Bäckertüten, Verpackung für Obst und Gemüse oder To-go-Behälter: All das könnte künftig aus Pflanzenfasern aus dem Donaumoos hergestellt werden. Über vier Monate arbeiteten Forscher und Firmen an dem Pflanzenfaserprojekt. Dabei ging es darum, zu erforschen, inwieweit sogenannte Paludikulturen, zu denen Schilf und Rohrglanzgras zählen, sich für die Papier- und Verpackungsindustrie eignen. Die allermeisten Versuche lieferten ein positives Ergebnis.
Drei Gräser im Fokus
Bei dem Projekt standen drei Kulturen im Fokus: Schilf, Rohrglanzgras und Streuwiesenheu. Alle drei Gräser seien für die industrielle Anwendung geeignet, meint Raphael Burkhardtsmayer, Projektleiter vom Donaumoos-Zweckverband. Auch wenn nicht alle Gräser gleich gute Ergebnisse lieferten. Besonders gut abgeschnitten haben Schilf und Rohrglanzgras. Ausschlaggebend für den industriellen Einsatz ist das Faserpotenzial. Hier liegt Schilf vor Rohrglanzgras und dem nur bedingt einsetzbaren Wiesengras. Eine wichtige Rolle spielt dabei aber auch das Aufbereitungsverfahren.
Firmen sehen großes Potenzial
Zwei Firmen testeten die Fasern in unterschiedlichen Verfahren für Papier und Verpackungen und sehen in den Fasern aus dem Donaumoos großes Potenzial: "Schon in zwei Jahren könnte man mit Rohrglanzgras aus dem Donaumoos in der Papierindustrie Geld verdienen", meint Herrmann Dauser von einer der beteiligten Firmen. Die Infrastruktur sei da und die Landwirtschaft.
"Die Landwirtschaft ist leistungsfähig und ist den Fruchtwechsel auf den Feldern gewohnt. Sie muss nur eine Perspektive sehen", meint Dause. Viele Landwirte seien an dem Projekt interessiert, bestätigt Burkhardtsmayer vom Donaumoos-Zweckverband. Aber natürlich müsse man noch mehr informieren und noch überzeugen. Das sieht Dauser aus der Papierindustrie nicht als Problem an. Das Projekt könne langsam wachsen, die Mengen nach und nach gesteigert werden. Ziel ist es, dass die Landwirte Geld damit verdienen können.
Nächstes Projekt läuft schon
Jetzt müsse es darum gehen, die Gräser auf große Maschinen zu bringen und eine deutlich größere Menge zu verarbeiten. "Wir müssen jetzt in die Praxistests gehen", meint Dauser. Heißt etwa: Wie kommen große Maschinen mit den Fasern klar? Parallel dazu soll die Forschung noch weiter vorangetrieben werden.
Das nächste Projekt läuft auch schon: Dabei geht es um Bauplatten aus Paludikulturen. Derzeit werden in einer Testproduktion Bauplatten erprobt. Im Fokus stehen dabei unter anderem Brandverhalten, Formstabilität und Schallabsorption. Das Projekt wird vom bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit 100.000 Euro gefördert.
Moore spielen große Rolle beim Klimaschutz
Die Projekte laufen, weil Moore eine große Rolle beim Klimaschutz spielen. Vor über 200 Jahren haben die Menschen das Donaumoos entwässert, um es landwirtschaftlich nutzen zu können. Heute bauen die Landwirte vor allem Kartoffeln an. Da liegt das Problem: Nur nasse Moorböden binden das klimaschädliche CO2. Deshalb sollen bis 2031 rund 2.000 Hektar im Donaumoos wieder vernässt werden. Die Kartoffeln gedeihen aber nicht auf nassen Böden. Deshalb ist eines der Ziele bei den laufenden Projekten, eine neue Wertschöpfungskette zu generieren, damit die Landwirte auch künftig von ihrer Arbeit leben können.
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