12.000 Menschen auf dem Kornmarkt
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12.000 Mitarbeiter aus dem öffentlichen Dienst demonstrieren auf dem Kornmarkt in Nürnberg.

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12.000 Streikende bei Großkundgebung in Nürnberg

12.000 Streikende bei Großkundgebung in Nürnberg

Mitarbeitende des öffentlichen Dienstes streiken für eine Tariferhöhung. Von den Arbeitgebern kam noch kein Angebot. Die Gewerkschaft Verdi hat am Donnerstag zu einer Großkundgebung in Nürnberg aufgerufen - es kamen viel mehr Menschen als erwartet.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Es ist kalt auf dem Kornmarkt in Nürnberg, das Thermometer zeigt nicht einmal 6 Grad an. Dennoch stehen 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem öffentlichen Dienst in der Kälte und zeigen - im wahrsten Sinne des Wortes - Flagge für ihre Forderungen. Trotz der niedrigen Temperaturen spürt man es in der Menge regelrecht brodeln.

Im Job-Center ist ein Fünftel des Personals krank

Die Gewerkschaft Verdi hatte zu einer Großkundgebung im Rahmen der laufenden Tarifverhandlungen eingeladen. Es gehe darum, den Druck auf die Arbeitgeber-Seite zu erhöhen. Auf der Bühne erzählten Mitarbeiter aus dem öffentlichen Dienst, wie ihr Arbeitsalltag aussieht. Besonders eindrücklich schilderte es ein Mitarbeiter des Jobcenters Nürnberg: Wegen der hohen Arbeitsbelastung seien mittlerweile 20 Prozent aller Kollegen langzeiterkrankt - ein Muster, das sich so auch in anderen Job-Centern in ganz Deutschland wiederfände.

Und während Union und SPD über ein mögliches Ende des Bürgergelds in den Koalitionsverhandlungen diskutierten, dächten die Mitarbeiter im Job-Center schon daran, wie sie die zusätzliche Arbeit bei einer Abschaffung bewältigen sollen. Der Redner erntet großen Applaus - nicht nur von seinen Jobcenter-Kollegen, sondern auch von vielen anderen. Sie vertreten unter anderem Klinikpersonal, Straßenkehrer, Pfleger, Verwaltungsangestellte, Physiotherapeuten.

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6.000 Menschen waren für die Kundgebung angemeldet - am Ende kamen aber doppelt so viele.

Verdi: Bisher kein Angebot erhalten

Die Streikenden beziehungsweise die Gewerkschaft Verdi fordern in den aktuellen Tarifverhandlungen eine Lohnerhöhung von acht Prozent sowie mehr freie Tage für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In den zwei vergangenen Verhandlungsrunden haben die Arbeitgeberverbände noch kein Angebot vorgelegt. Ein Unding, findet Rita Wittmann, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi in Mittelfranken: "Völliges Unverständnis, warum man auch in der zweiten Runde gar nichts anbietet. In der dritten Verhandlungsrunde sollte eigentlich abgeschlossen werden. Aber wenn jetzt noch nicht mal ein Angebot da ist, ist das natürlich schwierig." Auch die Streikenden wundern sich oder sind sogar verärgert, dass die Arbeitgeber ihnen aus ihrer Sicht so wenig Anerkennung zeigen wollen. Die Arbeitgeber begründen ihre bisherige Haltung mit der schwierigen Haushaltslage und der hohen Schuldenlast. Am Freitag steht die nächste Runde der Verhandlungen an.

Viele Teilnehmer aus ganz Bayern

Der jetzige Streik läuft noch bis zum morgigen Freitag. Mit mehr als 50 Bussen sind die Streikenden aus allen Teilen Bayerns gekommen: aus Bamberg, Forchheim, Aschaffenburg, Rieden, Nürnberg oder Fürth. Eigentlich hatte die Gewerkschaft eine Demonstration für 6.000 Menschen angemeldet - am Ende wurden es mehr als doppelt so viele. Dazu habe wohl auch das Schweigen der Arbeitgeber beigetragen, vermutet Wittmann.

Spürbare Folgen des Streiks

Die Auswirkungen der Streiks sind in Nürnberg spürbar: Das Klinikum Nürnberg warnt etwa vor Einschränkungen; planbare Behandlungen und Operationen seien verschoben worden. Auch Ämter, Kindertagesstätten, städtische Bühnen, die Stadtwerke in Fürth und Erlangen sowie die N-Ergie werden unter anderem bestreikt. Sichtbar ist der Arbeitskampf auf den Straßen Nürnbergs ebenso: Die Fahrzeuge der Müllabfuhr sowie der Straßenreinigungen bleiben bis zum Freitag im Depot.

Sollten die Parteien sich auch weiterhin nicht auf einen Tarifabschluss einigen können, wären weitere Streiks möglich. "Allerdings ist das weder den Mitarbeitern, dem Arbeitgeber noch der Bevölkerung zu wünschen, muss ich ganz ehrlich sagen", so Wittmann.

Im Video: Warnstreiks - Verdi fordert Arbeitgeber-Angebot

Mehrere tausend Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes haben heute in Bayern wieder die Arbeit niedergelegt.
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Mehrere tausend Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes haben heute in Bayern wieder die Arbeit niedergelegt.

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