Die Augen sind zu, der Körper entspannt sich, der Atem wird ruhiger – und setzt dann kurz aus. Das Gehirn sendet ein Alarmsignal an den Körper, man wacht auf, atmet durch und schläft wieder ein. Das passiert Dutzende oder Hunderte Male pro Nacht. Die Folge ist, dass man sich am Morgen zwar nicht ans Aufwachen erinnert, aber trotzdem nicht richtig erholt ist. Das ist Schlafapnoe. Und die kann richtig gefährlich werden.
Schlafapnoe nach Covid
So ging es auch dem 52 Jahre alten Carsten Moritz aus der Nähe von Nürnberg. "Ich hatte eine recht schlimme Covid-Erkrankung und hatte zum Schluss nur noch 47 Prozent Lungenvolumen - und ab da ging das Ganze dann richtig los", erzählt er im Interview. Zwar habe er zuvor schon ähnliche Probleme gehabt, wenn er erkältet war. Doch seit seiner Covid-Erkrankung habe er quasi jede Nacht Atemaussetzer.
Die Folge: Tagsüber fühlt er sich erschöpft und unkonzentriert. Carsten Moritz arbeitet als Busfahrer und muss deswegen morgens fit sein. Anfangs versucht er es mit einer Schlafmaske, die über das Gesicht gezogen wird. Über einen Schlauch ist diese mit einem Atemgerät verbunden und pumpt mit einem leichten Überdruck Luft in die Atemwege. Carsten Moritz war zunächst froh über das Gerät. "Am Anfang ging es noch. Irgendwann in der Nacht musste ich sie runterziehen, weil ich Erstickungsängste hatte", erzählt er.
Schrittmacher für die Zunge
Der 52-jährige sucht Hilfe im Klinikum Nürnberg bei Stefanie Bischoff-Gonçalves. Sie ist Oberärztin für HNO-Heilkunde. "Für den Patienten sind diese immer wiederkehrenden Atemaussetzer eine wirklich große Problematik für seine Gesundheit, für das Herz-Kreislauf-System. Das kann bedeuten, dass das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt“, so Bischoff-Gonçalves.
Eine Alternative für die Schlafmasken sind sogenannte Zungenschrittmacher. Das sind Implantate, die über einen elektrischen Impuls dafür sorgen, dass in der Nacht die Zunge in einem regelmäßigen Rhythmus nach vorne rutscht. Dadurch wird verhindert, dass sie in den Rachen fällt und die Luftzufuhr blockiert. Carsten Moritz hat sich das Implantat im Klinikum Nürnberg unterhalb des Kinns einsetzen lassen.
Muskelkater am Anfang
Der Schrittmacher sorgt dafür, dass die Zunge nachts nach vorne rutscht und der Rachen frei wird. "Der Zungenschrittmacher gibt einen elektrischen Impuls an den Zungennerven, sodass die Muskulatur aktiviert wird und die Zunge nach vorne herausstreckt", sagt sie. Für Carsten Moritz ist es auf jeden Fall eine Verbesserung: "Ich kann besser schlafen, bin nicht so kaputt in der Früh." Am Anfang können Patienten eine Art Muskelkater in der Zunge spüren, das legt sich aber schnell. Die Schlafapnoe könne so effektiv behandelt werden, betont die Oberärztin.
Ausschlusskriterien für die Behandlung
Allerdings ist diese Art Behandlung nicht für jeden Patienten geeignet. Vor allem das Körpergewicht des Patienten ist entscheidend. Ein BMI von unter 35 zählt als Richtwert für einen Zungenschrittmacher. Außerdem sollten keine anderen Schlaferkrankungen vorliegen und es sollten auch keine anderen elektronischen Implantate im Körper sein, um Wechselwirkungen auszuschließen.
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