Es sind Fragen, die jeden angehen, der öfter mit dem Fahrrad unterwegs ist: Wie gut überwacht die Stadt, ob auf Radwegen geparkt wird? Wie gut sind die Abstellmöglichkeiten? Sind Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Radfahrer freigegeben? Alle zwei Jahre fragt der Fahrradklub ADFC in einer Online-Umfrage so das Fahrradklima in den Städten und Gemeinden ab. Jeder kann teilnehmen, insgesamt gibt es 27 Fragen, die jedes Mal gestellt werden. Die Teilnehmer vergeben Bewertungen von 1 bis 6 – Bayerns bestes Ergebnis vor zwei Jahren war das von Bad Wiessee mit einem Durchschnittswert von 2,94.
Fragen zum Miteinander im Verkehr
Heuer stehen noch fünf Zusatzfragen zum Miteinander im Verkehr zur Abstimmung – laut ADFC-Vorsitzender Bernadette Felsch geht es dabei darum, dass der Stress im Verkehr zunehme. Sie fordert einen Ausbau der Infrastruktur für Radfahrer, das sei das beste Mittel für ein stressfreies Miteinander. Allerdings müssen dafür auch genügend Menschen an der Abstimmung teilnehmen. Bis jetzt haben deutschlandweit laut ADFC 168.000 Bürger den Fragebogen ausgefüllt, bei der vorherigen Umfrage 2022 waren es 245.000.
In Bayern haben alle größeren Städte das Quorum von mindestens 50 Abstimmenden erreicht, das es braucht, damit die Abstimmung dort gewertet wird. In einigen mittelgroßen Städten fehlen dagegen noch Stimmen: etwa in Bad Tölz, Kronach, Dingolfing oder Berchtesgaden. Die ADFC-Vorsitzende Bernadette Felsch sagt, in den Kommunen gebe es insgesamt kein Erkenntnisdefizit, wohl aber ein Umsetzungsdefizit bei den Maßnahmen für besseren Radverkehr.
Bad Endorf: Note 4,67
Der Markt Bad Endorf im Landkreis Rosenheim kam bei der Umfrage 2022 nur auf ein "mangelhaft", das war Platz 100 von 100 in seiner Größenkategorie. Selbst Bürgermeister Alois Loferer (CSU) sagt, der Ort sei kein "Radlerparadies" – sieht aber wenig Möglichkeiten, das zu ändern: Durch Bad Endorf laufen zwei viel befahrene Staatsstraßen mit bis zu 20.000 Fahrzeugen täglich, jede Veränderung muss mit den oberen Behörden abgestimmt werden.
Gemeinderatsmitglied Eduard Huber von den Grünen dagegen beklagt fehlenden politischen Willen: Man könnte, so Huber, durchaus parallel zu den Hauptstraßen Fahrradstraßen nur für Radler und Anwohner freigeben oder Einbahnstraßen für Radfahrer öffnen, die Pläne gebe es längst – sie würden nur nicht umgesetzt.
Regensburg: Note 3,92
Regensburg ist ein Beispiel für eine Kommune, in der viel über bessere Radwege diskutiert wird. 2019 hatte dort der Stadtrat die Forderungen eines Radentscheids übernommen, danach wurden 18 Hauptradlrouten durch die Stadt geplant. Die erste ist jetzt fertig, neun Kilometer beinahe kreuzungsfrei durch die Stadt.
Trotzdem, so Stadträtin Astrid Lamby (ÖDP), bleibe noch jede Menge zu tun: Sie beklagt zu enge Radwege und unübersichtliche Verschwenkungen – "für Autofahrer würde man so nicht bauen", so Lamby. Und sie fordert, bei vierspurigen Autostraßen eine Spur in jeder Richtung für den Umweltverbund aus ÖPNV und Fahrrad freizugeben. "Regensburg wäre eine Traumstadt für Radfahrer", so Lamby, kurze Distanzen, kaum Berge im Zentrum – jetzt müsse nur noch die nötige Infrastruktur her.
Abstimmung online
Die Abstimmung zum Fahrradklima-Test läuft noch bis zum 30. November. Abgestimmt wird mit einem Online-Formular, zu finden unter fahrradklima-test.adfc.de (externer Link), dort finden sich auch die ersten Zahlen zur Beteiligung in den Kommunen.
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