Wolfgang Halbich kommt vom Land. Der gebürtige Franke kennt den Geruch von brennendem Holz im Ofen. Später heizte er in seinem mittlerweile Augsburger Zuhause mit Öl. Als vor einigen Jahren die Ölheizung kaputt ging, fasste er jedoch einen Entschluss. Halbich will die benötigte Energie für sein neues Haus - er stand kurz vor einem Umzug - weitgehend selbst erzeugen und diese auch speichern. Geholfen hat ihm bei der Planung niemand. Heute bezieht der Gymnasiallehrer einen Großteil des Jahres seinen eigenen Strom.
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Mehrere Energiequellen sorgen für Wärme
Herzstück der Wärmeversorgung sind im Keller zwei große Wasser-Wärmespeicher, sagt Wolfgang Halbich. Aufgeheizt wird das Wasser darin auf verschiedenen Wegen. Zum einen über eine Luft-Wärmepumpe. Doch damit nicht genug: Der Augsburger hat aus einem früheren Haus seinen alten Holzofen mitgenommen. Der Ofen sorgt nicht nur für behagliche Wärme im Wohnzimmer, wie Halbich schildert, sondern auch für Warmwasser.
Dafür hat er am Holzofen eine Wassertasche anbringen lassen. Erwärmtes Wasser wird so wieder vom Holzofen in den Wasserkessel im Keller geführt. Weitere Energie bezieht Halbich vom Dach. "Die Südseite des Dachs ist komplett belegt mit 47 Platten an Solarmodulen. Das ergibt eine Peakleistung von 16 kW", sagt Halbich. Außerdem sind 100 Vakuumröhren angebracht für die Solarthermie, moderne Bauteile, die auch in der Winterkälte hohe Wassertemperaturen schaffen, erklärt der Biologie-Lehrer.
Konkurrenz für Energieriesen
Besonders stolz ist er auf zwei schrankgroße Batterien im Keller. Damit kann Halbich überschüssigen Strom speichern, für einen möglichen Verbrauch in der Nacht zum Beispiel. So kann er zur Stabilisierung der Stromnetze beitragen. Halbich kann außerdem seinen Augsburger Strom über eine Art "Cloud" auch an andere Haushalte weiterleiten, die denselben Batterie-Anbieter gewählt haben, die aber gerade zum Beispiel wegen Regenwetters nur wenig Strom selbst produzieren.
Dieser Strom-"Ausgleich" macht zunehmend den großen Energieriesen das Geschäftsmodell streitig. "Bislang waren private Haushalte eher die Verbraucher. Aber wir sehen, dass mit der Möglichkeit, dezentral Strom zu erzeugen, der Kunde selbst in den Mittelpunkt eines neuen Energiesystems rückt", sagt Susan Käppeler der Firma "Sonnen". Das Allgäuer Unternehmen ist einer von immer mehr Spezialisten, die sich auf Energiespeichersysteme für Privathaushalte fokussieren.
Self-made Energieexperte
Immer wieder kommt es vor, dass Menschen an seinem Haus in Augsburg-Haunstetten stehen bleiben und klingeln. Neugierig fragen sie, was er da alles in und am Haus verbaut hat, erzählt der Gymnasiallehrer. Er berichtet gerne, wie er das alles in Eigenregie auf die Beine gestellt hat. Denn brauchbare Hilfe bekam er nicht. "Es gibt niemanden, der Sie beraten kann", sagt Halbich.
Zwar gebe es vielfach "Standard-Beratungen", wie er es nennt. Aber sobald es um Detailfragen ging, ließ man den Augsburger oft ratlos zurück. Enttäuschend für Halbich, er plante schließlich die bestmögliche Vernetzung von modernen Energiequellen mit seinen -verbrauchern, darunter Halbichs Tesla. Abbringen von seinem Vorhaben ließ er sich nicht. "Viele reden ja immer von Klimakrise und so weiter. Aber es muss auch jeder selbst was tun, sonst kommen wir da nicht an die Stelle, wo wir hinwollen."
Autofahren nach Wetterbericht
Wolfgang Halbich hat viel Geld investiert. Genaue Zahlen nennt er nicht. Die Preise würden sich ohnehin ändern und die Voraussetzungen bei jedem Haus seien anders, sagt Halbich, der aber überzeugt ist, dass sich das alles lohnt. "Von März bis Oktober bin ich 100 Prozent energieautark, in den Monaten zwischen November und Februar nicht ganz."
Im Januar lag die Autarkie-Quote sogar bei nur 40 Prozent, schildert der Augsburger. Unterm Strich würde sich das alles für ihn rechnen, vielleicht in 20 Jahren schon. Allerdings achtet Halbich auch auf seinen Stromverbrauch. "Ein Kernproblem ist das Auto, das hat eine hohe Ladekraft." Ob Halbich weite Strecken fährt, macht er deshalb auch vom Sonnenwetter abhängig.
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