verwaltungsgericht ohne weitere Anhörung aller Beteiligten gesprochen werden.

Start der Passionsspiele am Sonntag

Die Passionsspiele in Sömmersdorf, einem Ortsteil von Euerbach im Landkreis Schweinfurt, beginnen an diesem Sonntag. 399 Schauspieler, zumeist Dorfbewohner, sind nach Bistumsangaben benannt, die auf rund 44.000 Probestunden und 36.000 Stunden für die 18 Aufführungen kommen.

Die rund dreistündigen Inszenierungen erfolgen auf einer der größten Freilichtbühne Frankens. Gezeigt werden das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu Christi. Seit 1933 finden die Fränkischen Passionsspiele statt, die unter den Nationalsozialisten verboten wurden. Normalerweise wird die Theaterproduktion alle fünf Jahre gezeigt.

Im Vergleich mit dem weltberühmten Passionsspiel von Oberammergau geht es in Sömmersdorf, mit seinen nur 700 Einwohnern, recht schlicht zu. So sind etwa die Kostüme von Einheimischen meist selbst geschneidert. Bei den vergangenen Fränkischen Passionsspielen im Jahr 2018 kamen nach Bistumsangaben etwa 34.000 Menschen.

Jesus trägt ein Kreuz.
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Passionspiele

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