27 Staaten, 350 Millionen Stimmen, ein gemeinsames Parlament: Die Europäische Union wählt ihre Vertreter in Brüssel am 9. Juni neu. Vorab hat das BR-Studio Schwaben Menschen aus verschiedenen Teilen der Gesellschaft zu Europa befragt. Sie finden: Europa bereichert unser Leben - es zu erhalten und zu verbessern, bedarf aber noch einiges an Arbeit.
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Junge Studierende schätzen Austausch und Vielfalt
"Die Idee von Europa fasziniert mich", sagt Ayla Heeg. Sie ist 25 Jahre alt und studiert im Masterstudiengang "Interdisziplinäre Europastudien" an der Universität Augsburg. Egal, wo sie bisher hingekommen sei, überall in Europa gebe es Geschichte und Geschichten zu entdecken, erklärt sie auf BR-Nachfrage. Erfahren hat die Studentin das auch während ihrer Studienzeit in Rom.
Jurastudentin Anna-Lena Frosch schätzt besonders die Job-Möglichkeiten, die die EU in anderen Mitgliedsstaaten bietet. Bei allen Chancen und Positivem, das Europa birgt, fordern die jungen Frauen aber noch mehr von Europa: Es müssten das Potenzial in Sachen Grundwerte ausgeschöpft sowie die Themen Flucht und soziale Gerechtigkeit angegangen werden.
Beispiel gelungener europäischer Integration
"Gemeinsame Werte!" Frédéric Zucco ist sich sicher – das sei der Schlüssel zur Gründung der EU gewesen. Er selbst lebt seit Jahrzehnten in Augsburg. Der pensionierte französische Ingenieur setzt sich seit Jahren für das Miteinander Europas ein. So ist er zum Beispiel im Rat der Französinnen und Franzosen in Süddeutschland und knüpft Kontakte unter anderem im Integrationsbeirat Augsburg. Zukünftig wünscht Zucco sich mehr Rechte für das EU-Parlament und mehr juristische Verbindlichkeit bei gemeinsamen Entscheidungen.
Weniger Bürokratie gewünscht
Der Intendant des Augsburger Staatstheaters, André Bücker, begreift Europa vor allem als Garant für viele Freiheiten. Das Gebilde sei aber gefährdet. Die gewachsene Demokratie sei etwas, für das jeder und jede täglich hart arbeiten müsse. Sie komme nicht von allein. Das Leben in der EU erleichtern würde ihm zufolge weniger Bürokratie auf allen Ebenen. Die ist auch Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) ein Dorn im Auge. Vieles dauere einfach zu lange und komme viel zu spät bei den Bürgern vor Ort an. Die Stadt habe aber jüngst auch wieder ganz konkret von der EU profitiert: Stichwort Sanierung der Erhard-Wunderlich-Sporthalle oder renaturierte Bäche.
Die Ethikerin Kerstin Schlögl-Flierl schätzt den Austausch zwischen den Ethikräten der einzelnen Länder. Sie fordert, das gemeinsame Gesetz zur Künstlichen Intelligenz jetzt auch konkret umzusetzen, genauso wie den Green-Deal. Ihr Professoren-Kollege Klaus Wolf mahnt an, Studierende aus Osteuropa mehr zu fördern. Die Mieten hierzulande seien für sie fast unerschwinglich, sagt der Experte für Bayerische Literaturgeschichte. Der schwäbische IHK-Präsident Reinhold Braun macht sich für den europäischen Binnenmarkt stark. Unternehmen vor Ort hätten dadurch prima Wachstumsbedingungen und könnten den Wohlstand der Region sichern.
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