Als vor drei Jahren - im Sommer 2020 - die Afrikanische Schweinepest nach Bayern zu kommen drohte, haben Jäger wie Ulrich Menneking offiziell eine Erlaubnis bekommen, Wildschweine nachts mit einem Nachtsichtgerät zu beschießen. Das war bis dahin nicht erlaubt. Doch der Bestand musste schnell reduziert werden, erzählt Menneking.
Ausnahmebewilligung wegen "akuter Gefahr"
Die Pest drohte auf die Zucht- und Mastschweine überzugreifen. Deshalb können seit 2020 die bayerischen unteren Jagdbehörden, die in den Landratsämtern angesiedelt sind, Jägerinnen und Jägern Ausnahmebewilligungen erteilen. Damit sollen Jägerinnen und Jäger Schwarzwild, das überwiegend nachtaktiv ist, nachts mit einem Nachtsichtgerät jagen können. Manche Landkreise haben dies auch per Allgemeinverfügung genehmigt.
Revierinhaber können diese Ausnahmebewilligung unter Angabe "besonderer Gründe" beantragen. Ein besonderer Grund ist laut einem Schreiben des bayerischen Innenministeriums und des Landwirtschaftsministeriums zum Beispiel die "akute Gefahr" der Afrikanischen Schweinegrippe.
Möglich ist das Bejagen mit Nachtsichtgeräten auch deshalb, weil der Bund im Februar 2020 das Waffenrecht überarbeitet hat. Der neu eingeführte Paragraph 40 im deutschen Waffengesetz erlaubt seither, dass Jäger Nachtsichtaufsätze grundsätzlich erwerben und an ihre Waffen montieren dürfen.
Nachtsichtgeräte: "Wie menschliches Auge"
Zuvor waren Nachtsichtgeräte zum Schießen im zivilen Bereich verboten. Sie waren Polizei und Bundeswehr vorbehalten, erklärt Menneking, der früher selber Soldat war und inzwischen pensioniert ist. Damit war Menneking zufolge die erste Hürde gefallen, um Nachtsichtgeräte auch bei der Jagd auf Wildschweine einsetzen zu können.
Grundsätzlich unterscheide man zwei Arten von Nachtsichttechnik: Einmal gebe es Wärmebildkameras, mit denen man auf weite Distanz Wildschweine erkennt, aber nicht wirklich scharf sehen kann. "Sie haben große Reichweiten, aber man sieht letztlich nur einen Wärmefleck."
Deshalb gebe es Nachtsichtgeräte. "Die funktionieren wie ein menschliches Auge, man kann Details sehr scharf sehen, zum Beispiel ob es sich um ein führendes Muttertier handelt."
Bestand an Jungtieren von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich
Wie sehr der Wildschweinbestand eingedämmt werden muss, variiere von Jahr zu Jahr. Je nach Witterung und Nahrungsangebot gebe es mehr oder weniger Wildschweinjungtiere. 2022 seien zum Beispiel viele Jungtiere an Lungenentzündung gestorben, weil es im Frühjahr sehr kalt und nass war. "Da gab es keinen großen Bestand und dann wird auch weniger geschossen."
Grundsätzlich aber seien Wildschweine "sehr anpassungsfähig und schlau", sagt Menneking. Als die Landwirtschaft beispielsweise auf Mais und Raps umgestellt hat, haben Wildschweine ihre Ernährungsgewohnheiten einfach mit umgestellt.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!