Hauptfeldwebel Alexander Schmidt hat vor drei Jahren die "Aktion Pfötchen" ins Leben gerufen. Damit unterstützt er die Ausbildung von Assistenzhunden, die traumatisierten Soldaten dabei helfen sollen, wieder ein normales Leben zu führen.
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Als Betroffener zum Initiator von "Aktion Pfötchen"
All das macht Schmidt mit viel Engagement und aus gutem Grund: Er war selbst bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr auf dem Balkan und im Sudan. Dort musste er auch dabei helfen, Massengräber auszuheben. Er sah, wie Menschen getötet wurden. Jahrelang quälten ihn wegen dieser Erlebnisse Alpträume. Er litt an einer sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Dabei handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die durch schwere traumatische Erfahrungen ausgelöst wird.
Die Folge: Schmidt konnte nicht mehr allein zum Einkaufen gehen, sogar Wiesen oder Parks waren ihm ein Gräuel, weil er sofort an versteckte Sprengfallen dachte. Auch große Menschenansammlungen konnte er nicht ertragen. Jahrelang verdrängte er seine psychische Erkrankung. Erst vor wenigen Jahren begab er sich in Therapie, unterstützt von einem vierbeinigen Begleiter. Assistenzhund "Krümel" passt seither auf ihn auf und hat ihn ins Leben zurückgeholt. Allmählich kann Schmidt die fürchterlichen Bilder, die ihn immer wieder einholten, vergessen.
Ausbildung von Assistenzhund kostet 25.000 Euro
Ähnlich erging es Michael Biro aus dem Chiemgau. Der Stabsunteroffizier in der Hochstaufen-Kaserne in Bad Reichenhall litt nach Auslandseinsätzen ebenfalls unter PTBS. Inzwischen gesund, will er sich für andere Soldaten einsetzen, die sich einen Assistenzhund wünschen.
Die Ausbildung von Assistenzhunden ist teuer – sie kostet rund 25.000 Euro. Diese mitzufinanzieren, ist das Ziel der Privatinitiative "Aktion Pfötchen". Michael Biro ist Ansprechpartner für die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land – aber nicht nur das: Jeder, der sich an der "Aktion Pfötchen" in irgendeiner Form beteiligen möchte oder Fragen hat, kann ihn per E-Mail kontaktieren (aktionpfoetchen.brh@web.de).
Die Werbung für die gute Sache macht Biro ehrenamtlich. Er kümmert sich sowohl um das Sammeln von Kronkorken als auch um das Aufstellen von Plastiktonnen in den Wertstoffhöfen, die dann beim Schrotthändler zu Geld gemacht werden.
7,5 Tonnen Kronkorken im Berchtesgadener Land und Traunstein
Insgesamt wurden im Jahr 2023 in Deutschland 23 Tonnen Kronkorken für die "Aktion Pfötchen" gesammelt, rund 7,5 Tonnen davon in den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein. Ein großer Erfolg.
Biro freut es, dass die Akzeptanz bei der Bevölkerung und den Kameraden der Hochstaufen-Kaserne immer größer wird. Denn die Gebirgsjäger machen auch in ihrem privaten Umfeld Werbung für die Aktion und bringen Plastiktüten voller Kronkorken und Blechdeckel mit, um sie in der Kaserne abzugeben.
Deutschlandweit 100.000 Euro für gesammelte Kronkorken
Sieben Boxen mit Tausenden Kronkorken, die im vergangenen halben Jahr in Bad Reichenhall gesammelt wurden, werden nun von den Gebirgsjägern nach Traunstein transportiert. Dort sitzt die Firma, die die kleinen Metallstücke entgegennimmt. 2,2 Tonnen zeigt die Waage. Später gibt es dafür vom Betrieb "Recycling Chiemgau" einen beachtlichen Scheck. Das Unternehmen holt die Plastiktonnen von den Wertstoffhöfen, die sich beteiligen, kostenlos ab – und legt selbst immer noch etwas für den guten Zweck oben drauf. Noch ein Vorteil ist allen Beteiligten wichtig: Durch das Sammeln landen weniger Kronkorken im normalen Müll oder auf der Straße.
Inzwischen können Kronkorken für die "Aktion Pfötchen" an zehn Standorten in den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein abgegeben werden, unter anderem in den Wertstoffhöfen Siegsdorf, Ruhpolding, Bischofswiesen und Bad Reichenhall. Die gesammelten Kronkorken haben in Deutschland bisher mehr als 100.000 Euro eingebracht.
Bisher Ausbildung von sechs Hunden gefördert
Die Ausbildung von inzwischen sechs Assistenzhunden wurde bisher mit rund 40.000 Euro unterstützt. Ob und wie sehr Assistenzhunde psychisch erkrankten Soldaten helfen, wird gerade in einer Studie untersucht. Sollte das Ergebnis positiv sein, denkt die Bundeswehr darüber nach, die Finanzierung zu übernehmen.
Alexander Schmidt und Michael Biro wollen auf jeden Fall mit vollem Einsatz weitermachen. Sie informieren über die "Aktion Pfötchen" und sammeln Kronkorken, um traumatisierte Soldaten bestmöglich zu unterstützen.
Im Video: "Aktion Pfötchen" – Assistenzhunde für Bundeswehrsoldaten
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