Das ehemalige Lager Kaufering VI in Türkheim. Im Herbst 1944 wurde es angelegt. Viele der 1.000 bis 2.500, größtenteils jüdischen, Häftlinge starben in der Gefangenschaft.
Bildrechte: Bezirk Schwaben/Sarah Schneller
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Einer der NS-Erinnerungsorte des Bezirks Schwaben aus der Broschüre: Das ehemalige Lager Kaufering VI in Türkheim.

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Wie ersetzt man Zeitzeugen? Schwaben sammelt NS-Erinnerungsorte

Wie ersetzt man Zeitzeugen? Schwaben sammelt NS-Erinnerungsorte

Immer weniger Zeitzeugen können über die Verbrechen der Nationalsozialisten berichten. Deshalb hat der Bezirk Schwaben eine Broschüre herausgebracht, die NS-Erinnerungsorte vorstellt – und zeigt: Die Verbrechen fanden vor unserer Haustüre statt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Die Verbrechen der Nationalsozialisten fanden nicht nur in bestimmten Schichten statt – und auch nicht nur an weit entfernten Orten. Das betonte der Präsident des schwäbischen Bezirkstags Martin Sailer im BR-Interview. Sailer nannte als Beispiel die Halle 116 in Augsburg, ein Außenlager des KZ-Dachau.

In einer neuen Broschüre [externer link] des Bezirks Schwaben werden 24 NS-Erinnerungsorte vorgestellt, zum Beispiel auch die KZ-Außenstellen im Allgäu. Die Broschüre soll laut Sailer zeigen, dass der Nationalsozialismus wirklich in den Alltag Einzug gehalten hatte.

Broschüre zeigt Orte und erklärt Hintergründe

Die neue kostenlose Broschüre namens "NS-Erinnerungsorte" zeigt Erinnerungs-, Lern- und Gedenkorte in allen schwäbischen Landkreisen und erklärt wissenschaftliche und zeitgeschichtliche Begriffe. Außerdem enthält sie, laut Bezirk, eine Übersichtskarte Schwabens, Literaturhinweise und die Gedenktage.

Rechte Ideologien "wieder salonfähig"?

Die Broschüre will aber nicht nur zurückblicken – zumal das Thema zurzeit wieder besonders aktuell ist. Landrat Sailer betont: "Rechte Parolen scheinen wieder salonfähig zu werden. Und da wollen wir dagegenhalten, auch weil uns die Zeitzeugen abhanden kommen. Schlicht altersbedingt gibt es kaum noch Menschen, die erzählen können." Umso mehr käme es nun darauf an, dass diese Verbrechen sichtbar gemacht würden, "dass wir sie in Erinnerung rufen", so der schwäbische Landrat. Auch dazu solle diese Broschüre letztendlich beitragen.

Grausamkeit des NS-Regimes wird dargestellt

Sailer erwähnt im Interview ein Beispiel aus der Broschüre: das Gedenkkreuz in Thierhaupten. Dort wurden wenige Tage vor Kriegsende zwei Jugendliche im Alter von 16 und 18 Jahren erhängt, weil sie sich dem Wehrdienst entziehen wollten.

"Da wird diese ganze Schrecklichkeit, die Grausamkeit dieses NS-Regimes noch einmal deutlich. Und wer sich für diese Geschichte interessiert und diese Erinnerungsorte besuchen möchte, der hat hier einen ganz tollen Leitfaden." Martin Sailer, Landrat des Landkreises Augsburg

Die Broschüre ist unter anderem über die Bezirksheimatpflege erhältlich.

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