Mindestens 3,5 Millionen Erwachsene in Deutschland können nicht schwimmen. Dazu kommen noch viel mehr, die nicht sicher schwimmen können. Im Landkreis Cham läuft momentan einer der viel zu selten angebotenen Schwimmkurse für Erwachsene.
Erwachsene Nichtschwimmer – viel mehr als man denkt
Bei einer repräsentativen Befragung durch Forsa, die die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) 2022 in Auftrag gegeben hatte, haben sich fünf Prozent der Befragten selbst als Nichtschwimmer eingestuft. Die DLRG schätzt, dass die Zahl in Wirklichkeit sogar noch höher ist. Sie glaubt außerdem, dass rund die Hälfte der Erwachsenen keine sicheren Schwimmer sind, also zum Beispiel keine Viertelstunde ausdauernd ohne Pause schwimmen können.
Schwimmkurse für Erwachsene: Bedarf höher als Angebot
Und trotzdem: Bei den Schwimmkursen liegt der Schwerpunkt bei Kursen für Kinder. Schwimmkurse für Erwachsene werden seltener angeboten – laut DLRG zum Beispiel deshalb, weil keine weiteren Zeiten dafür in Schwimmbädern zur Verfügung stehen. Außerdem wollen viele erwachsene Nichtschwimmer gar nicht mehr schwimmen lernen, haben Angst davor. Oder sie schämen sich, offen zuzugeben, Nichtschwimmer zu sein.
Manche gehen in Schwimmbäder, zum Beispiel wegen der Kinder oder der Enkelkinder. Sie trauen sich aber nur in Becken, in denen man noch stehen kann, oder hangeln sich am Beckenrand entlang.
Gesundheitsbotschafterin organisiert Schwimmkurse
Sabine Heigl, ehrenamtliche Gesundheitsbotschafterin in Lohberg im Landkreis Cham, hat schon zum zweiten Mal einen Schwimmkurs für Erwachsene organisiert. Er ist wegen eines AOK-Förderprogramms kostenlos. Durchgeführt wird er von der örtlichen Wasserwacht im Osserbad Lam, am Sonntagabend, sobald das Bad geschlossen ist. Denn die Teilnehmer, bewusst eine kleine Gruppe von nur sechs Personen, sind entspannter ohne neugieriges Publikum. Schwimmen lernen sei für Erwachsene eine größere Hürde als für Kinder:
"Ein Kind glaubt einem einfach. Ein Erwachsener braucht erst einmal Vertrauen in den Trainer und auch in sich selber." Stefanie Moser, Kursleiterin und Bademeisterin
Kurs mit Schwimmnudeln und Schwimmbrettern
Kursleiterin Stefanie Moser macht erst einmal viele Schwebeübungen im Wasser. Erst später kommt schrittweise die Technik dazu. Alles im Nichtschwimmerbecken, wo man notfalls stehen kann. Die Teilnehmer sind mit Schwimmnudeln und Schwimmbrettern gesichert. Die Kursleiterin und eine Helferin sind immer mit im Wasser, üben mit jedem einzeln.
Viele haben als Kind nicht schwimmen gelernt, manche schlechte Erfahrungen mit Wasser gemacht. Aber nach sechs bis sieben Doppelstunden sollen alle schwimmen können. Üben müssen sie danach weiter, aber dann fühlt es sich anders an als früher. Ein Teilnehmer erzählt: "Ich habe Enkelkinder und vielleicht kann ich nach dem Kurs mit denen ins Schwimmbad gehen." Ein anderer Teilnehmer am Erwachsenen-Schwimmkurs möchte sich einfach mehr bewegen und fit bleiben.
Auch jüngere Nichtschimmer sind dabei
Die Teilnehmer diesmal sind zwischen 33 und 74 Jahre alt. Nichtschimmer gibt es auch bei den Jüngeren: Vor kurzem musste Stefanie Moser, die im Osserbad als Bademeisterin arbeitet, einen 20-Jährigen aus dem Wasser retten. Er hatte sich im tiefsten Becken vom Rand abgestoßen, obwohl er nicht schwimmen konnte – und war sofort untergegangen.
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