Vor einem Jahr tobte Sturmtief Zoltan durch Bayern. Bedrohlich aufgewühlt war der Ammersee an Weihnachten 2023. Vier Tage lang peitsche der Sturm das Wasser an die Uferpromenade von Herrsching. Bei Windstärke 9 knickten die Pfähle der Stege um wie Streichhölzer.
Spenden für einen neuen Badesteg
Ein Jahr später – im Dezember 2024 – hört man an selber Stelle die Arbeiten der Bauhof-Mitarbeiter. Sie hieven gerade einen 1,4 Tonnen schweren Erinnerungsstein samt Spendentafel an seinen Platz. Er steht jetzt direkt am neuen Gemeinde-Badesteg. 242 Spenderinnen und Spender sind auf der Tafel verewigt.
Auch Bauhof-Mitarbeiter Andi Kümmel, der hier arbeitet, ist es wichtig, dass es einen funktionierenden Steg gibt – beziehungsweise zwei: "Das ist mir und meiner Frau auch selber am Herzen gelegen". Bewegt betrachtet auch sein Chef Josef Mörtl, Leiter des Bauhofs Herrsching, die Tafel und ist den Spendern dankbar: "Dass wir da eine Spendentafel brauchen nach so einem Sturm, dass wir unsere Stege wieder aufbauen können, hätte keiner gedacht, dass das so weit einmal kommt."
Die Gemeindestege waren nach dem Sturm Totalschäden, die Ufermauer abgebrochen. Tonnen von Seekies waren ans Ufer gespült, die Wurzeln der Bäume griffen ist Leere. Die Wege waren durch Schwemmholz unpassierbar. Bei 700.000 Euro lag die Schadenssumme zuletzt.
Im Video: Ein Jahr nach dem Sturm
Sechsstelliger Spendenbetrag
Herrschings Bürgermeister Christian Schiller stand nach dem Sturm vor einer riesigen Herausforderung. "Leider gibt es keine Versicherung für diese Fälle", sagt er. "Es ist kein Gebäude. Man kann weder die Ufermauer noch die Stege versichern." Und allein die Kosten für den Wiederaufbau der Stege wurden auf 200.000 Euro geschätzt. Im Frühjahr 2024 war klar: Die Gemeinde muss kreativ werden. Und Bürgermeister Christian Schiller bittet die Bürger um Spenden. "Am Anfang haben wir ein bisschen Schmunzeln geerntet, ob da wohl was zusammen kommt", erinnert sich Schiller heute.
Es kam etwas zusammen: rund 108.000 Euro. Damit hätte auch Kämmerin Miryam Goodwin nicht gerechnet: "Wir waren total überwältigt von der Spendenbereitschaft unserer Bürgerinnen und Bürger!"
Hilfe von Fußballern, Gastronomen und Bundeswehr-Reservisten
Der Sportverein organisiert Benefizspiele. Gastronomen starten Los-Aktionen und Tombolas. Und sogar eine Einzelspende von 40.000 Euro ist dabei. Den Rest kann die Gemeinde aus Rücklagen stemmen. Damit startet der Wiederaufbau. Zuvor saniert der Bauhof sämtliche Ufermauern und Wege. Auch hier mit viel freiwilliger Unterstützung – zum Beispiel von Bundeswehr-Reservisten.
Im Sommer dann ist der Weg frei für den Stegneubau. Zuerst setzt eine Zimmerei die Pfähle, danach die Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr Herrsching die Planken – in vielen, vielen freiwilligen Arbeitsstunden – erinnert sich Kämmerin Miryam Goodwin: "Dank der Feuerwehr ging das einfach viel, viel schneller. Das hat einerseits den Stegneubau wahnsinnig beschleunigt und andererseits auch den Zusammenhalt in der Gemeinde gestärkt."
Gerade rechtzeitig zum Start der Badesaison 2024 waren die Stege dann fertig und auch Ufermauer und Uferweg wieder tipptopp – weil so viele Menschen zusammen geholfen haben.
So sahen die Schäden vor einem Jahr aus:
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