Die Vorwürfe sind heftig: Ein oberfränkischer Unternehmer soll mehr als 37 Millionen Liter unversteuertes Schmieröl als Diesel verkauft haben. Insgesamt sieben Tatverdächtige wurden festgenommen, der vorläufige Steuerschaden wird laut der Staatsanwaltschaft Hof auf knapp 22 Millionen Euro geschätzt. Was Autofahrer und Menschen mit Ölheizung jetzt wissen müssen.
Wie viele Tankstellen sind betroffen?
Der Mineralölhändler soll den Kraftstoff über firmeneigene Tankstellen im Landkreis Hof und im sächsischen Vogtlandkreis an Kunden verkauft haben. In dieser Gegend wurden an sieben Tankstellen die Diesel-Zapfsäulen bis auf Weiteres gesperrt. Welche Tankstellen genau betroffen sind, teilten die Behörden bisher nicht mit.
Allerdings ist der Großteil des Schmieröls offenbar nicht an bayerischen Tankstellen gelandet. Als Lieferanten oder Rechnungssteller des Schmieröls seien Firmen aus Hamburg, Amberg in Bayern und Falkensee in Brandenburg, überwiegend jedoch aus Berlin in Erscheinung getreten.
Seit wann lief der Betrug?
"Nach derzeitigem Kenntnisstand erfolgte der Verkauf von Schmieröl als Diesel ab Ende November 2023", teilt die Staatsanwaltschaft Hof auf BR24-Anfrage mit. "Wir gehen daher davon aus, dass regelmäßig Schmieröl an den Diesel-Zapfsäulen und bei Diesel-Lieferungen verkauft worden ist".
Macht das Schmieröl mein Auto kaputt?
Laut der Staatsanwaltschaft Hof soll der Mineralölhändler dem Schmieröl vor dem Verkauf noch Additive beigemischt haben. "Konkrete Angaben zur Zusammensetzung und Qualität des verkauften Mineralöls können derzeit nicht gemacht werden", heißt es.
Davon hängt aber ab, ob das als Diesel verkaufte Schmieröl in den Autos Schaden anrichtet. Das betont Michael Hientz vom ADAC Nordbayern. "Aktuell ist ja noch nicht wirklich bekannt, wie sich die Flüssigkeit zusammensetzt", sagt Hientz. Deshalb könne man momentan noch nicht abschätzen, ob es davon Langzeitfolgen gebe oder Fahrzeuge vielleicht direkt stehengeblieben seien. "Das muss jetzt die Analyse zeigen."
Ist also alles halb so wild?
"Im allerbesten Fall passiert gar nichts", sagt der ADAC-Experte. Laut ihm könnte das in diesem Fall durchaus sein: Augenscheinlich werde die Flüssigkeit schon länger so verkauft – "und anscheinend ist bisher nichts groß aufgefallen." Diesel habe auch schmierende Eigenschaften, betont Hientz. Ob die verkaufte Flüssigkeit dieselähnlich gewesen sei, könne man noch nicht sagen.
Wann sollte man zur Sicherheit in die Werkstatt?
Ein Werkstattbesuch ist nur dann wirklich nötig, wenn es dafür Anhaltspunkte gibt. ADAC-Experte Hientz sagt: Stehenbleiben sollte man, "wenn das Fahrzeug Warnmeldungen zeigt oder man irgendwelche Veränderungen am Motorlauf merkt".
"Moderne Fahrzeuge analysieren die Kraftstoffe schon relativ genau", betont Hientz. "Das hängt aber alles vom Fahrzeug ab, wie genau das stattfindet." Wenn der Kraftstoff sehr ähnlich wie Diesel sei, "dann wird Fahrzeug vielleicht auch gar nichts merken".
Was können Betroffene jetzt tun?
Nach dem mutmaßlichen Dieselbetrug haben sich inzwischen erste möglicherweise geschädigte Tankstellenkunden bei der Polizei gemeldet. Sie vermuten, dass ihre Autos, Lkw oder Maschinen durch die schlechte Qualität des falsch deklarierten Kraftstoffs beschädigt worden sein könnten.
Mögliche weitere geschädigte Kunden können bei jeder Polizeidienststelle Anzeige erstatten, alternativ auch schriftlich bei der Staatsanwaltschaft Hof. Dazu ist kein Sachverständigen-Gutachten oder ähnliches nötig.
Falscher Diesel: Um welche Mengen geht es?
Seit Anfang 2023 sollen an jedem Arbeitstag bis zu 16 Tanklastwagen mit dem Schmieröl bepumpt worden sein. Das Schmieröl soll dann als Diesel ausgeliefert worden sein.
Sind auch Kunden mit Ölheizungen betroffen?
Nach aktuellem Kenntnisstand nicht. Die Staatsanwaltschaft Hof betont, "dass Heizöllieferungen des Mineralölhändlers nicht betroffen sind. Hier wurde kein Schmieröl als Heizöl verkauft."
Mit Informationen von AFP
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