Mit einem Lied im Stuhlkreis starten die 15 Kinder in der AWO Kindergartengruppe in Schrobenhausen in den Tag. Der Morgenkreis mit Singen und anschließendem Zählen ist ein festes Ritual, und besonders wichtig in einer Gruppe mit einer besonderen Herausforderung: Keines der Kinder aus neun verschiedenen Nationen spricht Deutsch.
Von den Erzieherinnen verlangt das noch mehr Kreativität als ohnehin schon. "Wir sind immer darauf angewiesen, dass wir Bilder benutzen, weil es sonst die Kinder nicht verstehen. Und wir wollen sie auch nicht demotivieren", erzählt Erzieherin Ingrid Eckl.
So hängen viele Bilder im Raum, die zum Beispiel die Regeln beim Morgenkreis erklären. Ein Zeigefinger vor dem Mund bedeutet zum Beispiel "leise sein". Grund für diese besondere Gruppenkonstellation ist der bayernweite Mangel an Kita-Plätzen und Fachkräften. Auch in den Schrobenhausener Kindergärten waren die Plätze komplett belegt. Laut der Stadt war eine eigene Gruppe im AWO Kinderhaus die einzige Möglichkeit, den Kindern von Geflüchteten oder Asylsuchenden überhaupt einen Kindergartenbesuch zu ermöglichen.
Mangel an Kita-Plätzen erschwert Integration
Dass die Kinder nicht auf die anderen Gruppen verteilt werden konnten, liegt laut Stadt am Platzmangel in den Einrichtungen. Der Container am Kinderhaus, wo die Gruppe jetzt untergebracht ist, war für die 15 Kinder die einzige Lösung. Kindergartenplätze sind vielerorts Mangelware und das erschwere auch oft die Integration von Kindern Geflüchteter, so eine Sprecherin der Gewerkschaft Erziehung und Bildung.
Um das Problem bayernweit zu lösen, bräuchte es kreative Lösungen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Denn wo ausreichend Personal vorhanden sei, würde es auch gut klappen. Die Erzieherinnen in Schrobenhausen versuchen nun das Beste aus der Situation zu machen.
Sprachförderung steht an erster Stelle
Das Ziel der Erzieherinnen in Schrobenhausen: Die Kinder möglichst gut aufzunehmen und zu fördern. Dabei steht die Sprache an erster Stelle, vor allem bei den Vorschulkindern. Bis zu viermal pro Woche gibt es spezielle Übungseinheiten. Doch das Wichtigste, der ständige Austausch mit deutschsprachigen Kindern, fehlt.
In gemischten Gruppen lernten die Kinder vor allem auch von anderen Kindern und das sei natürlich das Beste, bestätigt Tanja Rinker von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. "Sprache lernt man am besten, wenn man sie gebraucht." Das versuchen auch die Erzieherinnen in Schrobenhausen zu fördern: "Wenn die Kinder dann mal Deutsch untereinander sprechen, dann motivieren wir sie und sagen: Super." Auch Gestik und Mimik, ein Lächeln, das ein Lob ausdrückt, all das spiele eine wichtige Rolle, berichtet Ingrid Eckl.
Dolmetscher für Elterngespräche?
Vor allem für die Elterngespräche würde sie sich außerdem einen Dolmetscher wünschen: "Gerade wenn es um Dinge der Förderung geht, wie Logopädie oder Ergotherapie, wäre das hilfreich." Auch wenn die Sprache ein Problem sei, laufe die Zusammenarbeit mit den Eltern gut. Bis eine Lösung in Sicht ist, arbeitet Eckl weiterhin mit digitalen Übersetzungshilfen. Im kommenden Kindergartenjahr ab Herbst 2023 werden die Kinder dann neu verteilt.
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