Das kleine, beschauliche Schönbrunn im Steigerwald darf man als gemütlich bezeichnen. Wald und Acker wechseln sich ab, in die milden Hügel schmiegt sich das typisch fränkische Städtchen. Mit der Beschaulichkeit wäre es aber schnell vorbei, wenn Leo Aumüller beim Start einer seiner superseltenen Rennwagen die Werkstatttür nicht schließen würde. Denn drinnen herrscht infernales Motorengebrüll.
Motorsport-Eldorado mitten im Steigerwald
Kaum zu glauben, dass Schönbrunn quasi ein Motorsport-Eldorado ist und das Zentrum für so eine spezielle Marke wie Abarth. Vor 75 Jahren hat der österreichisch-italienische Rennfahrer und Unternehmer, Carlo Abarth, seine Firma in Bologna gegründet. Sie war auf das Tuning von kleinen Autos spezialisiert, hat Rennwagen entwickelt und gebaut. Leo Aumüller war schon als junger Mechaniker und Rennfahrer von diesen giftigen, kleinen und leichten Rennwagen fasziniert.
Heute steht der 86-Jährige immer noch täglich in der Werkstatt. Autohaus und Werkstatt hat längst Tochter Margit übernommen. Genau wie ihr Vater hat sie den Kfz-Meister-Titel. Aber das umfangreiche Fachwissen von Leo Aumüller nach immerhin 72 Berufsjahren, ist immer noch gefragt. Als junger Mann hat er in seinem Geburtsort mit wenig Geld angefangen und seine eigene Werkstatt gegründet, das Grundstück steuerten die Eltern bei. Aumüller baute ein erfolgreiches Fiat-Autohaus auf und konnte sich so nach und nach seine Leidenschaft finanzieren: Autos von Abarth.
Rennwagen von Abarth: Giftig wie ein Skorpion
Bekannt wurde die Firma Abarth zunächst durch das Tunen der winzigen Fiat 500- und 600-Modelle. So ein Auto hatte damals in den 50er Jahren 19 PS. Carlo Abarth holte das doppelte aus den kleinen Motoren heraus, und das war zur damaligen Zeit gewaltig. So war Leo Aumüller fassungslos, als ihn 1958 auf der Autobahn Genua – Monaco ein kleiner Fiat 600 überholte, obwohl er mit seinem Fiat 1100 mit Vollgas und 130 Sachen unterwegs war. Da war es um ihn geschehen und den Rest seines Lebens hat er sich diesen Rennzwergen mit dem Skorpion im Firmenlogo verschrieben.
Heute ist Leo Aumüller eine Abarth-Koryphäe. Er restauriert und wartet diese seltenen Wagen und hat ein großes Lager mit wertvollen Original-Ersatzteilen aufgebaut. Auf historischen Rennsportveranstaltungen werden sein Stand und seine Autos von Fans begeistert umringt. Außerdem besitzt er eine der größten Abarth-Sammlungen weltweit: an die 50 Autos.
15 Bialbero wurden gebaut, drei stehen in Schönbrunn
Ein Auto, von dem nur 15 Stück gebaut wurden, ist der Fiat Abarth 1000 Bialbero (was für Doppelnockenwelle steht). Leo Aumüller besitzt gleich drei davon, alle drei natürlich selbst restauriert, und zwar absolut original, wie er betont. Aumüller schiebt einen Bialbero in Knallrot aus dem Showroom hinüber in die Werkstatt, um dort den Motor anzuwerfen. Dieser ist mit 1000 Kubikzentimetern eher klein, hat aber Renntechnik verbaut, unter anderem einen speziellen Auspuffkrümmer ohne nennenswerten Schalldämpfer.
Und so sind die Startprozedur und die ersten Gasstöße nach kurzem Warmlaufen ein Spektakel, dass es einem die Haare aufstellt – wenn man Motorsport affin ist. Infernalisches Brüllen, der Klang aber extra von Abarth gestaltet. "Nicht unangenehm", wie Aumüller verschmitzt betont.
Wie eine Rakete: 100 PS bei nur 500 Kilo Gewicht
Nur etwa 500 Kilo wiegt dieser Rennwagen aus Aluminium und somit war er mit den gut 100 PS schon in den 60er Jahren eine Rakete. Bildschön ist er obendrein. Aber wer damit fahren wollte, müsste wissen, was es heißt, einen hubraumschwachen Rennmotor am Laufen zu halten.
Im Showroom stehen auch extrem seltene Sportwagen der Marke Lancia mit Abarth-Technik. Interessierte können jederzeit von außen durch die Scheibe schauen und schwärmen. Manchmal bietet Aumüller auch Führungen an. Zu sehen gibt es dann einige der seltensten und lautesten italienischen Rennwagen - mitten im beschaulichen Franken.
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