Wegen Trockenheit und Hitze in Deutschland befürchtet der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, "große Einbußen" bei der Ernte. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Rukwied, Trockenheit und Hitze seien in diesem Jahr "in einigen Regionen ein großes Problem".
Bauernpräsident: "Große Einbußen" - wenn es nicht regnet
Bei der Getreideernte habe das Wetter schon Spuren hinterlassen, sagte Rukwied. Feldfrüchte wie Mais oder Kartoffeln, bei denen die Ernte noch anstehe, würden ebenfalls "unter den hohen Temperaturen leiden". Sollte es in nächster Zeit nicht regnen, werde es hier "zu großen Einbußen kommen". Der Bayerische Bauernverband (BBV) bestätigte auf Anfrage von BR24, dass dies auch für Bayern zutreffe. "Wegen der Trockenheit, der hohen Temperaturen und dem Wind leiden diesen Sommer unsere Kulturpflanzen an Wassermangel."
BBV: Dürre insbesondere in Nordbayern
Insbesondere in Nordbayern herrsche eine akute Dürre. Man sehe in der aktuell laufenden Ernte extreme Unterschiede in den Erträgen, je nach Bodenqualität, lokaler Niederschlagssituation, getätigter Düngung und Pflanzenschutzmaßnahmen. "Während die Wintergerste größtenteils noch mit einem blauen Auge davon gekommen ist, zeigen alle späteren Kulturen Trockenschäden, das heißt kleinere Schrumpfkörner, geringeres Hektolitergewicht", führte der BBV aus. "Auch spätere Kulturen wie Kartoffel und Mais brauchen jetzt dringend Wasser um Ertrag zu bilden."
Schon Anfang Juli hatte der BBV erklärt, in diesem Jahr mit einer unterdurchschnittlichen Getreideernte in Bayern zu rechnen. Die relativ guten Bestände auf den Feldern in Südbayern glichen die trockenheitsbedingt geringeren Getreideerträge in Nordbayern nicht aus.
- Zum Artikel: "In den bayerischen Böden bleibt das Wasser knapp"
Özdemir: "Schreckensszenarien" im Süden Europas
Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) zeigte sich besorgt. Am Rande eines EU-Agrarministertreffens in Brüssel verwies er auf Trockenheit, Starkregen und Ernteausfälle: Diese seien nicht mehr nur ein Problem des "globalen Südens", sondern inzwischen auch der Europäischen Union. Özdemir verwies auf die Dürreprobleme insbesondere im Süden Europas. Von dort kämen Bilder, "die ja Schreckensszenarien darstellen aus Horrorfilmen, das ist mittlerweile Realität", sagte er. "Wir sind mitten drin in der Klimakrise, man könnte auch sagen: in der Klimakatastrophe."
- Zum Artikel "Sind Jetstreams an Hitzewellen schuld?"
Bayerns Umweltminister für Renaturierungen
Anlässlich der immer stärker werdenden Dürre und des Wassermangels in Teilen Bayerns forderte Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) jüngst von den Kommunen, kleinere Gewässer zu renaturieren – also Bächen und kleinen Flüssen wieder mehr Platz zur Verfügung zu stellen. Diese sollten so wieder längerfristig Wasser speichern können, sagte der Politiker in der "Münchner Runde" im BR Fernsehen. Ein Ziel dabei sei, "dass dieses Wasser in den Regionen bleibt, um dann am Ende der Landwirtschaft und der Ernte zur Verfügung zu stehen".
Landtagsgrüne kritisieren Ausmaß der Flächenversiegelung
Die Fraktionsvorsitzende der Landtagsgrünen Katharina Schulze dagegen kritisierte die bayerische Landesregierung, dass diese nach wie vor zu wenig gegen Flächenversiegelung tue und damit das Problem verschärfe: "Es kann nicht sein, dass auf die flache Wiese ein Discounter gebaut wird und daneben ein Parkplatz." Die Fläche brauche man entweder für die Landwirtschaft oder als eine Art Schwamm, der Regenwasser aufnehme und langfristig speichern könne.
Obwohl die Ernte in großen Teilen Frankens und der Oberpfalz wegen der Dürre dieses Jahr voraussichtlich wesentlich schwächer ausfallen werde, sei die Grundwasserversorgung in Bayern weiter gesichert, sagte Umweltminister Glauber. In diesem Jahr habe der Freistaat den Kommunen 135 Millionen Euro für deren Wasserversorgung bezahlt.
Bisherige Niederschläge "nur eine kurze Erholung"
Die Niederschläge, die sich bisher in diesem Sommer etwa in der Oberpfalz ereignet haben, gleichen die anhaltende Trockenheit und Dürre nicht aus, wie der Vorsitzende der Fortwirtschaftlichen Vereinigung Oberpfalz, Josef Liegl, kürzlich bestätigte. Liegl nannte gegenüber dem Bayerischen Rundfunk die kurzen Regenschauer "nur eine kurze Erholung für unsere Bäume".
Laut Liegl hatte zwar die Oberpfalz in diesem Jahr "einen guten Winter" gehabt, und die Pflanzen sich bis Februar gut erholt, der trockene März habe aber den Vorrat schon wieder aufgebraucht. In der Oberpfalz habe die Trockenheit bisher noch keine schlimmen Folgen mit sich gebracht, "aber jetzt wird es schon problematisch mit den erhöhten Temperaturen und mit dem Wassermangel, sodass wir wieder Käferbefall erwarten müssen, da die Bäume sehr geschwächt sind", so Liegl.
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