Punkt 11 Uhr am Münchner Stachus. Plötzlich erklingen von allen möglichen Seiten vibrierende Signaltöne. Die einen haben ihr Smartphone sowieso schon in der Hand und erkennen durch die angezeigte Benachrichtigung sofort, dass es sich hierbei um einen Probealarm handelt.
Andere schauen sich erst einmal erstaunt um, wo denn die unterschiedlichen Töne so plötzlich herkommen. Nicht alle wissen, dass dieser Donnerstag wieder ein deutschlandweiter Alarmtag ist.
- Zum Artikel: Sirenen und App-Alarm: So lief der Warntag 2023
Passantin: "Im Ernstfall würde man das schon mitbekommen"
"Unten im Stachus war grad' ordentlich Lärm", erzählt eine Passantin oben am Karlsplatz. Obwohl sie schon vorher vom Probealarm wusste, ist sie im ersten Moment ein bisschen erschrocken. "Im Ernstfall würde man das schon mitbekommen", sagt sie.
Ein anderer Passant sagt: "Ich hatte auch mein Geschäftshandy dabei, es ging an beiden los, obwohl es unterschiedliche Anbieter sind. Das hat also alles funktioniert." Und seine Begleiterin ergänzt: "Bei mir war auch alles wunderbar. Aber zusätzliche Sirenen wären nicht schlecht gewesen, vor allem auch für ältere Leute wäre das vielleicht besser. Bei uns im Rheinland in unserer Stadt hört man die Sirenen."
Warnung in München: Handy-Benachrichtigungen und Anzeigetafeln
Im Gegensatz zu vielen anderen Orten in Bayern gibt es in München keine Sirenen mehr, sie wurden nach dem Krieg nach und nach abgebaut. In der bayerischen Landeshauptstadt waren deshalb die klassischen Sirenentöne auch nicht zu hören.
Wer diesmal um 11 Uhr am belebten Stachus kein Handy dabei hatte, konnte trotzdem erfahren, was los war – denn im U- und S-Bahn-Untergeschoss wurde auf zwei großen Anzeigetafeln auf den Probealarm hingewiesen. Einige Fahrgäste und Passanten blieben sogar stehen, um die überdimensionalen Anzeigetafeln zu fotografieren.
Innenminister Herrmann: "Hat insgesamt ganz gut funktioniert"
"Aus bayerischer Sicht können wir feststellen, dass es insgesamt ganz gut funktioniert hat", erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Er habe den Probealarm selbst auf seinem Handy mitbekommen und auch die Sirenen in der Stadt Erlangen gehört. "Es gibt ganz wenige Meldungen, dass es einzelne Landkreise gegeben hat, wo es nicht funktioniert hat", so der Minister weiter. In den nächsten Tagen solle deshalb "sorgfältig aufgearbeitet" werden, woran das lag.
"Insgesamt war es ein guter Erfolg und es zeigt, wir haben die Chance, mit den modernen technischen Mitteln den allergrößten Teil der Bevölkerung rasch und wirksam zu warnen", fasst Herrmann den heutigen Probealarm zusammen. Ähnlich wie früher bei den Sirenen soll die Warnkette weiter regelmäßig getestet werden. "Das ist einfach notwendig, um festzustellen: 'Wo gibt es Defizite, wo müssen wir noch nacharbeiten?'"
Über Probealarm wird auch auf Social Media diskutiert
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, die Warnsysteme hätten "den großen Stresstest bestanden". Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe wertete den Warntag als Erfolg. Auf der Plattform X (ehemals Twitter) teilten einige Menschen ihre Erfahrungen. Auch hier wurde unter anderem der Wunsch nach einer flächendeckenden Sirenen-Warnung geäußert.
In Berlin wurde sogar Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) laut BR-Korrespondentin Sarah Beham vom Probealarm überrascht: "#Lauterbach ganz überrascht und erfreut, dass die Warnung auf seinem Handy klappt am bundesweiten #Warntag. Sirenen heulen bei der PK, die sich gerade um knappe #Medikamente dreht."
Reaktionen aus der BR24-Community
💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Die folgende Passage hat die Redaktion aufgrund von Nutzer-Kommentaren im Rahmen des BR24 Projekts "Dein Argument" ergänzt.
Aus der BR24-Community schildern User, dass es dieses Mal im Vergleich zu früher mit der Warnung geklappt habe – einen Effekt, den die Behörden sich erhofften. Doch noch immer gibt es Personen, die über das Handy nicht gewarnt wurden, womöglich wegen des Alters des Handys. Entsprechend wünschen sich Nutzer, dass die Warnung abseits vom Handy stärker betrieben wird. Auch im Radio habe es nicht immer eine Warnmeldung gegeben – "im Ernstfall hoffentlich klappt es dann", so die Reaktion.
Userin "Anja" bemängelt zudem etwas an der technischen Umsetzung: Um den lauten Ton der Push auszuschalten, muss man die Warnmeldung wegdrücken. Dann sei aber auch die Beschreibung weg, wovor in dem Moment gewarnt werde. Andere User beschwerten sich wegen des schrillen Tons – so sei jemand beim Autofahren erschrocken. In dieser Situation, um Unfälle zu vermeiden, den Ton abschalten zu können, könnte hilfreich sein, so der Wunsch. Auch in Zusammenarbeit mit Tieren: User "jigger" schreibt, er habe Cell Broadcast deaktiviert – was möglich ist, aber dazu führt, dass keine Warnung auf diesem Wege empfangen werden kann. Trotz Deaktivierung sei das Handy dennoch bei ihm losgegangen und sein Pferd in der Folge durchgedreht. 💬
Testweise die höchste Warnstufe aktiviert
Beim deutschlandweiten Warntag wurde wieder testweise die höchste Warnstufe 1 aktiviert. Ein solcher Alarm weist im Ernstfall auf unmittelbare Lebensgefahr hin, bei der sich Menschen umgehend informieren und in Sicherheit bringen müssen. Wie gewarnt wird, entscheiden beim Probealarm die örtlichen Behörden. Zum Beispiel, ob auch Lautsprecheranlagen getestet werden.
Die Warnkette setzt neben Handy-Benachrichtigungen auf Sirenen, Durchsagen, Warnanzeigen und Informationsbildschirme an Bahnhöfen oder anderen Orten. Die vergangenen Warntage zeigten jedoch noch Lücken.
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