Eine Erzieherin mit einer Gruppe Kinder in einer Kindertagesstätte.
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Mehr Sprachförderung in den Kitas. Das möchte die bayerische Staatsregierung, doch mehr Geld stellt sie für Sprach-Kitas nicht zu Verfügung.

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Wie bayerische Sprach-Kitas um Geld und Personal kämpfen

Mehr Sprachförderung schon ab dem Kindergarten. Das ist das Ziel der Staatsregierung nach dem Pisa-Schock. Ein erprobtes Programm dafür sind Sprach-Kitas. Doch mehr Geld stellt die Staatsregierung dafür nicht zur Verfügung.

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Joseph kennt das Wort Federmappe noch nicht. Hussein tut sich schwer damit, seine Schultüte in ganzen Sätzen zu beschreiben. Die Kinder aus der Vorschul-Gruppe im Kinderhaus in der Daimlerstraße in Landshut sind aber eigentlich reif für die Schule. Damit sie dort auch sprachlich gut mitkommen, übt Kathrin Lüderitz mit den Kindern Wörter, die sie für die Schule brauchen. Dabei geht es der Sprach-Fachkraft weniger um korrekte Grammatik, als darum, die Kinder überhaupt zum Deutsch-Sprechen zu ermutigen. Sprache ist für Kathrin Lüderitz der Grundstein für gelingende Integration und jeden weiteren Bildungsweg.

Sprachliche Bildung soll sich verbessern

Auch die bayerische Staatsregierung sieht das grundsätzlich so und hat deshalb der sprachlichen Bildung im Koalitionsvertrag einen extra Platz eingeräumt. Mehr pädagogisches Personal, bessere Betreuungsqualität und gesichert gute Sprachkenntnisse durch die Fortführung der Sprach-Kitas, heißt es konkret im Vertrag. Doch gerade, was die Sprach-Kitas angeht, gab es zuletzt große Unsicherheiten bei der Finanzierung. Für die bestehenden Sprach-Kitas, aber auch für alle, die eine werden wollen, war deshalb unklar, ob es für sie 2025 überhaupt weitergehen kann.

Wer zahlt zusätzliches Personal?

Sprach-Kitas gibt es bundesweit schon seit 2016. Das Programm ist gut evaluiert. Es zeigte sich zum Beispiel, dass durch die zusätzlich geförderte Kraft, die sogenannte Sprach-Fachkraft, die Qualität in der Sprachvermittlung und auch die Zusammenarbeit mit den Eltern deutlich verbessert werden konnte. 2023 beendete der Bund dann zwar die Förderung, überließ es aber den Ländern, das Konzept fortzuführen.

Bayern hat sich dazu bekannt und führt das Programm modifiziert auf Landesebene weiter. Bis Ende dieses Jahres allerdings noch aus Mitteln des Bundes. Was passieren soll, wenn dieser Fördertopf ab 2025 ausgeschöpft ist, ließ sie bis vergangene Woche offen. Die Folge: Viele Sprach-Fachkräfte haben sich umorientiert, weil nicht klar war, ob ihr Vertrag verlängert wird.

Keine Planungssicherheit für Kitas

Erst jetzt, Anfang Juni, hat der bayerische Landtag mit dem neuen Haushalt die Finanzierung der Sprach-Kitas bis Ende 2025 beschlossen. Das komme nicht nur sehr spät, kritisiert Doris Rauscher von der SPD, schlimmer noch: Das Budget sei viel zu gering. Bis Ende nächsten Jahres werden 25 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das reiche gerade "für den Status quo, aber nicht für einen Ausbau", sagt die Leiterin des Sozialausschusses im Landtag. Schon der Status Quo ist alles andere als flächendeckend: Gerade mal fünf Prozent der 10.700 bayerischen Kindertagesstätten sind aktuell eine Sprach-Kita.

Sprach-Fachkräfte sind unverzichtbar

Im Kinderhaus in Landshut jedenfalls hält Kita-Leiterin Anita Straßenberger ihre Sprach-Fachkraft für unverzichtbar. Der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund steige seit Jahren, berichtet sie. Mittlerweile liegt er bei 85 Prozent. Darauf würden Erzieherinnen und Erzieher in ihrer Ausbildung nicht genügend vorbereitet. Deshalb arbeitet Sprach-Fachkraft Kathrin Lüderitz nicht nur mit den Kindern. Sie bildet das gesamte Kita-Team weiter. Außerdem führt sie Gespräche mit den Familien. Viele dieser Aufgaben können die Erzieherinnen und Erzieher im Kita-Alltag längst nicht mehr leisten. Dafür fehle schlicht das Personal, sagt Straßenberger.

In sogenannten Sprach-Kitas sollen Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen auf die Schule vorbereitet werden. Der Bedarf ist riesig, doch immer mehr Sprachfachkräfte geben auf. Wir haben uns einmal die Arbeit in einer Sprach-Kita angesehen.
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In sogenannten Sprach-Kitas sollen Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen auf die Schule vorbereitet werden.

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